Menschen neigen offenbar dazu, humanoide Roboter zu vermenschlichen. Zumindest fühlten sich die Teilnehmer einer Studie der Stanford University deutlich unwohl, wenn es darum ging, die Roboter in vermeintlich intimen Körperregionen zu berühren.
Vom Aussehen und den Bewegungsabläufen her sind humanoide Roboter dem Menschen nachempfunden und schaffen es so tatsächlich, dass Menschen sie teilweise wie andere Menschen behandeln. In der einer Studie der Stanford University forderte der etwa 60 Zentimeter große Roboter »Nao« von Aldebaran Robotics die Probanden auf, auf einige seiner Körperregionen zu zeigen oder sie zu berühren. Dabei wurde die Leitfähigkeit der Haut dieser Personen überwacht, um Anspannung oder Nervosität zu ermittelt. Es zeigte sich, dass die Versuchsteilnehmer keine oder nur geringe Reaktionen zeigten, wenn es darum ging, Roboterteile wie Hände, Arme, Stirn oder Nacken zu berühren. Bei Brust oder Po fühlten sie sich dagegen deutlich unwohl – offenbar neigten sie dazu, ihre artifiziellen Gegenüber zu vermenschlichen.
»Roboter können heftige soziale Reaktionen auslösen«, so das Fazit der Forscher, die ihre Ergebnisse im Juni in Japan auf der jährlichen Konferenz der International Communication Association näher vorstellen wollen. Verhalte sich der Gegenüber menschlich, werde er wie ein Mensch behandelt. So könnten Roboter durch ihre Bewegung, Sprache und soziale Interaktion dieselben physiologischen Reaktionen verursachen wie anderen Menschen. Gegenüber dem Spectrum-Magazin des IEEE sagte der an der Untersuchung beteiligte Jamy Li, Entwickler sollten das beim Design von Robotern berücksichtigen. Die Leute würden sich wohler fühlen, wenn Bedienelemente auf Händen, Armen oder der Stirn von Robotern angebracht seien und sie diese nicht in Bereichen berühren müssten, die sozialen Konventionen widersprechen.
Angelica Lim von Aldebaran Robotics schränkte gegenüber Spectrum allerdings ein, es käme sehr auf den Kontext an. Die Forscher hätten ein Umfeld geschaffen, in dem die Probanden den Roboter gezielt berühren mussten. Sie würden seinen Hintern anfassen, wenn sie ihn wie ein Baby herumtragen. Doch wenn NAO vor ihnen sitze und mit ihnen spreche, würden sie ihn als Erwachsenen ansehen und dieselben sozialen Normen wie bei menschlichen Erwachsenen anwenden.