Tangens will Millionen erstreiten
Der als Billiganbieter bekannte Mobilfunkvermittler Tangens greift zu einem ungewöhnlichen Schritt und hat die Wirtschaftsauskunftei Bürgel wegen Betrugs angezeigt. Mehr als 80 Prozent seiner Neukunden sollen nicht solvent gewesen sein. Eigentlich sollte das die Bonitätsprüfung verhindern.

Lag es nun an der der fehlerhaft installierten Software-Schnittstelle zu der per Internet angebundenen Bonitätsdatenbank von Bürgel oder schlicht weg an der mangelhaften Qualität und Interpretation der Scorewerte, die die Auskunftei ausspuckte, wenn ein Tangens-Vertragshändler die Bonität eines potenziellen Mobilfunkkunden anfragte? Diese Fragen werden jedenfalls von einem Gericht geklärt werden müssen, sofern ein Staatsanwalt sich der Interpretation von Michael Artschwager, Geschäftsführer bei Tangens, anschließen wird. Der jedenfalls fährt schweres Geschütz auf und sieht den Tatbestand Betrug erfüllt, weshalb er Strafanzeige gegen Bürgel und Klage auf Schadensersatz gestellt hat.
Es geht im vorliegenden Fall immerhin um einen Schaden von 2 Millionen Euro, 12,5 Prozent des Jahresumsatzes von Tangens, rechnet Diplom Ingenieur Artschwager vor. »Pro Neukunde ist uns ein durchschnittlicher Schaden von 1.000 Euro entstanden, bevor wir die Reißleine ziehen konnten«. Mehr als 80 Prozent von über 2.600 neuen Mobilfunkkunden, die Tangens ausschließlich ins Mobilfunknetz von T-Mobil bringt, sollen trotz »angeblich erfolgter« Bonitätsprüfung nicht solvent gewesen sein. Eine nachträglich von Tangens erfolgte Untersuchung habe ergeben, dass ein Großteil der geprüften Kunden zum Zeitpunkt der Bürgel-Abfrage bei anderen Wirtschaftsauskunfteien bereits harte Negativmerkmale in den Akten hatten. Deren Bonität hätte eigentlich einen Vertragsabschluss nicht gerechtfertigt, so der schockierte Tangens-Geschäftsführer.
Bürgel indes gibt sich defensiv vorsichtig. »Wir möchte zu einem laufenden Verfahren keine Stellungnahme abgeben«, erklärte eine Pressesprecherin gegenüber Computer Reseller News. Einmalig jedenfalls sei die Art und Weise, mit der der Potsdamer Mobilfunkprovider Tangens den Streitfall per Pressemitteilung öffentlich macht. »So etwas habe ich noch nicht erlebt«, so die Pressesprecherin von Bürgel.