Prognosesoftware vor dem Aus?

Kritik an »Kommissar Computer«

2. Juli 2019, 7:25 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Unzulängliche Datenbasis als Problem

Wirklich überraschend ist die Skepsis des Innenministeriums in Stuttgart nicht: Bereits vor zwei Jahren war eine Studie des Freiburger Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht nach einer ersten Testphase zu einem für die Hersteller enttäuschenden Schluss gekommen. In ländlichen Gebieten, in denen Wohnungseinbrüche seltener als in Großstädten vorkommen, lohne sich der Einsatz nicht, hieß es in der Untersuchung. Die Software sei zwar nicht nutzlos, aber sie sei kein Werkzeug, mit dem die Fallzahlen per Mausklick reduziert werden könnten. Nach dem zweiten Test wurde erneut bilanziert, diese Studie ist aber noch nicht veröffentlicht.

Auch Precobs-Mitgründer Michael Schweer räumt ein, dass die Software weniger für ganze Bundesländer gedacht ist: »Der Erfolg hängt davon ab, wie man sie nutzt«, sagt er der dpa. »Eine Prognose ist umso besser, je mehr Daten für sie zur Verfügung stehen. In Ballungsräumen wie Stuttgart macht Precobs deshalb mehr Sinn als auf dem Land.« Die Ergebnisse aus Bayern seien »völlig zufriedenstellend«, sagt Schweer. »Und das gleiche trifft auch für Stuttgart und Karlsruhe zu.« Er führe bereits Gespräche mit Behörden in anderen Bundesländern.

Denn Baden-Württemberg ist keineswegs das einzige Bundesland, das auf Algorithmen setzt, um Tatserien zu erkennen, Einbrüche vorherzusagen und die Polizei rechtzeitig auf die Spur der Täter zu führen. Deutsche Polizeien erinnern allerdings eher an einen Flickenteppich, wenn es um die entsprechend eingesetzte Software geht. Neben Baden-Württemberg testen oder unterhalten Landeskriminalämter in Berlin, Hessen und Niedersachsen, Sachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen spezielle Prognose-Abteilungen oder Programme.

Und genau das ist das Problem: »Langfristig macht es nur Sinn, wenn die Polizei mit einer gemeinsamen Software arbeitet«, sagt Schweer. »Egal, für welches System oder welche Software man sich dann entscheidet.« Es werde angesichts reisender Straftäter immer wichtiger, die Daten, die man habe, auch zu teilen. Allerdings unterscheide sich die Datenqualität in den Bundesländern enorm. »Die müsste man eigentlich erstmal alle auf einen Stand bringen.«


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