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Neue Untersuchung von Trend Micro

Gezielte Cyber-Spionagekampagnen gegen Telekommunikations- und Regierungsorganisationen

Die vom BSI als aktiv geführte China-nahe APT-Gruppe Salt Typhoon (Earth Estries) steht im Mittelpunkt einer neuen Untersuchung von Trend Micro. Die Gruppe ist seit Jahren durch gezielte Cyber-Spionagekampagnen gegen Telekommunikations- und Regierungsorganisationen bekannt. Das BSI veröffentlichte bereits im Mai eine offizielle Warnung vor Angriffen.

Autor: Jörg Schröper • 24.10.2025 • ca. 1:35 Min

Die vom BSI als aktiv geführte China-nahe APT-Gruppe Salt Typhoon (Earth Estries) steht im Mittelpunkt einer neuen Untersuchung von Trend Micro. Die Gruppe ist seit Jahren durch gezielte Cyber-Spionagekampagnen gegen Telekommunikations- und Regierung
© Gorodenkoff - shutterstock.com

Die Trend Micro-Analyse beschreibt, wie Salt Typhoon in jüngsten Angriffen ein neues Muster koordinierter Operationen zeigt: ein strukturiertes Modell der Kollaboration und Zugangsteilung zwischen Spionageakteuren, das die Effizienz und Tarnung solcher Kampagnen deutlich erhöht. Diesen Ansatz bezeichnen die Forscher als „Premier Pass-as-a-Service“. Kompromittierte Zugänge werden von einer Gruppe an die andere weitergegeben, um weitere Angriffe zu ermöglichen und die Attribution zu erschweren. Der Bericht analysiert im Detail die Aktivitäten der Gruppen Salt Typhoon/Earth Estries und Earth Naga (auch bekannt als Flax Typhoon, RedJuliett oder Ethereal Panda).

Beobachtete Fälle und eingesetzte Werkzeuge

In einem Fall übergab Earth Estries im November 2024 den Zugriff auf eine große Einzelhandelskette in der APAC-Region an Earth Naga. Ein weiterer Fall betrifft eine südostasiatische Regierungsbehörde im März 2025. Dabei wurde eine Kombination bekannter Schadprogramme, darunter ShadowPad, CrowDoor und Cobalt Strike, eingesetzt, um die Persistenz in den Zielsystemen zu sichern.

Wandel in der Bedrohungslandschaft

Diese beobachtete operative Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen APT-Gruppen markiert einen Wandel in der Cyberbedrohungslandschaft. Die Grenze zwischen einzelnen Angreifergruppen verschwimmt, die Komplexität der Angriffe steigt. Trend Micro spricht daher von einem „neuen Zeitalter kollaborativer Spionageoperationen“.

Motivation und Bedeutung

Der „Premier Pass“-Ansatz ähnelt in gewisser Weise einem Dienstleistungsmodell, bei dem Gruppen mit bestehendem Zugang („Access Provider“) diesen gezielt an andere Akteure weitergeben. Dies steigere Effizienz und Geschwindigkeit der Angriffe – vom Erstzugriff bis zur Datenausleitung – und erschwert gleichzeitig die eindeutige Zuordnung zu einer einzelnen Bedrohungsgruppe.

Zusammenfassung

  • „Premier Pass-as-a-Service“ beschreibt eine neue Form enger Zusammenarbeit zwischen verschiedenen APT-Gruppen, bei der kompromittierte Zugänge gezielt weitergegeben werden, um weitere Angriffe zu ermöglichen.
  • In mehreren Fällen fungierte Salt Typhoon/Earth Estries als sogenannter „Access Broker“, der Earth Naga Zugriff auf bereits infiltrierte Systeme verschaffte: ein Vorgehen, das die Nachverfolgung und Zuschreibung einzelner Angriffe erheblich erschwert.
  • Die Kampagnen zielten auf kritische Sektoren, insbesondere Regierungsstellen, Telekommunikationsanbieter sowie Organisationen im Einzelhandel im asiatisch-pazifischen Raum.
  • Zu den beobachteten Werkzeugen zählen umzer anderem die Backdoors CrowDoor und ShadowPad, die in den Netzwerken von Regierungsorganisationen in Südostasien eingesetzt wurden.

Für Sicherheitsverantwortliche bedeutet das: Die Verteidigungsstrategie muss sich zunehmend gegen vernetzte Angreifer-Ökosysteme richten und nicht mehr nur gegen einzelne, isolierte Gruppen. Das neue Modell erweitert die bekannten Konzepte von Initial Access Brokern um eine strategischere, koordinierte Dimension.