Verspielt
Wie so oft in der Weltgeschichte, sind Frauen die letzte Hoffnung. Nicht nur für starke Männer, hinter denen bekanntlich starke Frauen stehen
Sondern auch für ganze Branchen wie der Spiele- Industrie, deren gewaltiges Wachstum der letzten Jahre langsam, aber sicher an Schwung verliert. Das macht die Hersteller nervös und lässt sie auf der diesjährigen Games Convention alles aufbieten, von was Frauen und Mädchen angeblich träumen: Popstar-Ambitionen, virtuelle Haustierpflege und Quizshows. Und zur Einstimmung auf die zukünftigen Daddelköniginnen präsentiert Verona Pooth, ehemals Spinat- Sexbombe und Dummerchen vom Dienst, die Spieleversion der Desperate Housewives.
Aber den entscheidenden Geniestreich für ein erfolgreiches Werben um die weibliche Zielgruppe haben Marktanalysten in dem wissenschaftlichen Experiment vom Pawlowschen Hund ge funden. Der Verhaltensforscher Pawlow hatte zufällig beobachtet, dass bei Hunden schon die Schritte ihres Herrchens Speichelfluss auslösten, obwohl noch gar kein Futter in Sicht war. Er vermutete, dass das Geräusch der Schritte, das regelmäßig der Fütterung vorausging, für die Hunde mit Fressen verbunden war und so die Begeisterung auslöste. Die Spiele-Industrie macht sich diese Konditionierung künftig zunutze. Da allseits bekannt ist, dass Frauen nicht auf Klicken und Ballern stehen, muss also ein anderer Schlüsselreiz her: Pinke Spielekonsolen und kulleräugige Sims-Haustiere sollen Herstellern das Geld in die Tasche und Frauen den Glanz in die Augen treiben.
Wie die jüngsten Zahlen des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) zeigen, ist das offenbar der richtige Weg: Der Anteil der Frauen an den Spielefans lag nach den ersten sechs Monaten des Jahres schon bei 25 Prozent. Besonders hoch ist der Anteil der Frauen angeblich unter den Nutzern von kleinen Handhelds wie dem Game Boy. Die Mutmaßung aber, dass Frauen am liebsten mit etwas spielen, was sie in der Hand halten können, ist vielleicht eher feuchten Männerträumen entsprungen als seriöser Marktanalysen. Ach ja, die zweite neue Zielgruppe sind übrigens die »Älteren«, genauer gesagt, die über 30-Jährigen.
Vielleicht sollen da sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Frauen über 30, denen nachgesagt wird, dass sie eher von einer Atombombe als vom richtigen Mann getroffen werden, fühlen sich mit süßen Joysticks und kuscheligen Nintendogs bestimmt bestens versorgt.