Cyber-Terror

Sicherheitsexperte: Deutschlands Infrastruktur ist offen für Cyber-Angriff

23. September 2009, 12:05 Uhr | Bernd Reder
Die Energieversorgung eines Hochtechnologie-Landes wie Deutschland ist für Cyber-Terroristen ein lohnendes Angriffsziel. (Foto: Vattenfall)

Groß angelegte Hacker-Angriffe auf die Kommunikationsinfrastruktur und die Stromversorgung haben nach Ansicht des IT-Sicherheitsexperten Marco di Filippo in Deutschland beste Chancen auf Erfolg. Der Grund: die Monopolstellung von Firmen, von der Telekom über Microsoft bis hin zu Cisco oder IBM.

Im Film »Stirb langsam 4.0« aus dem Jahr 2007 sehen sich die USA mit einer neuen Form von Terrorismus konfrontiert. Der »Böse« in dem Streifen, ein ehemaliger Sicherheitschef des Pentagon, bringt die zentralen Computernetzwerke des Landes unter seine Kontrolle, und damit die Kommunikationsinfrastruktur, das Stromnetz und das Transportwesen.

Ein solches Horrorszenario ist auch in der Bundesrepublik denkbar, so Marco Di Filippo, Regional Director Germany bei der Compass Security AG. Der bundesweite Ausfall des Mobilfunknetzes von T-Mobile im April habe bewiesen, welche Folgen ein solcher Vorfall nach sich ziehen könne. An die 40 Millionen Deutsche standen stundenlang ohne Handyempfang da. Selbst die Bundesregierung und die Polizei waren betroffen.

Während in diesem Fall laut Provider ein Softwarefehler im so genannten Home-Location-Register (HLR) das Problem war, könnte beim nächsten Mal ein Terroranschlag einen solchen GAU verursachen. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Kriminelle die Schwachstellen der Infrastruktur in Deutschland ausnutzen«, sagt Di Filippo. »Mit entsprechendem Know-how, das sich Terroristen beispielsweise einfach aus dem Internet ziehen können, ist es bereits ohne allzu große finanzielle Mittel möglich, unsere Netze zu manipulieren beziehungsweise lahm zu legen. Alles würde zusammenbrechen.«

Wie gefährdet ist Deutschland?

Dass die Bundesrepublik für solche Cyber-Attacken anfällig ist, ist laut Di Filippo auf die Monopolisierung in vielen Bereichen zurückzuführen. Nach Daten der Sicherheitsorganisation Kosib eG sind beispielsweise 79 Prozent des deutschen Telefonfestnetzes in Hand eines Anbieters. An die 81 Prozent der Virenangriffe auf Rechner werden dadurch begünstigt, dass Windows eine marktbeherrschende Stellung hat.

Was Hard- und Software sowie Netzausrüstung und die dazu gehörigen IT-Services betrifft, besteht eine fast 100-prozentige Abhängigkeit von Firmen aus den USA: Microsoft, IBM, Cisco, Hewlett-Packard oder Intel. Hinzu kommt, dass an die 99 Prozent der Internet- und IT-Anwender die Gefahren unterschätzen, die durch Trojaner oder Spyware drohen.

Damit kann laut Di Filippo im Falle einer Cyber-Attacke ein Dominoeffekt entstehen. Bereits eine größere Vielfalt bei den Rechnerbetriebssystemen würde seiner Einschätzung nach die Gefahr erheblich mindern.


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