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Expansion in der Krise - Kassen sind gut gefüllt für Akquisitionen

Software Universe: HP untermauert ehrgeizige Softwareziele

Auf der europäischen Kundenkonferenz Software Universe bekräftigte Francesco Serafini, Senior Vice President and Managing Director HP EMEA, den Anspruch des Konzerns, auch bei Software in die Führungsspitze aufzusteigen. Kaufanreize wie Null-Prozent-Leasing und Mietangebote sollen HP neue Softwareumsätze bescheren. Gerade beim IT-Service-Management warten auf die Kunden aber große Anpassungskosten, die diese Lockangebote nicht abdecken.

Autor:Redaktion connect-professional • 14.12.2008 • ca. 2:40 Min

HP habe sich einer mehrjährigen Akquisitionspolitik verschrieben, so Serafini: Zunächst auf der
Hardwareseite mit dem Aufkauf von Compaq, aktuell bei Services mit EDS und in den letzten paar
Jahren bei Software gleich mit über zehn Akquisitionen, darunter Mercury, Opsware und
Peregrine.

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Der Einsatz von sechs Milliarden Dollar dafür hat sich laut HP gelohnt: Während die
Softwaredivision 2005 und 2006 noch Verluste einfuhr, konnte 2007 und 2008 der Profit mit
Softwareprodukten jeweils um acht und 15 Prozent gesteigert werden. Damit sei HP auf dem Weg "vom
kleinen Mitspieler hin zu einem Anbieter von relevanter Größe" bei IT-Management-Software, so
Serafini.

Nach der EDS-Übernahme, die allerdings erst noch praktisch umgesetzt werden muss, sieht sich HP
bereits jetzt als Nummer eins unter den IT-Herstellern, der sogar IBM überflügelt hat.

Das stark ausgebaute Software-Portfolio, das zusammen mit Branchenlösungen für die
Telekommunikationsindustrie in einer eigenen Business Unit zusammengefasst wurde, verspricht
größere Margen als das klassische Hardwaregeschäft. Wie in Wien mehrfach von HP-Managern betont
wurde, verfüge man auch über gut gefüllte Kassen, um bei Bedarf weitere Akquisitionen in diesem
Bereich zu tätigen. Erklärtes Ziel ist es, gerade in der gegenwärtigen Finanzkrise und Rezession zu
expandieren.

Neben neuen Software-Tools wie der Version 10.0 des HP Quality Centers, der Version 8.0 der
Konfigurationsdatenbank UCMDB (Universal Configuration Management Database) oder dem Operations
Manager i hat HP in Wien den Ausbau seines Software-as-a-Service-Angebots sowie eine Kaufpromotion
mit Null-Prozent-Leasing vorgestellt, die ausschließlich für Lösungen aus den Bereichen Business
Technology Optimization (BTO) und Information-Management gelten soll.

Kunden, die vorübergehend in einer Finanzklemme stecken, will man so unterstützen – und
langfristig als Käufer erhalten. Das Angebot ist verfügbar für Lizenz- und Support-Kosten ab einem
Betrag von 100.000 Dollar. Es ist begrenzt bis zum 31. Januar 2009.

Solche Ansätze wie SaaS und Zinsentfall hält Analyst Martin Kuppinger von Kuppinger Cole (KCP)
generell für richtig: "Null-Leasing und SaaS können helfen, zögernde Kunden zu überzeugen. Beide
Themen werden auch von unseren Kunden im Bereich der Strategieberatung diskutiert." Kuppinger geht
daher davon aus, dass das Software-Business insgesamt in diese Richtung läuft.

Allerdings betrachtet er solche Angebote gerade bei IT-Service- und Business-Service-Management
(ITSM/BSM) differenziert: "Damit wird sicher eine Hürde reduziert. Allerdings liegen bei ITSM/BSM
die Softwarekosten typischerweise sehr viel niedriger als die eigentlichen Projektkosten, das
Customizing-Thema bleibt." Die erforderliche Kopplung mit der weiterhin beim Kunden stehenden
Infrastruktur bedeute Einiges an Anbindungs- und Projektaufwand.

"SaaS kann hier insofern nur begrenzt Vorteile bringen – vor allem, weil der SaaS-Markt ja
insgesamt noch sehr unreif ist", so Analyst Kuppinger. Der Aufwnd für die Installation und den
technischen Betrieb der Plattform lasse sich damit zwar reduzieren, "aber das, was man auf der
Plattform macht, muss man dennoch lösen – und das ist der eigentlich interessante und aufwändige
Teil."

Generell sieht Kuppinger HP seit der Akquisition von Mercury im Bereich ITSM/BSM "
vergleichsweise gut aufgestellt". HP befinde sich auf einer Ebene mit IBM und CA. "BMC ist ja eher
auf den Service-Desk fokussiert, Novell bewegt sich zumindest in die richtige Richtung. Aber meine
Ansprüche erfüllt noch keiner wirklich."

Denn er sieht momentan alle Anbieter eher noch bloß mit einem "Business-Mäntelchen für das
System-Management" winken. Das eigentliche Business/IT-Alignment finde aus seiner Sicht auf der
Ebene von GRC-Plattformen (Governance, Risk Management, Compliance) statt, wo ITSM/BSM einen
Beitrag liefert, dies aber nur als ein Bereich neben anderen wie IAM (Autorisierung von Zugriffen)
oder Content Management/Archivierung.

Hartmut Wiehr/wg