Zeile um Zeile - Blatt um Blatt
Zeile um Zeile - Blatt um Blatt. Steigende Stückzahlen sind von Nadeldruckern nicht zu erwarten, doch das Geschäft mit den Matrix-Printern erweist sich als genauso widerstandsfähig wie die Geräte selbst. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig.

Zeile um Zeile - Blatt um Blatt
Sie sind die Dinosaurier des Computerdrucks, die Nadeldrucker. Mit einem nicht besonders brillanten monochromen Druckbild und hohem Geräuschpegel wurde den Matrix-Druckern schon öfter das Aussterben vorhergesagt. Die Dinos widersetzen sich jedoch standhaft der Ausrottung mit nahezu konstanten Verkaufszahlen. Eingerichtet haben sie sich in Nischen. »Nadeldrucker ergänzen die Druckerlandschaft dort, wo die nunmehr vorherrschenden Technologien Laser und Tinte nicht mehr weiterkommen oder nicht rentabel sind«, urteilt Fernando Fiore, Sales Agent bei der CPG International. Hinsichtlich der Betriebskosten gilt der traditionelle Nadeldruck weiter als unschlagbar: Als Verbrauchsmaterial fallen lediglich preiswerte Farbbänder an, deren Kapazität je nach Modell zwischen zwei Millionen und 25 Millionen Zeichen beträgt.
Doch nicht nur die günstigen Druckkosten sichern den Matrixdruckern ihre Existenz. »Einsatzgebiete, die besonders physische Anforderungen an das Produkt stellen, wie thermische Belastung oder Vibration, lassen dem Anwender kaum Möglichkeiten für Alternativen«, erläutert Kay Strucks, Produkt Marketing Manager bei Oki. »Matrix-Drucker kommen vor allem bei dem Bedruck von Formularsätzen wie zum Beispiel Rechnungen und Lieferscheinen zum Einsatz. Damit werden Matrix-Drucker überall dort gebraucht, wo ohne großen Aufwand mehrere Durchschläge von Dokumenten benötigt werden und die Qualität der Ausdrucke keine übergeordnete Rolle spielt«, ergänzt Lexmark-Marketing-Manager Holger Wadewitz.
Durchschläge gefragt
Aufgrund der Fähigkeit Durchschläge zu drucken, sind die Nadeldrucker in bestimmten Branchen besonders gefragt. »Das sind beispielsweise die Bereiche Logistik und IT-Services mit speziellen Druckaufgaben wie Frachtbriefe, Etiketten, Listen, Zollpapiere oder Lieferscheine«, erklärt Katrin Köster, Marketing Managerin bei Printer Systems international (PSi). Gerade Speditionen kommen am Einsatz der Nadler nicht vorbei. »Vor allem Ausfuhrpapiere werden oft von den ausländischen Zollbehörden in Originalversion mit zahlreichen Durchschlägen verlangt«, bestätigt Achim Ritz vom Zoll- und Speditions-Software-Entwickler TIA aus dem schwäbischen Heubach.
Fernando Fiore fallen noch weitere Anwendungsmöglichkeiten ein: »So verwenden beispielsweise Behörden wie KFZ-Zulassungs- und Bußgeldstellen Nadeldrucker für ihren Output, Rechtsanwälte für Mahnbescheide, Reisebüros für Flugtickets und Ärzte für die unterschiedlichsten Formulare. Im Schalterbereich bei Banken und Praxen kommen heutzutage zumeist kompakte Flachbettdrucker zum Einsatz, die weniger Platz einnehmen als ein A4-Blatt. Aufgrund automatischer Papierausrichtung und Papierstärkeanpassung bieten sie dem Anwender mehr Komfort als frühere Generationen. Die unterschiedlichen Formulare, wie sie am Bankschalter, beim Arzt oder bei der KFZ-Zulassungsstelle vorzufinden sind, können damit präzise und schnell bedruckt werden«, erklärt der Fachmann.
Zwar haben sich mit den Jahren viele Druckerhersteller von der Nadel-Technologie verabschiedet, doch immerhin teilen sich auch heute noch eine Hand voll Hersteller den Markt. Laut den Marktforschern von IDC konnte Epson in Deutschland vergangenes Jahr mit 47,9 Prozent die meisten Geräte absetzten, gefolgt von Oki mit 36,1, Tally Genicom mit 10,1 und Lexmark mit 3,8 Prozent. Firmen wie CPG mit 1,2 Prozent oder PSi mit 0,4 Prozent haben mit speziellen Geräten, die wesentlich hochpreisiger verkauft werden, die Nische in der Nische besetzt. So kommt PSi beispielsweise auf 2,1 Prozent Marktanteil, am Umsatz gemessen. Oki hat hier die Nase vorn, gefolgt von Epson und Tally Genicom.
Der Gesamtmarkt ist 2004 mit insgesamt 70163 verkauften Geräten gegenüber 77514 im Vorjahr um 9,5 Prozent geschrumpft. Moderater war der Umsatzrückgang mit rund 2,7 Prozent auf 35,8 Millionen Dollar.
Dabei spielt auch die Langlebigkeit der Produkte eine Rolle: »Die hohe Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Produkte, führt dazu, dass viele Kunden zunächst in neue Softwarelösungen oder Rechner investieren. Der Drucker ist nicht nur im normalen Arbeitsablauf, sondern auch bei den Investitionen meist das letzte Glied in der Kette, beklagt sich PSi-Managerin Köster. »Dabei übersehen viele Anwender, dass auch die Matrixdrucktechnologie in den vergangenen Jahren weiterentwickelt wurde. Neue Produkte bieten beispielsweise Vorteile im Handling, ein verbessertes Schriftbild mit vielfältigen neuen Möglichkeiten für OCR-Schriften oder Barcodedruck oder ganz einfach eine höhere Performance bei gleichzeitig extrem niedriger Total Cost of Ownership (siehe Produktbesprechungen rechts).
Technische Fortschritte
Auch bei stagnierenden oder rückläufigen Verkaufszahlen arbeiten die Hersteller weiterhin an besserer Ausstattung, Leistung und Funktionalität ihrer Geräte. PSi versucht beispielsweise seine »Intellidrive«-Technologie zu verbessern, mit der vorgegebene Felder auf Formularen präzise angesteuert werden können. CPG stattet Drucker mit erweiterten Funktionen wie Magnetstreifenleser oder integrierten Scannern für Banken oder Ticket-Offices aus. Tally Genicom setzt auf die Verbesserung der Administrierbarkeit im Netz sowie auf multiples Papier-Handling und Oki erweitert die Anschlussmöglichkeiten um USB. » Totgesagte leben länger, das bestätigt sich auch bei Matrixdruckern, die sich in ihren Nischen hartnäckig behaupten«, verkündet PSi-Managerin Katrin Köster selbstsicher.