Dämpfer für Deutschlands Konjunktur. Der viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juni überraschend gefallen. Zwar boomt die Exportwirtschaft, die Binnennachfrage hierzulande aber stagniert. Die Stimmung im Groß- und Einzelhandel ist entsprechend gedrückt. Auch der IT-Fachhandel ist wieder negativ gestimmt, besser sieht es dagegen bei Systemhäusern und Integratoren aus.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juni gegenüber dem Vormonat von 96 auf 94,6 überraschend deutlich gefallen. Die aktuelle Geschäftslage beurteilen deutsche Unternehmen wieder so schlecht wie im September 2003. Die Aussichten für die kommenden sechs Monate haben sich sogar noch mehr eingetrübt: Der Juni-Index weist gegenüber Mai einen Rückgang von 1,7 Punkten auf ? das schlechteste Ergebnis seit Juli vergangenen Jahres.
Konjunkturtest durchgefallen, lautet das Fazit der Münchner Wirtschaftsforscher: »Die neuen Umfrageergebnisse sprechen dafür, dass die konjunkturelle Auswärtsentwicklung noch immer nicht durchgreifend gefestigt ist«. Der negative Trend wird hauptsächlich von der stagnierenden Binnennachfrage getragen. Im Gegensatz zu exportorientierten Firmen habe sich die Stimmung vor allem im Groß- und Einzelhandel eingetrübt.
Die Reaktionen auf den zweiten Rückgang des Geschäftsklimas in Folge ließen nicht lange auf sich warten: Der heute mit einem Plus in den Handel gestartete Deutsche Aktienindex DAX sackte sofort unter die Marke von 4.000 Punkten, als Ifo pünktlich um 10 Uhr die Wert bekannt gegeben hatte. Die Börsianer rechneten gestern eigentlich mit einem leicht besseren Geschäftsklima.
IT-Brache ebenfalls negativ gestimmt Den eingetrübten Konjunkturaussichten kann sich die IT-Branche ebenfalls nicht entziehen, wie die Ergebnisse der Befragung von rund 300 Fachhändlern und Systemhäusern belegen, die von »Computer Reseller News« regelmäßig durchgeführt wird. Hatten im März 2004 lediglich 16 Prozent der Befragten mit einem Rückgang der allgemeinen Marktentwicklung in den kommenden 12 Monaten gerechnet, stieg die Zahl der Pessimisten im Juni auf 21 Prozent. 43 Prozent gehen im Juni von einer Stagnation aus, im März waren es 38 Prozent.
Den stärksten Einbruch verzeichnet die CRN-Statistik beim prognostizierten Wachstum: Im Frühjahr rechnet noch 43 Prozent mit einem allgemeinen Aufschwung, im beginnenden Sommer dagegen nur noch 34 Prozent.
Systemhäuser rüsten sich für den Aufschwung Einen Lichtblick gibt es freilich auch. Befragt nach der Entwicklung ihres eigenen Geschäfts in den kommenden 12 Monaten zeigten sich die IT-Firmen in Juni ein wenig optimistischer: Immerhin noch 48 Prozent gehen von Wachstum aus, gegenüber 53 Prozent im März. Interessant hierbei ist eine genauere Aufschlüsselung nach Händlertypen. Während der Fachhandel mit knapp 38 Prozent deutlich unter den im Juni ermittelten Durchschnitt für ein Wachstum fiel, lagen System-, Softwarehäuser und Integratoren über dem ermittelten Wert. Die CRN-Prognosen decken sich weitgehend mit den Aussagen von Geschäftsführern bei Systemhäusern, die gegenüber unserer Zeitschrift von einem guten Austragseingang sprechen. Vor allem mit der Auslastung in der IT-Beratung, ein Indikator für die Investitionsbereitschaft von Geschäftskunden, sind die Häuser derzeit zufrieden. Einige von ihnen wollen sich sogar personell verstärken, um für den erwarteten Aufschwung im Projektgeschäft gerüstet zu sein.
Einen ausführlichen Stimmungsbericht lesen Sie in der nächsten Ausgabe von CRN, die am kommenden Donnerstag erscheint.