Zum Inhalt springen
Zum Ende der »deutschen Cisco« Bintec

Zocken mit Geisterfirma Bintec

Die Bintec AG hat fast nicht zu bieten, außer einem Börsenmantel. Der allerdings interessiert Börsenzocker schon immer.

Autor:Martin Fryba • 26.11.2007 • ca. 1:25 Min

Die Bintec AG hat nichts zu bieten: kein operatives Geschäft, keine Produkte, keine Dienstleistungen. Die Produkte des einstmals als deutsche Cisco gehandelten Netzwerkherstellers aus Nürnberg sind längst in der Hand der Funkwerk AG, die unter dem alten und eingeführten Namen weiterhin Router vertreibt. Einzig und allein der Börsenmantel der Bintec AG ist noch da. Der allerdings könnte einen nicht unerheblichen Wert für die Aktionäre und natürlich für die zahlreichen Börsenzocker darstellen. Erinnerungen an so manche Aktiengesellschaft wie der Brauhaus Amberg werden wach, als Spekulanten Ende der 90er Jahre in nur wenigen Monaten das 20-fache ihres Investments erzielen konnten, nachdem die Deutsche Balaton den Börsenmantel übernommen und in ihn ihre Tochtergesellschaft net.IPO gesteckt hatte – ein virtuelles Bankhaus, das sich im Zuge des Internethypes auf Börsengänge spezialisiert hatte, selbst aber durch die Hintertüre an die Börse gebracht worden war.

Werden auf der morgen stattfindenden Hauptversammlung der Bintec AG in Nürnberg die Kapitalmaßnahmen der Verwaltung beschlossen, könnte sich die Hintertür zum Kapitalmarkt für solche Firmen öffnen, die ohne großen Aufwand, ohne hohe Kosten und natürlich schnell den Weg an die Börse suchen.

Das ist auch das Kalkül des Gläubigers der Bintec AG und dessen Aufsichtsrats-Chef Falk Strascheg, der zusammen mit der VEM Aktienbank aus München diesen Börsenmantel verwerten will. Stimmt die Hauptversammlung dem Punkt 9 der Tagesordnung zu, wird Bintec in Amicus AG umbenannt und der Geschäftszweck dahingehend geändert, dass das eigen Vermögen verwaltet wird. Klingt gut, ist es aber keineswegs. Die Geisterfirma Bintec ist überschuldet und braucht dringend frisches Geld, weswegen die Hauptversammlung auch eine Kapitalschnitt und gleichzeitige Kapitalerhöhung beschließen soll. Die Insolvenz wird nicht ausgeschlossen, sollte das nicht klappen.

Geht es gut, will der Amicus-Vorstand künftig im Beteiligungsgeschäft mitmischen. Wer sich da an wem beteiligt, bleibt eine spannende Story. Uns dagegen bleibt Bintec in Erinnerung, dass nicht nur abgewirtschaftete Brauereien, sondern auch ehemalige insolvente IT-Firmen noch zu einer großen Zukunft an der Börse geführt werden können.