In nur drei Monaten vom Branchenneuling zum IT-Berater? Das kostenlose Ausbildungsprogramm der Münchner Academy soll’s möglich machen – Festanstellung inklusive. Über ein ambitioniertes Projekt, das erste Früchte trägt.
Die Digitalisierung verändert die Arbeit. Einig sind sich Experten zum Beispiel darin, dass die meisten Berufsbilder einen wesentlich höheren IT-Anteil haben werden. So fehlen laut Bitkom-Erkenntnissen derzeit 55.000 Personen mit IT-Kompetenz auf dem Arbeitsmarkt. Die Nachwuchskräfte von morgen sollten daher IKT-bezogene Kompetenzen (Informations- und Kommunikationstechnik) mitbringen: Diese würden für die Mehrzahl der Beschäftigten zur Schlüsselkompetenz werden und seien notwendig, um das Potenzial digitaler Technologien am Arbeitsplatz zu nutzen. Überdies würden die Qualifikationsprofile insgesamt komplexer: Sozial-kommunikative Kompetenzen, systemisches Denken, Abstraktionsfähigkeit und die Fähigkeit zur schnellen Informationsverarbeitung und Datenselektion werden zentraler. Aber auch die Verknüpfung von IT-Kompetenzen mit ökonomischen Fähigkeiten und Führungskompetenzen wird stärker gefragt sein. Ein weiterer Trend ist die wachsende Bedeutung von Teamarbeit: Führungskräfte und Beschäftigte, Entwicklung und Produktion müssen operativ noch enger zusammenarbeiten. Zudem erfordert die Verschmelzung von Produktions- und Informationstechnik in vielen Arbeitsbereichen interdisziplinäre Kenntnisse.
Ein Unternehmen, das mit seinem Angebot genau auf diese Anforderungen eingeht, ist die Münchner Academy. „In zwölf Wochen zum IT-Consultant“ – mit diesem Spruch wirbt sie für ihr Ausbildungsprogramm. Doch wie genau soll das bewerkstelligt werden? Wie gelingt es, solch komplexe Themen in einem derart kurzen Zeitraum zu vermitteln? Und das ganz ohne Vorwissen? Eines sei vorweg verraten: Ohne eine gewisse Affinität zu technischen Themen geht es nicht.
Synergieeffekte
Gegründet wurde Academy vor drei Jahren von Micael Holmström in Stockholm als Tochterunternehmen von Academic Work. Der schwedische Personaldienstleister, der seit 20 Jahren am Markt ist, hat sich auf die Vermittlung von Jobs an Studenten, Absolventen und Young Professionals spezialisiert. 2017 expandierte Academy dann nach Finnland. Seit Januar 2018 ist die Schule auch hierzulande vertreten. Die deutsche Niederlassung in München wird von Philipp Leipold als Geschäftsführer geleitet. Der erste IT-Kurs der Academy startete Anfang Juli 2018. Sein Fokus: die Programmiersprache Java.
Während Academic Work primär die Rekrutierung von Young Professionals übernimmt, fungiert Academy als Ausbilder. Und genau dieses Zusammenspiel zwischen Mutter- und Tochter-Unternehmen führt dazu, dass das Academy-Angebot mit sehr reizvollen Alleinstellungsmerkmalen aufwarten kann: eine kostenfreie Ausbildung sowie eine unbefristete Festanstellung im Anschluss an diese. „Wir sind die Spezialisten fürs Training und letztlich das motivationsbasierte Recruiting. Wir nutzen aber die zwanzigjährige Erfahrung und Ressourcen von Academic Work für die Rekrutierung und die Vermittlung“, erläutert Leipold. Und weiter: „Wir kennen mit Academic Work – sowohl kunden- als auch kandidatenseitig – den Markt sehr gut und sind schon seit zehn Jahren hier vor Ort in Deutschland. Wir sehen den Bedarf hier genauso wie in Skandinavien. Und Skandinavien hat nicht zu Unrecht die Konnotation, dass da Innovationen entstehen, die dann auch auf andere Länder ausstrahlen können.“
Diversity-Charakter
Die Erfahrungswerte der Academy in Schweden und Finnland zeichnen ein heterogenes Bild: So liegt das Durchschnittsalter der Teilnehmer bei knapp 30. Der Akademikeranteil beträgt rund 80 Prozent.Über 35 Prozent sind Frauen. Viele der Bewerber haben sich bereits eine Karriere in unterschiedlichen Branchen, wie Pädagogik oder Marketing, aufgebaut – sind also Quereinsteiger. Aber auch IT-Absolventen, die die Ausbildung als Sprungbrett nutzen wollen, sind vertreten.
„Wir sehen eine ähnliche Verteilung auch hierzulande“, merkt Leipold an. Alterstechnisch decke man die Bandbreite von 19 bis 51 Jahren ab. Besonders diese Vielfalt trage zum Erfolg eines Unternehmens bei. „Diversity hört sich zwar ein wenig nach Sozialstaat an“, gibt der Deutschland-Geschäftsführer zu. „Aber mitnichten! Je diverser ein Team, desto besser die Ergebnisse. Und von dieser Varianz leben wir auch. Wir wollen die Leute ja auch darauf vorbereiten, dass sie später in Teams mit unterschiedlichen Hintergründen arbeiten können.“ Das sei eine der Hauptherausforderungen; gerade am Anfang. Die Abbruchquote übrigens, auch das zeigen die Erfahrungswerte aus Skandinavien, liegt bei über 700 Absolventen durchschnittlich bei einer Person pro Kurs mit 15 bis 30 Teilnehmern. Die Gründe dafür seien meist persönlicher Natur.