In vielen Unternehmen haben sich hybride Arbeitsweisen und die zugehörigen Videomeetings fest etabliert. Doch die „Videomeeting-Fatigue“ – also die Videomeeting-Müdigkeit – geht damit einher. Deshalb braucht es geeignete Abläufe und Technik, um dagegenzuhalten.
Ob Pandemie, Energiesparmaßnahmen oder mehr Flexibilität für Mitarbeitende: Es gibt viele Gründe für hybrides Arbeiten. Die dafür nötige Technik scheint inzwischen installiert und die entsprechenden Arbeitsabläufe gelernt. Doch laut einer aktuellen Umfrage von Dimensional Research im Auftrag von Cisco finden 95 Prozent der Befragten ständige Videokonferenzen ermüdend. Etwa jeweils ein Drittel klagt über Nacken- und Schulterschmerzen, Kopfweh oder Augenprobleme. Während sogar mehr als jeder Fünfte Muskelverspannungen spürt, fühlen sich nur 19 Prozent am Ende eines Tages voller Video-Meetings körperlich gut.
Dies zeigt vor allem: Einfach nur einen Laptop mit Collaboration-Tools bereitstellen, ist nicht ausreichend. Denn kleine Bildschirme führen zu buckliger Haltung, große wiederum zu Augenschmerzen. Zu enge Headsets drücken auf den Kopf und fehlende Pausen zwischen den Meetings auf das Gemüt.
Entsprechend müssen Unternehmen nicht nur auf geeignete technische Lösungen achten, sondern auch auf ihre organisatorischen Prozesse und Arbeitsabläufe. Denn selbst der beste Bildschirm hilft nichts, wenn Mitarbeitende acht Stunden am Stück darauf starren müssen. Letztlich sorgt nur eine Kombination aus der richtigen Hardware, Software und Organisation für eine gesunde Arbeitsumgebung.
Laut der Studie verbringen 93 Prozent der Befragten mindestens zwei Stunden täglich in Videokonferenzen. Bei 23 Prozent sind es vier bis fünf Stunden und bei jedem Zehnten sogar sechs Stunden oder mehr. Wie bei vielen anderen einseitigen Belastungen steigt entsprechend das Risiko für körperliche Beschwerden und Müdigkeit.
Daher sollten Unternehmen und Teams überprüfen, ob wirklich jedes Meeting notwendig ist. Vieles lässt sich auch über Chats, gemeinsame Arbeitsbereiche oder Intranet-Portale vermitteln. Unternehmen können auch Ausgleiche schaffen, beispielsweise durch meetingfreie Tage, Sportangebote oder auch psychologische Beratung.
Aber auch die Mitarbeitenden sind zur Achtsamkeit gegenüber ihrer eigenen Gesundheit aufgefordert. Zumindest sollten sie kurze Pausen zwischen den Meetings einplanen, dabei aufstehen und sich bewegen. Auch freiwillige Meetings aufzusetzen oder bei einigen Calls spazieren gehen, hilft bereits – setzt aber eine entsprechende Unternehmens- und Führungskultur voraus, die auf die Eigenverantwortung der Belegschaft vertraut.
Diese veränderten Abläufe müssen dann noch durch geeignete Hardware und Software ergänzt werden. Zum Beispiel filtern Collaboration-Lösungen Hintergrundgeräusche aus und erleichtern somit das Zuhören für beide Seiten. Nonverbale Kommunikation wie Chats, Zustimmung per Icon oder eine gehobene Hand als Wortmeldung sorgen für Abwechslung. Zudem bieten viele Kameras einen dynamischen Bildausschnitt, sodass die Teilnehmenden aufstehen und sich die Beine vertreten können, während ihnen die Kamera automatisch folgt.
Stellen Unternehmen solche organisatorischen und technischen Hilfen zur Verfügung, rennen sie bei ihren Beschäftigten offene Türen ein. Denn gemäß der Umfrage von Dimensional Research und Cisco glauben die meisten Mitarbeitenden, dass das die besten Mittel gegen „Video-Fatigue“ sind: weniger nahtlos aufeinander folgende Meetings (42 Prozent) sowie technische Möglichkeiten, auch während einer Konferenz aufzustehen und sich zu bewegen (37 Prozent). Ebenfalls häufig genannt wurden Fünf-Minuten-Puffer zwischen Meetings (33 Prozent), meetingfreie Tage (27 Prozent) und Technologien, die Hintergrundgeräusche beseitigen (24 Prozent).
Da sich hybride Arbeitsweisen zunehmend durchsetzen und der Homeoffice-Anteil beständig steigt, sollten Unternehmen jetzt den nächsten Schritt gehen. Nach der grundsätzlichen Bereitstellung der technischen Lösungen müssen diese nun gemeinsam mit den Arbeitsabläufen optimiert werden. Dazu zählen genügend Pausen vom Computer und das Recht zum Ablehnen von Meetings ebenso wie hohe Audio- und Videoqualität oder flexible Funktionen.
Anton Döschl, Architecture Lead Collaboration, Cisco Deutschland