Wenn mehr als ein Lichtlein brennt
Zu Weihnachten herrscht nicht nur im IT-Handel Hochkonjunktur. Auch eine ganz andere »Branche« trifft derzeit Vorkehrungen, um sich auf das jährlich wiederkehrende Großereignis vorzubereiten: die Feuerwehr. Das geschieht jetzt auch mit Software-Hilfe.

Wenn in vielen Häusern und Wohnungen Kerzen entzündet werden, kann auch schnell einmal etwas schiefgehen. Zur Weihnachtszeit muss die Feuerwehr deshalb besonders häufig ausrücken. Im Stundentakt schrillen allein in Deutschland die Alarmsirenen, weil irgendwo ein Adventskranz oder ein Weihnachtsbaum in Flammen aufgegangen ist. Rund 15.000 Wohnungsbrände allein in der Adventszeit richten Jahr für Jahr erhebliche Schäden an, auch Todesopfer sind zu beklagen.
Doch anders als bei der Spielwarenproduktion oder bei der Befüllung der Supermarktregale, lassen sich die Brandbekämpfungsmaßnahmen schlecht planen, Vorbeugung ist somit kaum möglich. Die Londoner Feuerwehr will Brände jedoch trotzdem bereits im Keim ersticken und macht sich dabei die Tatsache zu Nutze, dass Brände nicht immer spontane Unglücksfälle an ständig wechselnden Orten sind. Denn es gibt auch systemische Risiken, die sich vorausberechnen lassen. Die Londoner Einsatztruppe versucht genau das mit Analytics-Software von SAS und kann bereits Erfolge für sich verbuchen.
Das Ziel der Londoner Experten: Sie wollen dem Brand mit Hilfe der Software einen Schritt voraus sein. Die Londoner Feuerwehr ist die drittgrößte Brigade ihrer Art weltweit und für über drei Millionen Haushalte mit fast ebenso viel brennbarem Festtagsschmuck zuständig. Die Software ist im Prinzip die gleiche, wie sie auch Unternehmen von der Commerzbank bis zu Vodafone nutzen. Das überrascht nur auf den ersten Blick, denn die Anforderungen ähneln sich: Alle wollen sekundenschnell wissen, welche Bereiche ihres Einzugsgebiets sicher sind und wo bereits Rauch aufsteigt. Die Londoner Feuerwehr leitet auf der Basis der ermittelten Daten gezielte Vorbeugungsmaßnahmen ein. 65.000 Hausbesuche zur Aufklärung machen die 7.000 Londoner Brandbekämpfer jedes Jahr, angeleitet von rund 60 ständig aktualisierten Faktoren aus dem Prognosemodell der Software.
Dabei bietet die Stadt an der Themse eine Menge Ansatzpunkte, um die richtigen Haushalte für die vorsorglichen Besuche auszuwählen. So ist die potenzielle Brandgefahr zu Weihnachten etwa in einem christlichen Viertel mit alter Bausubstanz und großen Familien höher als in einem Neubaugebiet, das überwiegend von Familien aus dem asiatischen Kulturkreis bewohnt wird. Die Datenbasis wird von den Feuerbekämpfern ständig erweitert, um noch gezielter vorbeugen zu können und dafür zu sorgen, dass möglichst nur das Geschenkpapier unterm Tannenbaum knistert und nicht der Baum selbst.