Mit der jüngsten Übernahme des finnischen Anbieters Efecte kommt Matrix42 seinem ambitionierten Ziel ein gutes Stück näher: Der Anbieter von Service-Management-Software will europäischer SaaS-Championwerden. Vertriebschef Harald Wolz berichtet, wie sich beide Anbieter dabei strategisch ergänzen.
Branchen- und marktführende Softwareanbieter muss man in Europa mit der Lupe suchen. In Deutschland gibt es im Grunde genommen nur einen weltweit relevanten Anbieter, SAP.
Das würde Matrix42 gerne ändern. Das deutsche Unternehmen entwickelt seit mehr als 30 Jahren Service-Management-Software für Organisationen aus dem öffentlichen und privaten Sektor. Das Kerngeschäft mit Lösungen für die Digitalisierung und Automatisierung der IT-Systeme im Unternehmen sei heute wichtiger denn je, meint Harald Wolz, VP Sales Matrix42, im Gespräch mit connect professional.
Bis vor kurzem war das Geschäft sehr stark auf den deutschsprachigen Raum und angrenzende Länder konzentriert. Aber das soll sich ändern. Durch einige Akquisitionen hat Matrix42 in den letzten Jahren das Portfolio bereits konsequent ausgebaut. 2018 kaufte Matrix42 den deutschen Sicherheitsspezialisten Egosecure, 2020 den us-amerikanischen Software-Anbieter Firescope.
Einen entscheidenden Vorteil soll jetzt die jüngste Übernahme verschaffen. Denn mit dem finnischen Anbieter Efecte sieht sich Matrix42 optimal positioniert, um seinem ambitionierten Ziel näher zu kommen: Europäischer Marktführer für IT- und Enterprise Service Management. „Die großen SaaS-Anbieter kommen alle aus den USA“, so Wolz. „Wir wollen einen Champion im europäischen Markt aufbauen.“
Efecte wie Matrix42 sind im gleichen Markt unterwegs, beide bieten ESM-Lösungen an. Aber Matrix42 bedient mit seinen Lösungen das Firmensegment ab 500 Mitarbeiter aufwärts, während Efecte auch kleinere Unternehmen adressiert. Zusammen könne das Unternehmen jetzt die ganze Bandbreite anbieten – von der Einstiegs- bis zur vollständigen Enterprise-Lösung. Efecte habe eine „Cloud your way“-Lösung eingebracht, die zwischen „Cloud only“ und On Prem angesiedelt sei. Das sei eine ideale Lösung für Kunden etwa aus dem Healthcare-Bereich in Deutschland, die gerne einen Cloud-Ansatz einführen würden, aber aus Datenschutzgründen nicht für alle Anwendungen nutzen können, meint Wolz.
„Partner first“ bleibt bestehen
Auch im Vertrieb sind beide ähnlich aufgestellt mit einem Hybridmodell aus direktem und Channel-Vertrieb. Matrix42 hat laut Wolz weltweit rund 300 Partner, 50 plus in Deutschland, davon ca. 20 in der aktiven Betreuung. Sie kommen aus mehreren Kategorien: klassische Systemhäuser, Integrations- und Solution-Partner und MSP, die in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hätten. „Hier sehen wir ein deutliches Wachstumspotenzial“, betont der Manager.
Efecte sei in Deutschland mit einem kleineren Team und auch noch nicht so lange präsent. Daher gebe es relativ wenig Überschneidungen, so Wolz. Das seien meist „die üblichen Verdächtigen“, große Systemhäuser wie Bechtle und Co.
Inzwischen wurden die Teams integriert, jeder im Vertrieb darf alle Produkte anbieten. Das gelte auch für die Partner. Matrix42 sei aber auch weiter auf der Suche nach neuen Partnern, um Marktanteile zu gewinnen. Wolz sieht dafür auch gute Chancen. Denn gerade in Europa mit seinen zahlreichen Vorschriften und Regulierungen fragten Kunden verstärkt nach regionalen Lösungen.
Matrix42 nutzt für seine SaaS-Lösungen die Microsoft-Plattform. Sie können aber auch bei einem lokalen MSP gehostet werden oder in einer Private Cloud im eigenen Rechenzentrum laufen. Wolz ist davon überzeugt, dass Firmen in Europa so gut wie nie 100 Prozent SaaS bevorzugen, sondern zumindest einen Teil ihrer Anwendungen weiter im eigenen Rechenzentrum betreiben wollen.
Er sieht in den kommenden Jahren noch viel Potenzial für die ESM-Lösungen. Denn bei Prozessautomatisierung und Digitalisierung gebe es in Deutschland noch großes Nachholpotenzial, gerade bei den vielen Matrix42-Kunden im öffentlichen und Healthcare-Bereich.