Mit smarten Waffen wollen die Hersteller künftig verhindern, dass Unbefugte sich Zugang zu fremden Schießeisen verschaffen. Wirklich smart an dem System ist jedoch leider nur die Marketingtaktik der Waffenindustrie.
Das Zauberwort unserer Zeit heißt »smart«. Durch die globale Vernetzung und intelligente Softwaresteuerungen sollen Städte, Infrastrukturen, Stromnetze, Autos und selbst Kühlschränke zu Smart Devices werden, die das Leben auf unserem Planeten effizienter machen. Jetzt springt selbst die Rüstungsindustrie auf den Zug auf und arbeitet an smarten Waffen. Die Palette reicht vom klugen Taschen-Ballermann bis hin zum automatisch agierenden Raketenabschusssystem. Gemeinsam mit dem amerikanischen Justizministerium haben einige Hersteller sogar freiwillig eine Richtlinie für »smart guns« vorgelegt, mit denen sie der Problematik der hohen Mordrate durch die etwa 300 Millionen legalen Handfeuerwaffen im Land begegnen wollen.
Funktionieren soll das über Authentifizierungslösungen, mit denen der Waffenbesitzer sich erst an der Waffe anmelden muss, bevor er nach Herzenslust drauflosballern kann. Um der kulturellen Tradition des klassischen Shootouts im Sinne der amerikanischen Westernhelden nicht im Wege zu stehen, muss dabei natürlich sichergestellt werden, dass der Schütze durch die Verifizierung »nicht beim Ziehen oder Abfeuern der Waffe behindert wird«. Man stelle sich nur vor, Clint Eastwood müsste zuerst seinen Fingerabdruck scannen, bevor er für eine Handvoll Dollar die gesamte Bande der Rojos mit gezielten Schüssen niederstreckt. Das gleiche Problem stellt sich in der modernen Zeit einem Polizisten, der einem am Boden liegenden wehrlosen Schwarzen als Notwehrmaßnahme eine Kugel in den Kopf jagen muss. Hier zählt jede Millisekunde, bevor der Schütze am Ende gar noch ins Überlegen kommt, ob er wirklich abdrücken soll.
Deshalb soll die Autorisierung zum smarten Schuss nach dem Willen der Waffenschmieden über – natürlich smarte – Tokens wie Armbänder realisiert werden. Mit ihnen ließen sich wohl immerhin einige der jährlich rund 250 von insgesamt mehr als 30.000 Tötungen durch Waffen verhindern, in denen Unbefugte wie Kinder aus Versehen eine fremde Waffe auslösen. Damit darf die vermeintlich smarte Lösung getrost als ähnlich smart und effizient gelten wie die Einführung des Zündschlüssels gegen betrunkene Autofahrten. Wer schlichtweg zu besoffen ist, um den Schlüssel ins Zündschloss zu bekommen, kann auch nicht mehr fahren. Und wer vergessen hat, das passende Armband zum Sturmgewehr aus dem Handschuhfach mitzunehmen, kann bei der beliebten gesellschaftlichen Freizeitbetätigung texanischer Massenschießereien eben künftig nicht mehr mitspielen.