Alcatel: Liberté, Egalité, Voice-over-IP. Der französische Netzwerk- und Telekommunikationsausrüster Alcatel hat seine Kräfte gesammelt und nimmt einen weiteren Anlauf, um mit Cisco in den Ring zu steigen. Mit freien Schnittstellen, dem Bekenntnis zu allgemeingültigen Standards und den gut positionierten Voice-over-IP-Produkten sieht sich das Unternehmen gut gerüstet.
Alcatel-Präsident Olivier Houssins Attacke gegen Cisco, die er vor zwei Jahren mit der vollmundigen Parole »Der Markt dürstet nach einer Alternative zu Cisco«, ankündigte, blieb im Netzwerkbereich weitgehend unbemerkt. »Wir haben uns zu lange auf ATM konzentriert. Das war ein Fehler«, räumt Jean-Christophe Giroux, Präsident der Enterprise Solutions Division bei Alcatel, heute ein. Doch geschlagen gibt sich der Alcatel-Chef noch lange nicht. »Wir haben im zweiten Halbjahr 2003 angefangen, konkurrenzfähige Gigabit-Ethernet-Produkte vorzustellen, und auch in der ersten Jahreshälfte 2004 ist in diesem Bereich noch einiges von uns zu erwarten«, kündigt er an.
Auch strategisch haben Franzosen einige Ansätze ausgeknobelt, um Cisco Marktanteile abzugraben: Dabei setzen sie nicht wie 3Com auf One-Stop Shopping ? denn das scheint Giroux für Kunden derzeit keine glaubwürdige und wünschenswerte Option. Doch die Notwendigkeit, Komplettlösungen anbieten zu können, sieht auch Alcatel: In seinem »Application Partner Program« hat der TK-Ausrüster Drittanbieter zusammengefasst, aus deren Portfolio er hochwertige Komplettlösungen sozusagen »aus zweiter Hand« anbieten kann.
Dazu gehören beispielsweise PowerDsine, Anbieter von Power-over-Ethernet Switches, oder auch der Firewall-Spezialist Netscreen. Bei beiden ist jedoch fraglich, wie lange sie noch Teil der Alcatel-Familie sind, denn mittelfristig will das Unternehmen Power-over-Ethernet auch in seine eigenen Switching-Produkte integrieren. Das würde das Einsatzgebiet der PowerDsine-Produkte deutlich einschränken. Und ob sich Alcatel und der neue Netscreen-Besitzer Juniper Networks vertragen, ist so kurz nach der Bekanntgabe der Übernahme auch noch nicht klar.
Auch bei den fünf Access Points, Alcatels Einstieg ins WLAN-Geschäft, verlässt sich das Unternehmen auf externes Know-how: »Wi-FI-Produkte sind eine delikate Mischung aus Hochfrequenz- und Netzwerktechnik. Hier selbst zu entwickeln dauert viele Monate ? und diese Zeit gibt uns der Markt nicht«, begründet Giroux.
Und das Pendant zu den Produkten von Extreme Networks oder Symbol Technologies, Omni-Access 4060 zur Verwaltung angeschlossener Access Points, stammt aus fremden Fabs ? auch wenn hier Alcatel das Geheimnis nicht lüften will, um wen es sich handelt.
Alcatel will in Deutschland zunächst weiterhin mit einer recht begrenzten Zahl von Partnern zusammenarbeiten, Erst einmal sollen die bisher eher sprachorientierten Reseller an die Daten- beziehungsweise Konvergenzprodukte herangeführt werden. »Das Vertrauen der Partner in die Datenprodukte ist wieder gewachsen«, freut sich Giroux. Denn nachdem sich Gerüchte hartnäckig hielten, Alcatel werde sich ganz von diesem Bereich verabschieden, haben die Neuvorstellungen der vergangenen Monate zumindest bei den Alcatel Business-Partnern das Interesse wieder belebt. Bedient werden die Partner in Deutschland nach wie vor über Azlan, Komsa und Partners in Europe.
Mittelfristig sind zwar einmal mehr Partner geplant, denn einige der neuen Switches, wie etwa die Omnistack-Reihe, sind nicht mehr so komplex, dass sie nur hochqualifizierten Partnern vorbehalten bleiben müssen. Thomas Fischer, Area Director Eastern & Central Europe der Alcatel Enterprise Solutions Division, will den Ausbau der Resellerbasis aber behutsam angehen: »Es ist uns wichtig, dass unsere Partner auch weiterhin vom Geschäft mit Alcatel-Produkten leben können. Außerdem geht es nicht alleine darum, die Verfügbarkeit sicherzustellen, sondern auch die entsprechenden Support-Strukturen zu schaffen ? und das braucht seine Zeit.«
___________________________________________
Alcatel Deutschland GmbH
Lorenzstraße 10, D-70435 Stuttgart
Tel. 0711 821-0
www.alcatel.de