Telekom jammert grundlos
Telekom jammert grundlos: Eine im Auftrag des VATM erstellte Studie zur Wettbewerbssituation im deutschen Telekommunikationsmarkt verdeutlicht, dass die Deutsche Telekom trotz massiver Kundenverluste wirtschaftlich nicht gefährdet ist. Gejammert werde aus anderen Gründen, meint der Verband.
In der jetzt von der Universität Duisburg-Essen veröffentlichten Untersuchung »Fakten zur Wettbewerbs- und Regulierungsrealität im deutschen Telekommunikationsmarkt « kommt der Duisburger Telekommunikationsexperte Professor Dr. Torsten Gerpott zu dem Schluss, dass die mit »übermäßiger Regulierung« begründeten Marktanteilsverluste der Deutschen Telekom AG relativiert werden müssen. Zwar habe der Bonner Konzern im ersten Halbjahr 2006 rund eine Million Kunden im Bereich schmalbandiger Festnetzanschlüsse verloren. Diesem Verlust stehe jedoch ein Zugewinn von 1,1 Millionen DSL-Kunden gegenüber. Diese teilen sich in 200.000 neue Breitband-Endkunden und 900.000 Kunden im Bereich DSLResale auf. Was auf den ersten Blick auf hohe Kundenverluste schließen lasse, sei für die Telekom betriebswirtschaftlich durchaus attraktiv und daher Teil ihrer Marktdurchdringungs-Strategie, meint der Hochschullehrer.
Demnach haben die DSL-Resale- Partner der Telekom bis Ende Mai 88,5 Prozent und seither etwa 80 Prozent ihrer Netto-Endkundenumsätze an die Telekom »durchgereicht«. Zudem entfielen bei der Telekom für diese Kunden Betreuungskapazitäten, Fakturierungs- und Inkassokosten, was die Marge erhöhe. »Selbst bei Anschlusskunden, die komplett zu alternativen Festnetzanbietern wechseln, bleiben 51,5 Prozent der Umsätze als Vorleistungsentgelte für TAL-Einrichtung und -miete sowie Interconnectiongebühren bei der Telekom «, erläutert Gerpott. Auf diese Weise würden die Wettbewerbsunternehmen beispielsweise bei 500.000 Kunden, die mit ihrem Festnetzanschluss komplett zu ihnen gewechselt sind, jährlich immer noch gut 143 Millionen Euro in die Kassen des Ex-Monopolisten spülen. Auch dabei vergrößern die eingesparten Kosten für Kundenbetreuung, Fakturierung und Inkasso die Gewinnmarge des Bonner Konzerns. Insgesamt – ermittelte Gerpott – liegen die EBITDA-Margen, die die Telekom in Deutschland erwirtschaftet, um bis zu 30 Prozent höher als die im Ausland erzielten Margen. VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner sieht durch die Analyse Gerpotts die langjährige Haltung des Verbandes bestätigt. Das eigentliche Problem der Telekom sei, dass der angestrebte Aufstieg zu einem Global Player im TK-Markt misslungen sei. »Europäische Schlüsselmärkte wie Frankreich oder Italien konnten trotz anfänglicher Erfolge nicht erschlossen werden. Hiervon versucht die Telekom abzulenken und fordert nun im Zuge ihrer notgedrungenen Rückbesinnung auf den nationalen Markt als National Champion die Unterstützung der Politik ein«, resümiert Grützner.
Durch den dramatisierten Verlust von einer Million Kunden versuche die Telekom nun mit Hilfe der Politiker, die Balance zwischen ihr und den Wettbewerbern auszuhebeln. So versuche der Konzern bei der Einführung von VDSL die Wettbewerber vom Zugang strategisch auszuschließen, obwohl gemeinsam Netzkapazitäten besser ausgelastet, volkswirtschaftlich sinnlose Doppel-Investitionen vermieden und Regulierung zurückgenommen werden könnten.