Als ich über die mit der Cloud zusammenhängenden Fragen nachdachte, flatterte mir eine Information über einen noch besseren ROI-Kalkulator per E-Mail auf den Tisch. Ich vermute, diese Information in Form einer Pressmitteilung stellt nur die Spitze des Eisbergs dar und ich werde in naher Zukunft mit ähnlichen Erzeugnissen überschwemmt.
Natürlich bin ich skeptisch und glaube den blumigen Marketingankündigungen nicht. Aus diesem Grund unterzog ich dieses Angebot einer ersten Analyse. Auf den ersten Blick schien der ROI-Rechner alle wichtigen Eckpunkte zu berücksichtigen: Sieben verschiedenen Variablen für die IT-Hardware und sogar die Netzwerk- und Storage-Kosten konnten eingegeben werden. Auch berücksichtigte das Werkzeug die Kosten für IT-Dienstleistungen wie beispielsweise Disaster-Recovery und Sicherheit. Natürlich ist nicht immer alles Gold was glänzt und ich fand schnell den Pferdefuß des Angebots. Der ROI-Rechner ist für das Angebot eines bestimmten Cloud-Providers optimiert. Will man eine andere Cloud-Plattform nutzen beziehungsweise als Basis einsetzen, dann werden die vom Rechner erzeugten Ergebnisse etwas eigensinnig.
Außerdem ist keine Gewichtung der einzelnen Parameter beziehungsweise Bereiche vorgesehen. Man geht bei diesem Berechnungswerkzeug immer davon aus, das jedes Unternehmen den gleichen Level an Sicherheit benötigt und eine Normabweichung nicht vorkommt. Leider kenne ich kein Unternehmen, welches in Sachen Sicherheit der Norm entspricht. Stellt ein Unternehmen besondere Anforderungen an den Storage-Bereich, dann hat dies in der Praxis sicherlich erhöhte Kosten zur Folge. Auch die Aspekte der Compliance und des Datenschutzes werden in diesen ROI-Rechnern selten berücksichtigt. Bei vielen dieser Berechnungswerkzeugen handelt es sich um Lösungsansätze, die auf den nordamerikanischen Markt zugeschnitten sind und daher in Europa nicht angewendet werden können. So schön die Cloud-Konzepte auch sind, sie berücksichtigen nicht die vielschichtigen Aspekte des europäischen IT-Rechts.
Dadurch wird den meisten ROI-Rechnern die Grundlage der Seriosität entzogen, die Ergebnisse bleiben fehlerhaft und es ist mit diesen Werkzeugen nicht möglich, alle finanziellen Auswirkungen einer Umstellung auf Cloud-Dienste zu berechnen.
Den Herstellern dieser Kalkulations-Tools unterstelle ich keine böse Absicht, dass diese mir ein unzureichendes Werkzeug unterschieben wollen. Ich als Verantwortlicher für mein Unternehmen muss mich mit der Cloud-Thematik eingehend auseinander setzen und erkennen, dass es keine endgültigen Antworten zur Bewertung und Berechnung der Kosten einer Umstellung auf Cloud-Services gibt. Bei den angebotenen Berechnungswerkzeugen handelt es sich allenfalls um hilfreiche Zusatzressourcen und nicht um langfristige und zuverlässige Lösungen zur Umstellung des gesamten Unternehmens auf Cloud-Computing. Daher werden diese ROI-Rechner auch langfristig nicht die „altmodische“ Tabellenkalkulation und das "Erraten" der notwendigen Berechnungsparameter ersetzen können beziehungsweise eine langfristige Erfahrung.