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Editorial

Zwei Brüder

Es gab in dieser Woche gleich zwei Meldungen, die mich verblüfften. Die eine ist die, dass FSC nicht länger PC-Marktführer in Deutschland ist.

Autor:Markus Reuter • 6.8.2008 • ca. 1:15 Min

Eine kleine Sensation, wenn man bedenkt, dass es fast ein Naturgesetz war, dass Fujitsu-Siemens den deutschen Markt anführt. Bedanken kann sich das Unternehmen bei Siemens-Chef Peter Löscher, der mit seiner unklaren Haltung zur Zukunft des Joint Venture den einen oder anderen Firmenkunden vergrault haben dürfte.

Spektakulärer, wenngleich scheinbar weniger spannend, die zweite Meldung: »Die Wegerts übernehmen wieder ihre Promärkte« (Details lesen Sie in der Rubrik News). Die Wegerts, das sind die Brüder Michael und Matthias Wegert aus Berlin. Die beiden sind für mich die unverwüstlichen Stehaufmännchen der IT-Branche. Sie kämpfen gemeinsam seit Jahren, ja fast Jahrzehnten, gegen die Pleite ihrer Handelskette an: Mal kaufen sie die Promärkte von der britischen Kingfisher für einen Euro zurück, damit die Briten die Flächenmärkte ja nicht einstellen. Dann führen sie vergeblich einen jahrelangen Sanierungskurs durch und taufen die Retail-Kette mehrmals um (Promarkt, Makromarkt, Ypso). Dann geht gar nichts mehr, und sie bringen die Läden in den EP-Konzern (Medimax) ein. Dann mal wieder Insolvenz. Und jetzt das Comeback: Sie führen mit dem neuen Investor Gordon Brothers International fünfzehn Märkte weiter. Und was wird die Zukunft bringen? Natürlich wieder einen Kampf gegen die Insolvenz.

Das Ganze erinnert an den Kampf von Don Quichotte gegen die Windmühlen. Oder an Sisyphos, der immer wieder seinen Stein den Berg raufschleppt. Warum tun die Brüder sich so etwas an? Nun, es kursiert in der Branche ein Gerücht: Die Mutter soll den Beiden gesagt haben, dass sie nicht das Erbe ihres Vaters aufgeben dürfen, der die Handelskette vor über 70 Jahren gründete. Und was eine Mutter befiehlt, das müssen die Söhne auch umsetzen.

Ich weiß nicht, ob das Ganze stimmt. Aber es wäre eine schöne Geschichte.

Mit den besten Grüßen,

Markus Reuter