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Gute Geschäfte mit Telefonanlagen

TK-Hersteller Auerswald expandiert

Während andere Hersteller wegen des Preisverfalls und des rückläufigen ISDN-Geschäftes zu kämpfen haben, verzeichnet Auerswald einen Absatzzuwachs. Firmenchef Gerhard Auerswald rechnet in diesem Jahr mit zehn Prozent Umsatzplus.

Autor:Redaktion connect-professional • 16.5.2008 • ca. 2:35 Min

Das Geschäft mit Telefonanlagen hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Längst vergibt die Deutsche Telekom nicht mehr im großen Umfang Fertigungsaufträge an die zumeist mittelständischen, deutschen Anlagenhersteller – ein Geschäft, das für einige Hersteller lange ein wichtiges Standbein war. Einige Konkurrenten aus dem Netzwerksegment sprechen vom Ende der Telefonanlage, ebenso die Mitbewerber aus dem Software- Bereich, die mit Soft-PBXLösungen den Markt erobern möchten. Der im niedersächsischen Cremlingen-Schandelah ansässige Hersteller Auerswald ist jedoch der Beweis dafür, dass man mit Telefonanlagen auch im Jahr 2008 gut verdienen kann – wenn man es klug anstellt.

In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen rund zwei Millionen Euro investiert, um die Fertigung vor Ort auszubauen. Seit der Fertigstellung der neuen Gebäudeteile ist das zeitweise ausgelagerte Serviceteam wieder integriert, die 180 Mitarbeiter können jetzt eine elegante, selbst betriebene Kantine und Cafeteria nutzen. Die Fertigung ist hocheffizient, was Firmengründer und Geschäftsführer Gerhard Auerswald während einer Betriebsführung nicht ohne Stolz erläutert: Zwar seien die Lohnkosten hierzulande deutlich höher als in Asien, aber durch eigene Entwicklungsanstrengungen sei es beispielsweise möglich, ein Telefon-Endgerät wesentlich schneller und effizienter zu produzieren, als es ein Auftragsfertiger in Fernost erledigen könne. Lieferzeit und -kosten nach Deutschland: null.

Probleme mit der »modernen« VoIP-Technologie hat Auerswald nicht, er glaubt jedoch auch nicht, dass Soft-PBX-Lösungen sein Unternehmen vomMarkt fegen werden. »Kunden möchten auch künftig mit komfortablen Telefonen telefonieren. Welches Protokoll dabei benutzt wird, ist ihnen völlig egal.« Selbstverständlich bietet auch Auerswald neben analogen und ISDN-System VoIP-Telefone und VoIP-fähige Telefonanlagen an. Dass VoIP vor allem im KMU-Geschäft die einzig vernünftige Lösung sei, bezweifelt Auerswald: »Wo sind denn die VoIP-Vorteile? Wo spart der Endkunde mit VoIP?«, fragt er. Gerade bei der Auerswald-Zielgruppe seien hoch performante Netzwerke, die für IP-Telefonie eine zwingende Voraussetzung seien, längst nicht der Regelfall. Hinzu komme durch VoIP ein spürbarer Anstieg der Stromkosten – gerade in Zeiten der »Green IT«-Diskussion ein gewichtiger Minuspunkt. Asterisk-Lösungen würden heute zwar gut funktionieren, meint Auerswald, doch die Implementierung koste viel Zeit und erfordere hohes ITKnow- how, das der Kunde meist teuer einkaufen müsse. Für viele Endkunden sei eine VoIP-Lösung deshalb erheblich teurer, als ein konventionelles Produkt, das heute in der Regel ja die Möglichkeit zum späteren Umstieg auf IPTelefonie beinhalte.

Auch die von verschiedenen Netzbetreibern angekündigten IP-Centrex-Lösungen für den Mittelstand sieht er nicht als Bedrohung: Welches Unternehmen werde freiwillig die gesamte Kommunikationstechnik aus der Hand geben und sich damit in völlige Abhängigkeit zu einem Carrier begeben, fragt er. Auch wenn Kosteneinsparungen möglich seien, rechnet Auerswald bei IP-Centrex mit einem »Markterfolg«, der etwa vergleichbar mit dem Carsharing sei. »Carsharing wäre für viele Autofahrer günstiger, dennoch möchte fast jeder ein eigenes Auto haben.«

Trotz dieser Kritik glaubt jedoch auch Gerhard Auerswald nicht an ein unbegrenztes Fortbestehen der ISDN- und Analog- Technik. »VoIP wird in Zukunft den größten Anteil haben«, ist er überzeugt. Der TK-Fachhandel habe sich mit der IP-Telefonie inzwischen zum größten Teil vertraut gemacht, Schulungen seien stark nachgefragt. Die von Auerswald ebenfalls belieferten Elektroinstallateure sieht der Firmenchef hier – von Ausnahmen abgesehen – im Rückstand. »Diese Installationsbetriebe werden künftig verlieren, wenn sie sich jetzt nicht mit der Netzwerktechnik gründlich beschäftigen«, warnt er.

Das eigene Unternehmen sieht der Firmengründer trotz des VoIP-Wandels auf Erfolgskurs. Mit einem Nettoumsatz von 22 Millionen Euro und deutlichem Zuwachs werde das Unternehmen weiter expandieren. Mit seinem nach dem Studienabschluss bereits im Unternehmen tätigen Sohn werde die Firma auch in der nächsten Generation weiter erfolgreich auf dem Markt agieren.

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INFO

Auerswald GmbH & Co. KG
Vor den Grashöfen 1, 38162 Cremlingen
Tel. 05306 92 00-0, Fax 05306 9200-99
www.auerswald.de