Viva Nokia: Die hohe Kunst der Subvention
Bei einer Scheidung muss in den meisten Fällen der Mann der Frau etwas zahlen, wenn die bessere Hälfte geht.
Bei der »Vernunftehe « zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Handy-Giganten Nokia ist es dagegen umgekehrt. Die Landesregierung fordert von ihrer Ex Nokia 60 Millionen Euro an Subventionen zurück, da Nokia sich dem Land gegenüber letztlich als Heiratsschwindlerin und nicht als treue Gattin erwiesen hat.
Möglicherweise hat Nokia das Wort Subvention auch mit Subversion verwechselt und lässt deshalb ein ganzes Firmengelände und fast dreitausend Arbeitnehmer fluchtartig zurück.
Die 60 Millionen waren in jedem Fall mit Sicherheit gut angelegtes Geld. Denn schließlich muss ein armer Konzern wie Nokia, der aus eigener Kraft nicht fähig wäre, die Handy-Produktion anzukurbeln, zweifellos kräftig mit Subventionen unterstützt werden. Böse Zungen behaupten zwar, dass die Nokia-Handys genauso überflüssig wären, wie die enormen Tomatenberge und Milchseen, die jedes Jahr von der EU subventioniert werden – Tomaten werden in der EU zum Beispiel jedes Jahr mit 372 Millionen Euro subventioniert.
Doch diesem zutiefst zynischen Urteil können wir uns absolut nicht anschließen. Zugegeben, so viele Tomaten wie in einem Jahr produziert werden, können die Verbraucher der EU beim besten Willen nicht verzehren. Doch mit den Tomaten kann man wirklich die tollsten Sachen anstellen, die man sich mit Nokia-Handys bisher nicht so recht vorstellen konnte.
In der ostspanischen Stadt Bunol wird zum Beispiel jedes Jahr eine riesige »Fiesta Tomatina« veranstaltet, bei der die Bürger und ca. 30.000 weitere Angereiste rund 100.000 Kilogramm Tomaten zu Ketchup machen, indem Sie auf den Tomaten herumtrampeln oder sich gegenseitig mit dem roten Gemüse bewerfen. Das beliebte Spektakel taucht Plätze, Straßen und Häuser der rund 10.000 Einwohner großen Stadt im Nu in eine rote Brühe.
Die »Tomatina« findet bereits seit 61 Jahren traditionell am letzten Mittwoch im August statt und zieht Touristen aus Europa, Asien und den USA an. »Die Schlacht hilft, Stress abzubauen. Und die Tomaten sind auch gut für die Haare«, meinte Stadträtin Pilar Garrígues. Die überzähligen Tomaten will die lebenskluge Kommunalpolitikerin in diesem Jahr nach Bochum schicken, damit die Nokia-Verantwortlichen damit beschmissen werden können. In Bochum hat man indes auch einen Weg gefunden, um die überschüssige Nokia-Handy-Produktion vor Ort in sinnvoller Weise zu nutzen: Im Sommer wird in der Ruhrpott-Metropole eine Handy-Olympiade stattfinden!
Beim Handy-Triathlon werden die Athleten aus aller Welt ihr Nokia-Handy zunächst zur obersten Etage des Stadtwerke-Hochhauses bringen, hinunterwerfen, wieder herabeilen und anschließend noch darauf herumtrampeln. Die Königsdisziplin in Bochum wird jedoch der Handy-Weitwurf sein. Ob der Sieger es schaffen wird, sein Handy bis zum neuen Nokia- Werk in Rumänien zu schleudern, bleibt indes abzuwarten.