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Wer ist schuld?

Wer ist schuld?

Autor:Redaktion connect-professional • 13.11.2006 • ca. 1:25 Min

Sie erinnern sich bestimmt noch an das Desaster mit der Maut: Nicht nur konnten die fälligen Gebühren auf Deutschlands Autobahnen nicht zeitgerecht eingezogen werden, auch der Ansehensverlust für die deutsche Industrie war beträchtlich. Nicht ganz so hohe Wellen hat der IT-Pfusch bei den Finanzämtern geschlagen, doch auch hier wurden beträchtliche Summen in den Sand gesetzt und staatliche Stellen bei der Ausübung ihrer Pflichten behindert. Die Zeche zahlen am Ende die Steuerzahler – Sie und ich. In der Öffentlichkeit stehen dann schnell die IT und die IT-Manager am Pranger. Politiker sind darin geübt, Gelegenheiten zu nutzen, um den Schwarzen Peter rasch weiterzureichen. Schuldzuweisungen in die andere Richtung – von der IT zur ­Politik – gibt es natürlich ebenso. Namhafte Konzerne wollen nichts auf sich sitzen lassen. Ähnliche Dramen wie die beiden genannten spielen sich in unseren Ämtern und Behörden tausendfach ab. Mitunter werden dabei tatsächliche Unzulänglichkeiten der Gegenseite grell beleuchtet. Doch letztlich sind die Ursachen der IT-Miseren nicht in Unfähigkeit oder Unwilligkeit zu suchen. Und schon gar nicht führt die Schuldfrage weiter und zu einer Lösung der Probleme. Wie bei vielen Konflikten kann hingegen bessere Kommunikation auch hier der Schlüssel zur Lösung sein. Auftraggeber – meist IT-ferne Verwaltungsfachleute oder Politiker – und Auftragnehmer – IT-Abteilungen öffentlicher Einrichtungen oder externe IT-Dienstleister, die viel von Informatik, aber nur wenig von Gesetzen und Verordnungen verstehen – müssen sich enger und öfter abstimmen. Diese Einsicht liegt auch der Neufassung des V-Modells zu­grunde, das im öffentlichen Sektor die Planung und Abwicklung von IT-Projekten unterstützen soll. Die ersten Erfahrungen sind durchaus ermutigend. Ob daraus auch ein Exportschlager wird, wie sich das die Erfinder an den Technischen Universitäten in München und Kaiserslautern wünschen, die im Auftrag des ­Bundes Hand angelegt haben, bleibt abzuwarten. Zunächst einmal muss sich das verbesserte Vorgehensmodell in Deutschland im breiten Praxiseinsatz bewähren. Wir werden für Sie die ­Dinge jedenfalls im Auge behalten.

Ihr Dr. Werner Fritsch (werner.fritsch@staatundit.de)