Videokonferenzsysteme: Mehr Schwung durch IP
Videokonferenzsysteme: Mehr Schwung durch IP. In der Vergangenheit haben hohe Leitungskosten, eine schlechte Bildqualität und proprietäre Technik den Erfolg von Videotelefonie verhindert. Inzwischen unterstützen Videokonferenzsysteme allerdings jedes Telefonie-Protokoll. Das Geschäft mit Sprach- und Videodaten kommt dadurch in Schwung.
Videokonferenzsysteme: Mehr Schwung durch IP
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Markt für Videokonferenzlösungen gewachsen. Weltweit liegt das Marktvolumen für Videokonferenzlösungen laut Wainhouse Research bei 594 Millionen US-Dollar ? ein Nischenmarkt zwar, aber mit steigender Tendenz. Dabei teilen sich die drei Top-Hersteller Polycom, Tandberg und Sony über 90 Prozent des Marktes. Mit rund zwei Prozent Marktanteil ist der italienische Hersteller Aethra in Europa die Nummer vier. Dass der Markt lukrativ ist und noch Potenzial bietet, beweisen neue Anbieter wie etwa Life Size oder NEC, die sich in diesem Bereich etablieren wollen.
Beflügelt wird das Videokonferenz-Geschäft durch IP: Während bereits viele Unternehmen Voice-over-IP als eine preisgünstige Alternative zur klassischen Telekommunikation verwenden, entdecken jetzt immer mehr Firmen die Vorteile der visuellen Kommunikation, sprich Video-over-IP. In vielen Bereichen bieten Videokonferenzen neben zeitlichen Vorteilen und massiv reduzierten Reisekosten auch Potenzial zur Produktivitätssteigerung.
Die 2004 von der EU veröffentlichte Kommunikationsstudie »Eye-2-Eye« stützt diese Argumente ? die auch bei Verkaufsverhandlungen als Argumentationsgrundlage dienen können. Die Kommunikation »von Angesicht zu Angesicht« sei persönlicher, leichter zu verstehen, stärke das gegenseitige Vertrauen in die Gesprächspartner und erleichtere die Überwindung sprachlicher und kultureller Barrieren. Weiterhin kam die Studie zu dem Ergebnis, dass sich Videokommunikation hervorragend für Diskussionen, Verhandlungen, Planungen und weltweite Meetings eignet. Interessante Details liefert auch das Marktforschungsinstitut Roper ASW: Demnach sind 74 Prozent der Nutzer bei Telefonkonferenzen unaufmerksam und lediglich zwölf Prozent lesen ihre E-Mails bis zu Ende. Der Einsatz von Video bei der täglichen Kommunikation biete deshalb qualitative Vorteile gegenüber dem Einsatz von Telefon und E-Mail.
In der Vergangenheit scheiterte der Videokonferenz-Einsatz oft an mehreren Faktoren: Dazu gehörten die technische Integration unterschiedlicher Netze, verschiedene Standards unterschiedlicher Hersteller und die mangelhafte Bandbreite bei simultanen Audio- und Videokonferenzen. Inzwischen unterstützen Videokonferenzsysteme allerdings jedes Telefonie-Protokoll und ermöglichen dadurch eine nahtlose Integration von Sprach- und Videodaten. Die International Telecommunications Union (ITU) gab erst kürzlich die Zertifizierung von zwei neuen technischen Standards für visuelle Datenkommunikation bekannt. Sie ermöglichen das einfachere Überwinden von Firewalls bei der visuellen Datenkommunikation über IP-Netze und tragen die Namen H.460.18 und H.460.19. Durch Video-over-IP könnte der Markt also neuen Schwung erhalten.
Die beiden ITU-Standards fußen auf der vom Hersteller Tandberg unter dem Namen »Expressway« entwickelten Technologie. Sie sollen die »Network Adress Translation« beim visuellen Datenaustausch vereinheitlichen. Die im Februar dieses Jahres eingeführte Expressway-Lösung bietet die Möglichkeit, in IP-Netzen Firewalls zu umgehen und dadurch Videokommunikation über IP zu ermöglichen. Mit Hilfe dieser Technologie können Unternehmen mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern im Home Office via Videokonferenz over IP kostengünstig kommunizieren. Bis dahin war dies nur unternehmensintern möglich. »Der neue Standard bringt der gesamten Videoconferencing-Branche einen enormen Schub«, freut sich denn auch Tandberg-CEO Andrew Miller.
Eine ganz ähnliche Strategie auch bei Sony: Seit diesem Sommer unterstützen auch die beiden aktuellen Videokonferenzmodelle »PCS-1P« und »PCS-TL50P« Ciscos Call Manager. Die enge Kopplung der Sony-Produkte mit dem Call Manager erlaubt Unternehmen aller Größenordnungen, Video- und Audiodaten mit minimalem Installationsaufwand zu übertragen. Die Eingabe einer IP-Adresse ist auch hier nicht mehr notwendig, der Anwender wählt einfach die Telefonnummer des Videokonferenzpartners für einen schnellen Verbindungsaufbau.
Darüber hinaus setzt der japanische Hersteller auf einen Ausbau des Portfolios im Bereich der Midrange-Systeme: Das Videokonferenzsystem »PCS-G50P« adressiert den Markt für mittlere und große Konferenzräume. Die Ausstattung ist umfangreich: Parallel zum Videobild lassen sich über eine Data Solution Box per Knopfdruck PC-Daten (Präsentationen, Tabellen, Dokumente etc.) oder mittels Visualizer auch Objekte in XGA-Qualität zur Gegenstelle übertragen. Dies funktioniert bei einer Mehrpunktkonferenz mit allen angeschlossenen Teilnehmern. Die interne Multipointfunktion erlaubt die Kommunikation zwischen sechs verschiedenen Lokationen, die über IP- und/oder ISDN-Netzen angeschlossen sind.
In diesem Monat wird Sony außerdem das All-In-One-System »PCS-TL30P« vorstellen. Mögliche Einsatzgebiete der All-in-One Lösung (Videokonferenzsystem mit 17-Zoll-Flachbildschirm) sind Büroarbeitsplätze in mittelständischen Unternehmen, im Büro des Abteilungsleiters in großen Konzernen oder im Home Office des Außendienstmitarbeiters. Insgesamt rechnet auch Sony mit einer positiven Marktentwicklung: »Wir erwarten bei Videokonferenzsystemen ein Wachstum von über 20 Prozent in den kommenden zwölf Monaten«, bekräftigt Hermann J. Schanz, Senior Manager Business Communications.
Last but not least verfolgt auch Marktführer Polycom eine ähnliche Produktstrategie: Mit drei neuen VSX-Systemen und der Softwareversion 8.0 will das Unternehmen seiner gesamten Video-Produktlinie neuen Schwung geben. Die Produktlinie VSX soll als Collaborations- und Videokonferenz-Plattform die gesamte Palette vom Desktop bis zum Konferenzraum abdecken. »Die Videokommunikation befindet sich an einem Wendepunkt, an dem einerseits die Qualität und Leistungsfähigkeit der angebotenen Lösungen die Voraussetzungen für eine allgemeine Akzeptanz bieten und die Systeme andererseits so erschwinglich geworden sind, dass sich die Kosten für Unternehmen jeglicher Größe rechnen«, glaubt Robert Hagerty, Chairman und CEO von Polycom. Durch Partnerschaften mit Alcatel, Avaya, Cisco, Lucent, Microsoft, Nortel soll Polycom-Videotechnik ein wichtiger Baustein für »Collaborative Communications« werden. Mit der hauseigenen Technologie »Pro-Motion H.264« will Polycom trotz des geringen Bandbreitenbedarfs von 384 KBit/s lebensechte und natürliche Videowiedergabe erreichen. »Stereo Surround« soll als Pendant den Ton vervollkommnen und sicherstellen, dass sich sämtliche Stimmen klar unterscheiden lassen, selbst wenn mehrere Teilnehmer gleichzeitig sprechen.
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www.aethra.com
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www.polycom.com/emea
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Tandberg Deutschland
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