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Verleger Nienhaus: Endgerät Zeitungspapier hat Zukunft

Essen (dpa) - Elektronische Endgeräte wie das iPad von Apple machen nach Meinung von Christian Nienhaus aus der Zeitung noch längst kein Altpapier. Nienhaus (50) ist Vorsitzender des Zeitungsverlegerverbands Nordrhein-Westfalen und, zusammen mit Bodo...

Autor:Redaktion connect-professional • 26.6.2010 • ca. 2:10 Min

…Hombach, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe.

Hat das Endgerät Zeitungspapier noch eine Chance?

Nienhaus: «Ja, die hat es. Ich glaube, dass Papier moderner ist als viele denken. Denn auch in einem digitalen Prozess ist das Papier ein Speichermedium, das ohne Stromquelle funktioniert und das so günstig herzustellen ist, dass man es nach Gebrauch wegwerfen kann. Wir glauben aber, dass Papier auf Dauer nicht das alleinige Ausgabemedium der Zeitung sein wird. Man muss in zunehmendem Maße dafür sorgen, dass Zeitungen auch auf anderen Endgeräte ausgegeben werden.»

Was bedeutet das für die Verlage?

Nienhaus: «Das bedeutet zunächst, dass wir journalistische Darstellungsformen für andere Medien finden. Damit sind wir auch schon ganz gut unterwegs - die Online-Zeitungen sind ja ganz ordentlich. Dabei spielt die stärkere Bedeutung von Bewegtbildern eine Rolle. Wenn Sie sich heute eine Online-Zeitung auf dem iPad anschauen, dann sind dort auch ganz wunderbar Videos zu integrieren.»

Sie konkurrieren auf dem neuen Medienmarkt ja nicht nur um die Leser, die Nutzer der Inhalte, sondern auch um die Anzeigenkunden. Geraten Sie hier in Gefahr?

Nienhaus: «Es ist eine Herausforderung. Wir glauben, dass die Werber, die bei uns inserieren, auch immer davon profitieren, dass sie Kleingedrucktes wie Preisinformationen bei uns gut kommunizieren können, viel besser als im flüchtigen Bewegtbild. Das gilt für Aldi oder Lidl, das gilt aber auch für Autohändler, die ihre Finanzierungsbeispiele darstellen. Das Fernsehen hat den schön gemachten Spot, wo ich das Auto über eine Küstenstraße fahren sehe. Insofern hat da jeder seine eigene Nische. Auf elektronischen Endgeräten wird beides kombinierbar sein. Die Preisinformation, der Konfigurator und der 30-Sekunden-Spot mit der Küstenstraße.»

Werden sich aber die Werber nicht an den Preisen orientieren, die sie bei Online-Inseraten gewöhnt sind, statt Zeitungspreise zu zahlen?

Nienhaus: «Das wird man sehen, das ist genau die Krise des Geschäftsmodells. Wir müssen zusehen, dass wir, wenn wir die journalistische Leistung auch in Zukunft erzeugen wollen, auch einen Finanzierungsbeitrag von den Onlineangeboten bekommen, die ja bisher in den meisten Fällen die für Print erzeugten journalistischen Leistungen zweitverwerten. Wenn man eine Zukunft ohne Printmedien hätte, dann gäbe es auch keine Leistungen, die online kostenlos zu haben wären. Aber noch funktioniert das Finanzierungsmodell Print ja gut. Und wir glauben, dass eine unserer Kernkompetenzen der Lokaljournalismus ist. Je überregionaler das Geschäft, desto mehr Konkurrenten habe ich. Aber wenn ich wissen will, was in meiner Stadt los ist, wie der Fußballverein in meiner Nachbarschaft gespielt hat, dann muss ich mit hoher Wahrscheinlichkeit den Lokalteil meiner Zeitung zur Hand nehmen oder auf deren Seite klicken. Über Bayern München dagegen finde ich überall etwas. Zugleich machen wir das überregionale Werbegeschäft, weil wir viele lokale Märkte kombinieren.»

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