Test for the Best
Das Verkabelungssystem ist das Rückgrat der Unternehmenskommunikation. Kabelfehler, Kabelbrüche oder falsche Verlegung führen zu Netzwerkausfällen, die empfindlich Unternehmensabläufe stören. Deshalb sollte ein Netzwerkverantwortlicher regelmäßig seine Infrastruktur prüfen, und zwar Kabel für Kabel.

Kein Administrator würde auch nur im Traum daran denken, eine Schlüsselapplikation auf einer Festplatte zu installieren, deren Funktionssicherheit in Frage steht. Aber zu viele Administratoren denken kaum darüber nach, dass sie ihre Daten über eine dubiose Netzwerkverkabelung jagen. Der verantwortungsbewusste Netzwerker kennt die Wichtigkeit eines erstklassigen Verkabelungssystems, realisiert aber möglicherweise nicht, wie schnell sich die Dinge ändern.
Die Kabelstandards Kategorie 6 und 7 sind schon lange abgesegnet, und bei Neuinstallationen werden diese höherwertigen Kabel gewählt. Aber auch das beste Kabel muss getestet werden, nachdem es installiert ist. Für den Seelenfrieden lohnt es, die jüngste Generation von Kabeltestern zu untersuchen – eine clevere Sammlung auf Standards basierender Werkzeuge, die Probleme auf der physikalischen Schicht (der Bitübertragungsschicht) aussortieren. Probleme, die sich, falls nicht behoben, bis hinauf auf die Anwendungen auswirken können.
Administratoren tun also gut daran, ihre Netzwerkverkabelung zu testen. Nur, zu welchem Testgerät sollte man greifen? Schließlich ist die Auswahl sehr groß, und es gibt Testgeräte verschiedener Kategorien.
Drei Kategorienfür Kabeltester
Neue Kabeltester, entwickelt für die Durchführung unterschiedlicher Aufgaben in unterschiedlichen Preisklassen, erscheinen auf dem heutigen, von hartem Wettbewerb geprägten Markt mit hohem Tempo. Und alle diese Kabeltester sind irgendwie nützlich für spezifische Applikationen und Anwender, aber nicht alle entsprechen TIA/ISO-Performance-Standards und Zertifikatsgarantie-Anforderungen. Es ist wichtig, zwischen drei verschiedenen Testkategorien zu unterscheiden, damit der ausgewählte Tester am Ende tatsächlich die Aufgaben durchführt, für deren Bewältigung er gekauft wurde. Kabeltester werden mit unterschiedlichen Feature-Sets für ganz spezifische, im Feld durchzuführende Aufgaben entworfen. Abhängig von der Aufgabe, die ein Testwerkzeug durchführt, lässt es sich in einer von drei hierarchischen Kategorien einordnen: Zertifizierung, Qualifizierung und Verifizierung. Natürlich überlappen einander einige Features der Testwerkzeuge, aber jede Kategorie beantwortet eine eindeutige Frage:
- Zertifizierungstester: Entspricht die installierte Kabelverbindung TIA/ISO-Standards?
- Qualifizierungstester: Kann diese existierende Kabelverbindung die gewünschte Netzwerkgeschwindigkeit oder -technologie unterstützen?
- Verifizierungstester: Ist dieses Kabel korrekt angeschlossen und verbunden?
Zertifizierungstester einsetzen
Die Zertifizierung ist der gründlichste aller Kabeltests. Zertifizierungstester werden primär von kommerziellen Datenkommunikationsunternehmen oder Netzwerkbesitzern beziehungsweise -betreibern eingesetzt. Sie sind die einzigen Werkzeuge, die »Pass-« oder »Fail-Informationen« im Einklang mit TIA- und ISO-Standards liefern. Ein Zertifizierungstest-Werkzeug führt viele Typen von Messungen über vordefinierte Frequenzbereiche durch und vergleicht die detaillierten Resultate mit den Standards. Die Resultate dieses Vergleichs entscheiden darüber, ob die Verbindung einer Kategorie oder Klasse von Kabeln (beispielsweise Kategorie 5e, 6 oder Klasse D/E) entspricht. Die Zertifizierung ist der letzte Schritt, den Hersteller strukturierter Verkabelung verlangen, bevor sie ordnungsgemäß zertifizierten Projekten ihre Garantien gewähren.
Während Verifizierungs- und Qualifizierungswerkzeuge typischerweise die Kanalkonfiguration testen, können Zertifizierungswerkzeuge auch die permanente Verbindung überprüfen, die normalerweise von einem kommerziellen Datacom-Unternehmen installiert wird. Außerdem unterstützen Zertifizierungs-Testwerkzeuge normalerweise auch optische Fiber-Testoptionen, bieten erweiterte grafische Diagnosen und verfügen über Berichterstellungsfähigkeiten mit vielen Features.
Qualifizierungstester einsetzen
Qualifizierungstester sind eine relativ neue Kategorie von Kabeltestern, die für die Erfüllung der Anforderungen von Netzwerktechnikern entwickelt wurden, die zu höheren Netzwerkgeschwindigkeiten aufrüsten und Connectivity-Problemen nachspüren wollen. Qualifizierungstester bestimmen, ob eine Kabelverbindung bestimmte Netzwerkgeschwindigkeiten und Technologien, beispielsweise 100Base-TX, VoIP oder Gigabit-Ethernet, unterstützen kann oder nicht. Diese Geräte erlauben Netzwerktechnikern außerdem, Verkabelungs- schnell von Netzwerkproblemen zu isolieren. Qualifizierungstester sind leistungsfähiger als Verifizierungstester, führen aber nicht die ganze Palette von Tests durch, die notwendig sind, um ein Gerät als Zertifizierungswerkzeug zu betrachten. Inwiefern sind Qualifizierungstester leistungsfähiger als Verifizierungstester? Dazu ein Beispiel: Zwei Kabel unbekannter Fähigkeiten durchlaufen vielleicht den Verifizierungs-Wiremap-Test erfolgreich, aber ein Qualifizierungstest kann zeigen, dass Kabel A lediglich 10BaseT, Kabel B dagegen auch Gigabit-Ethernet unterstützt.
Qualifizierungswerkzeuge sind prima geeignet, um Kabelprobleme von Netzwerkproblemen zu isolieren. Ein erster Schritt könnte sein, die Geschwindigkeits- und Duplexeinstellungen der verbundenen Geräte zu überprüfen. Stimmen die Einstellungen, führt der Techniker einen Qualifizierungstest durch, der schnell zeigt, ob die Ursache des Problems vielleicht ungenügende Kabelbandbreite ist. Qualifiziert sich eine Verbindung nicht für 100BaseTX oder 1000BaseT, dann können verschiedene Diagnosen die Natur und den Ort der Performance-Fehler bestimmen. Vielleicht stimmt ja einfach nur ein Patch-Kabel nicht (beispielsweise Netzwerkverkabelung Kategorie 6 aber Legacy-(Kategorie-5-)Patch-Kabel).
Verifizierungswerkzeuge einsetzen
Verifizierungs-Testwerkzeuge führen grundlegende Kontinuitätsfunktionen, darunter Wiremap und Toning, durch. Manchmal enthalten diese Testgeräte zusätzliche Features, beispielsweise ein Time-Domain-Reflectometer (TDR), das die Distanz der Kabelverbindung oder die Distanz bis zu einem Kabelbruch oder Kurzschluss bestimmt. Die Geräte unterstützen möglicherweise die Kontinuität von Twisted-Pair- sowie Koaxial-Verbindungen und prüfen Letztere. Einige Geräte dieser Kategorie können auch feststellen, ob das getestete Kabel an ein aktives Gerät, beispielsweise einen Switch, angeschlossen ist.
Verifizierungstester sind allgegenwärtige, einfach zu benutzende, preisgünstige Werkzeuge, die oft als erstes Mittel bei der Suche nach Kabelproblemen eingesetzt werden. Sie sind besonders wertvoll als schnelles und einfaches Screening-Werkzeug für große Installationen. Mit ihnen kann ein Administrator überprüfen, ob Kabel korrekt verdrahtet und terminiert sind. Er kann damit Brüche und Kurzschlüsse finden, bevor Zertifizierungstests durchgeführt werden. Connectivity-Probleme vor der Durchführung von Zetifizierungstests zu beseitigen, kann wertvolle Zeit sparen und die Gesamtkosten der Tests deutlich drücken.
Auf der Fiber-Seite könnte ein einfacher Visual-Fault-Locator (VFL) als Verifizierungswerkzeug betrachtet werden, denn so ein Gerät verifiziert benachbarte Fiber-Verbindungen und Fiber-Polarität.
Welcher Tester für wen?
Wer ein kommerzieller Datacom-Installationsbetrieb ist, der dem Netzwerkbesitzer beweisen muss, dass sämtliche Verkabelung korrekt installiert ist und den Verbindungsspezifikationen von TIA oder ISO entspricht, muss die Installation zertifizieren. Gleiches gilt für den Eigentümer eines Netzwerks, der eine Third-Party-Installation überprüfen will, für den ist ein Zertifizierungswerkzeug die einzige Option. Und auch in einer Troubleshooting-Umgebung, in der zweifelsfrei zu belegen ist, dass die getestete Verbindung die Kategorie-5e- oder -6-Performance-Anforderungen nach TIA- oder ISO-Standards verfehlt, benötigt man ebenfalls ein Zertifizierungswerkzeug.
Wer hingegen ein Netzwerktechniker ist, der feststellen muss, ob eine nicht dokumentierte Verkabelung das 1000BaseT-Netzwerk unterstützt, ist auf ein Qualifizierungswerkzeug angewiesen. Ebenfalls eine gute Option ist der Qualifizierungstester für denjenigen, der in einem existierenden Netzwerk gelegentlich etwas hinzufügen, verschieben oder geringfügig ändern muss beziehungsweise ein temporäres Netzwerk einrichten und dieses nur für eine spezifische Netzwerktechnologie qualifizieren will.
Techniker, die Kabel verlegen, terminieren und gelegentlich kleinere Änderungen an der Verkabelung durchführen, sind typischerweise mit Verifizierungswerkzeugen gut beraten. Diese Geräte dienen auch als erste Hilfe bei der Suche nach Verbindungs- und Drahtpaar-Fehlern.
Was sonst noch zu berücksichtigen ist
Hat man entschieden, welcher Kategorie der Kabeltester entsprechen soll oder muss, sind einige weitere Dinge zu berücksichtigen:
Screen-Displays gibt es in Farbe, mit Graustufen oder schlicht zweifarbig. Für die Funktionalität des Kabeltesters ist dies sicher nicht entscheidend, aber ein gutes Farbdisplay ist auf Dauer für die Augen angenehmer und weniger ermüdend. Wie groß ist die Speicherkapazität des Geräts? Herausnehmbare Flash-Karten speichern Tausende von Tests, während eingebauter Pufferspeicher lediglich ein paar Hundert Tests speichern kann.
Kabeltester sind tragbare Geräte, die einen rauen Arbeitstag durchstehen müssen – und zwar unabhängig von einer externen Stromquelle. Das bedeutet, dass die Akkulaufzeit ein wichtiges Auswahlkriterium darstellt. Mindestens einen Tag sollte das Gerät durchstehen, ohne nachgeladen zu werden. Sinnvoll sind Wechselakkus oder Batterien in handelsüblichen Formaten. Der Handheld-Tester sollte natürlich nicht zu groß und nicht zu schwer sein.
Sinnvollerweise überträgt man die Messwerte nach den Tests auf einen PC. Hier stellt sich die Frage, über welche Schnittstelle das Testgerät verfügt. Aus Gründen der höheren Geschwindigkeit, ist einer USB-Schnittstelle gegenüber einer seriellen der Vorzug zu geben. Sind die Messwerte dann auf dem PC, hängt es von der mitgelieferten Software ab, wie sie sich weiterverarbeiten lassen. Einige Hersteller offerieren lediglich einfache Berichte, während andere komplette Verwaltungssoftware liefern, mit der sich die Daten auch grafisch aufbereiten sowie archivieren lassen. [ dj ]