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Super-Apps

Vorteil: Geringere Speichernutzung und Benutzerfreundlichkeit

Autor:Autor: David Chaum / Redaktion: Diana Künstler • 3.3.2022 • ca. 4:15 Min

Inhalt
  1. Super zeitsparend, super praktisch, super allwissend
  2. Vorteil: Geringere Speichernutzung und Benutzerfreundlichkeit
  3. Eine Lösung: Blockchain

Die Vorteile von Super-Apps wie Wechat liegen auf der Hand: Durch die Verknüpfung von Diensten wird Speicherplatz gespart, nerviges Suchen im eigenen Telefon fällt weg und auch die Benutzerfreundlichkeit steigt. Besonders Letzteres ist wichtig, denn Studien zeigen, dass Menschen immer mehr Zeit in Apps verbringen. Zuletzt lag die tägliche App-Nutzung bei über vier Stunden pro Tag. Durch die Inanspruchnahme der vielen Services, die eine einzige App abdeckt, ist die Nutzererfahrung, die die App sammeln kann, gebündelter. Außerdem erstreckt sie sich über viel mehr Bereiche hinweg als es beispielsweise bei einer App mit „nur“ einer Funktion der Fall ist. So ein Multitool klingt zunächst praktisch – es gibt aber nicht nur Vorteile.

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Nachteil: Der gläserne Mensch wird Realität

Dieser Trend könnte aber dazu führen, dass in Zukunft zahlreiche kleine Apps von der Bildfläche verschwinden und NutzerInnen damit nur noch aus wenigen, dafür aber gigantisch großen Apps auswählen können. Das kann auch für Banken zum Problem werden. Nämlich dann, wenn jede Messenger-App plötzlich ihr eigenes Payment-System und Girokonto hat.

Zuallererst entsteht allerdings ein ganz anderes Problem: Denn wie jede App sammeln auch Super-Apps unsere Daten. Und das nicht zu knapp. Wenn eine App gleichzeitig das Nutzerverhalten von Payment-, Navigations- und Konsum-Diensten – in Zeiten von Corona in Zukunft vielleicht auch unseren Impfstatus – beobachtet, verrät das eine ganze Menge über die NutzerInnen. Die App weiß durch die Taxi-Buchung, welche Adresse man hat. Diese kann im zweiten Schritt gleich von der Delivery-App genutzt werden, die einem das nächste Restaurant vorschlägt. Auch wissen alle Apps, wo man sich aufhält, welche Güter man konsumiert, in welcher körperlichen Verfassung man sich befindet und wieviel man sich bewegt. Klingt erst einmal recht harmlos, die Resultate sind in erster Linie personalisierte Werbung und Produktvorschläge. Das finden besonders junge Menschen positiv – eine Umfrage des Open Data Institute hat gezeigt, dass junge Generationen öfter bereit sind, ihre Daten preiszugeben, sofern der daraus resultierende Mehrwert stimmt. Customer Experience ist schließlich ein gefragtes Gut im digitalen Zeitalter. Problematisch wird es beispielsweise dann, wenn die Liquidität nun nicht mehr nur durch die Schufa geprüft wird, sondern auf einmal von einer Super-App, die noch viel genauer weiß, wie man finanziell wirklich aufgestellt ist. Das kann schnell den Kredit kosten.

Auch Metadaten bleiben ein Problem: Metadaten sind Daten, die andere Daten beschreiben. Bei Messenger-Apps sind die eigentlichen Nachrichten meist Ende-zu-Ende verschlüsselt. Die Informationen darüber, wann die Nachricht versendet wurde, an wen und wann, oder wann man das letzte Mal online war, werden aber fast immer an den Betreiber weitergegeben. Wie zahlreiche Experimente gezeigt haben, lassen sich aus diesen Metadaten oft sehr genaue Rückschlüsse ziehen. Der Mensch wird so durchaus gläsern: Für die vielen kleinen Helferlein, die uns den Alltag erleichtern, zahlen wir den Preis der Kontrolle.