Von der Kinderstube zur NSA
Wenn die NSA ihre Praktiken erklären soll, wird es meist nebulös. Umso besser, dass auch einfache Erziehungstipps für Kinder als fabelhaftes Beispiel dienen.

Kinder und deren Erziehung ist seit jeher ein Thema, bei dem selbst die klügsten Köpfe mit den schlausten Argumenten scheitern. Ab dem Zeitpunkt, von dem ein Kind sein »Nein« gegen alle Fragen und Aufforderungen stellt, verlaufen Diskussionen zwischen Eltern und dem eigenen Nachwuchs im Nichts. Haben die lieben Kleinen erst einmal ihren Sturkopf entwickelt und wehren sich letztendlich doch zu vehement gegen Entschlüsse von Mama und Papa, wird gerne zur Ultima Ratio gegriffen: »Als wir so klein waren wie du, war das auch so!«
Das dachte sich bestimmt auch Keith Alexander, Geheimdienstchef der NSA. Gar nicht geheim stellte er sich in einem Online-Video der Öffentlichkeit und beantwortete »Fragen«, die vor Ehrfurcht und Demut nur so trieften. Neben dem Für und ohne Wider erklärte der NSA-Chef, warum sich gerade das Abhören als die beste Methode für das Ergreifen von Terroristen eignet. Möglicherweise hat sich Alexander zu sehr an die Erziehung in seinen Kindheitstagen erinnert.
Im Video vergleicht er nämlich die Abhörmethoden zu Gunsten der Staatssicherheit mit dem Badewannengang von Kindern zu Gunsten der Sauberkeit. Alexander lehnt sich dabei weit aus dem Fenster und behauptet, Kinder würden nicht in die Badewanne wollen und deshalb nach besseren Waschmethoden fragen. Natürlich hat der NSA-Chef auch für solche Problemstellungen umgehend eine Lösung parat: »Eigentlich wolltet ihr am liebsten niemals in die Badewanne. Aber es ist eben nötig um sauber zu werden. Das weiß jeder Erwachsene. Und so verhält es sich auch mit den NSA-Programmen. Es gibt keine bessere Methode um Terroristen zu fangen.«
Keith Alexander weiß einfach, wie man langwierige Diskussionen rasch beendet und wendet seine Argumente nur auf einem anderen Level an. Und er hat Recht, dass uns eine kalte, erfrischende Dusche im NSA-Skandal die Augen für die Notwendigkeit des totalen Abhörens öffnen würde. Frisch gewaschen und von allen Vorurteilen gegenüber der NSA gereinigt, würden wir verstehen, dass sich nur so Terroristen stoppen lassen. Nur so kann der amerikanische Geheimdienst nicht nur die USA, sondern die ganze westliche Welt schützen, wenn nötig auch vor sich selbst. Wundern Sie sich also nicht darüber, wenn ihnen in ihrer eigenen Küche ein netter NSA-Agent über den Weg läuft. Er will uns nur beschützen, wenn er übereifrig und mit erhobenen Zeigefinger droht: »Messer, Gabel, Scher und Licht, sind für kleine Bürger nicht…«