US-Distributor steigt ins europäische VAD-Geschäft ein: Arrow Electronics übernimmt DNS
US-Distributor steigt ins europäische VAD-Geschäft ein: Arrow Electronics übernimmt DNS. Seit zwei Jahren sucht Arrow Electronics Inc. den Einstieg in den europäischen Markt für Enterprise Computer-Produkte. Jetzt kauft der US-amerikanische Distributor den Fürstenfeldbrucker VAD DNSint.com AG für rund 131 Millionen Euro und wird damit wichtigster Distributionspartner von Sun Microsystems in Europa.
US-Distributor steigt ins europäische VAD-Geschäft ein: Arrow Electronics übernimmt DNS
Arrow erwartet, dass die Übernahme von DNS innerhalb der nächsten sechs bis acht Wochen abgeschlossen werden kann. Noch steht die Zustimmung der europäischen Kartellbehörde aus. Der Kaufpreis beträgt laut Arrow rund 131 Millionen Euro. Die Summe enthält Schulden von 28 Millionen Euro, die übernommen werden. »Durch diese Akquisition weiten wir unser Geschäft für Enterprise Computer-Produkte aus«, meint dazu J. Edward Coleman, Präsident des Arrow-Unternehmensbereichs Enterprise Computing Solutions. Arrow ist ein international agierendes Distributionsschwergewicht, aber hierzulande noch wenig bekannt. Der Distributor für elektronische Bauteile und Komponenten war im System-Bereich bislang nur in den USA und Kanada tätig. In Deutschland ist Arrow mit Bauelemente-Distributor Spoerle Electronic und dem Komponenten-Spezialisten Microtronica vertreten. Die Arrow-Gruppe erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 10,6 Milliarden US-Dollar.
Mit Blick auf das Sun-Geschäft verfolgt Arrow über seine Business Unit (BU) Moca in Nordamerika eine ähnliche Strategie wie DNS in Europa. Moca konzentriert sich als Channel Development-Partner vornehmlich auf die Betreuung der Sun-Vertriebspartner mit Unterstützung für das komplette Produktportfolio der Solaris-Company. Parallel dazu unterhält Arrow aber noch zwei weitere BUs, nämlich SBM und Support Net. Während SBM als HP Enterprise Channel-Partner aufgestellt ist, fungiert Support Net als IBM-Distributor. Beide Geschäftsbereiche vertreiben ebenso wie Moca jeweils das gesamte Angebotsspektrum der Hersteller von Hardware über Software bis zu den Services und bieten den ergänzenden Support dazu.
Multi-Vendor- Strategie
Flankiert wird das Angebot der drei großen Anbieter in den verschiedenen BUs durch eine Reihe von weiteren Herstellern. Darunter finden sich auch Namen von Anbietern, mit denen DNS Distributionsvereinbarungen unterhält, beispielsweise Hitachi (HDS), Veritas (Symantec) oder Dataram. Als viertem Standbein vertraut Arrow auf seine so genannte Enterprise Storage Solutions BU, die sich um waschechte Storage-Hersteller kümmert ? darunter so prominente Vertreter wie EMC, HDS, Network Appliance, Brocade und McData.
Ein vergleichbar breit aufgestelltes Hersteller-Portfolio findet sich in der deutschen Distributionslandschaft bisher nicht. DNS vereinigt zwar seit Mitte 2004 den Vertrieb von Sun und IBM unter einem Dach, mit der Übernahme durch Arrow und deren in Nordamerika praktizierten konsequenten Aufteilung in einzelne Hersteller-Business-Units, stellt sich aber die Frage, ob auch das IBM-Geschäft von DNS nicht mittelfristig in eine eigenständige Geschäftseinheit ausgegliedert werden könnte.
Manfred Moullion, Vorstand der DNSint.com AG, versichert gegenüber CRN, dass es »mit der Übernahme keine Änderungen bei DNS gibt«. Weder Kunden noch Hersteller müssten sich auf eine neue Unternehmensstrategie einstellen. Auch das Management mit den Vorständen Manfred Moullion, Kurt Schöffer und der Geschäftsführerin der DNS GmbH, Andrea Benzinger, bleibt in dieser Form bestehen. Die Übernahme sei, so Moullion weiter, nicht zwingend notwendig gewesen. DNS, derzeit 320 Mitarbeiter, setzte im vergangenen Jahr bei einem »profitablen Ergebnis« 275 Millionen Euro um, plante für dieses Jahr etwa 310 Millionen Euro umzusetzen. Das europaweit agierende Unternehmen ist mittlerweile in zehn europäischen Ländern mit Niederlassungen tätig. Zusätzlich werden die baltischen Staaten von Finnland aus betreut. »Außerdem sind wir gerade dabei, uns auch in Slowenien und Kroatien niederzulassen«, fügt Moullion hinzu.
DNS hofft auf Synergie-Effekte
Dass das DNS-Management am Mittwoch vergangener Woche die Übernahmevereinbarung mit Arrow unterzeichnet hat, ist sicherlich auch darin begründet, dass Arrow als kapitalkräftiges Unternehmen zu einem ernsthaften Konkurrenten für DNS in Europa geworden wäre. Ausschlaggebend für Moullion war aber, »dass von Anfang an die Chemie zwischen den Amerikanern und uns gestimmt hat und wir den Eindruck gewinnen konnten, dass Arrow der DNS freie Hand lässt«. Dies zeige sich auch bei den anderen Unternehmen der Arrow-Gruppe, die im Komponentenumfeld innerhalb Europas tätig sind. »An der Selbständigkeit der Firmen wird nicht gerüttelt.« Zudem sei die VAD-Strategie bei Arrow identisch mit der des Fürstenfeldbrucker Unternehmens. Für die Zukunft erhofft sich Moullion nicht nur Synergie-Effekte aus der Übernahme, sondern vor allem auch weiteres Wachstum in den strategisch wichtigen Herstellerbereichen wie Sun, IBM oder Veritas.
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Kommentar
Manchmal ist es von Vorteil, wenn man gefressen wird. Siehe Arrow und DNS. Dass das amerikanische Distributionsschwergewicht nach einem Einstieg in das europäische VAD-Geschäft sucht, ist seit zwei Jahren bekannt. Ein Damoklesschwert für den Fürstenfeldbrucker Value Add Distributor, denn in der strategischen Ausrichtung geht man beinahe identische Wege, und in Konkurrenz mit dem US-Unternehmen hätte man vor allem im Sun-Channel womöglich Marktanteile verloren. Zum Glück stimmte da die Chemie: In Arrows Moca-Unit engagieren sich ehemalige Merisel-Fachleute. Und die kennt man bei DNS noch aus der gemeinsamen Zeit unter dem Dach von Distributor CHS. Nach der freundlichen Übernahme muss sich nun die VAD-Konkurrenz Gedanken machen, denn mit der Aufnahme von DNS in die Arrow-Firmengruppe wird ein europäischer VAD-Riese entstehen.