Auch wenn man die Buzz-Wörter schon lange nicht mehr hören mag: Strom- und Ressourcen einzusparen gehört derzeit zu den vordringlichen Pflichten der RZ-Fachleute. Die Thematik gab es bereits vor der "grünen Welle" - und sie wird diese auch weit überdauern.
"Green IT – mehr als ein Hype", so lautete der Titel des von der LANline ausgerichteten Tech
Forums, das Anfang April in München stattfand. Das Interesse der rund 100 Teilnehmer richtete sich
vor allem auf Fragen zu Rechenzentrumsinfrastruktur und -betrieb. Mit Referenten von Foundry,
Alcatel-Lucent und BT Germany kamen allerdings auch Hersteller aktiver Komponenten und
Dienstleister zu Wort.
Eine gute Chance, Rechenzentren künftig energieeffizienter zu betreiben, machte Jens Dittrich,
Vorstand von Dvt-Consulting, in seiner Keynote aus. 75 Prozent aller RZs seien älter als zehn Jahre
und müssten derzeit den aktuellen und kommenden Anforderungen angepasst werden. Green IT sei zwar
etwa auf der CeBIT ein Topthema gewesen, das Angebot an Produkten in diesem Umfeld jedoch eher dünn
– vor allem an solchen, die tatsächlich das Versprechen der Energie- und Ressourceneffizienz
einlösen. Bisweilen sind jedoch sowohl die Fehler als auch Lösungsansätze sehr simpel: Laut
Dittrich gehört eine falsche Anordnung der Racks noch immer zu den Klassikern, und einem
Luftkurzschluss durch ungenutzte Schränke könne man vielfach durch das Anbringen schlichter
Plastikfolie entgegenwirken. Dies kann seiner Ansicht nach extrem lohnenswert sein: Immerhin
machten Kühlung und Luftverteilung zusammen fast 40 Prozent des Energieverbrauchs im RZ aus.
Ebenfalls zu den gern gemachten Fehlern gehört das Vollstopfen des Doppelbodens mit Kabeln aller
Art – ein Thema, dem sich auch Jürgen Distler von Tyco Electronics AMP annahm. Unter dem
Oberbegriff "intelligentes Infrastrukturmanagement" fasste er das Registrieren, Dokumentieren,
Verwalten und Überwachen sowohl von aktiven als auch passiven Komponenten zusammen. Für Letztere,
zum Beispiel Patch-Ports oder Dosen, ist dann aber Spezialhardware erforderlich. Der Nutzen einer
solchen Lösung – durchaus auch mit ökologischen Aspekten – zeigt sich zum Beispiel dann, wenn man
ein nicht mehr benötigtes Kabel exakt identifizieren und aus dem Doppelboden entfernen kann, statt
dort mit überjährigen Kabelleichen den so dringend benötigten Luftstrom zu blockieren.
Für eine recht kontroverse Diskussion sorgte Corning-Manager Andreas Koll in seinem Vortrag, der
eine gegenüberstellende Modellrechnung zum Energieverbrauch von LWL- und Kupferverkabelung
enthielt: Laut Koll spart die Umstellung auf Glasfaser für einen Link inklusive Kühlung 34 W. Mit
14 umgestellten 10GbE-Leitungen ließe sich Strom in der Größenordnung des durchschnittlichen
jährlichen Verbrauchs eines Einfamilienhauses einsparen. Weitere Informationen dazu findet man auch
in der Aprilausgabe der LANline oder auf www.lanline.de/kn31456561.
Warum etwa für größere Unternehmen auch ganz andere Einsparpotenziale ins Kalkül einfließen
sollten, machte Andreas Weiland, Business Consultant bei BT Germany, deutlich. Die hausinterne
Konsolidierung von rund 3000 Servern habe eine Verbrauchsreduktion von 23 GWh pro Jahr bewirkt. Ein
Wandel von 70.000 Arbeitsplätzen hin zu flexiblen Zeitmodellen und Home Offices hat laut Weiland
ungefähr 12 Millionen Liter Treibstoff eingespart. BT plane zudem, eigene Windkraftanlagen zu
bauen, die bis zum Jahr 2016 ein Viertel des gegenwärtigen Energiebedarfs des Unternehmens abdecken
sollen. Genehmigungsverfahren für dieses Vorhaben laufen derzeit in Cornwall und auf den
Shetland-Inseln. Die angestrebten Größen sind dabei durchaus beachtlich: BT hat einen Anteil von
0,7 Prozent am gesamten britischen Energiehaushalt und gehört damit zu den Unternehmen mit dem
höchsten Verbrauch.
Weitere LANline Tech Foren, die auch das Thema Energieeffizienz ansprechen: "Verkabelung, RZ-
und Netzwerkinfrastruktur" am 15.5.2008 in Zürich-Regensdorf und am 17.6. bis 18.6.2008 in
München.
Info: Konradin Events Tel.: 089/45616-112 Web: www.konradin-events.de