Kabelkategorien könnten Zuwachs erhalten

Experten uneins bei Diskussion um Kategorie 8

24. April 2013, 6:25 Uhr | LANline/Dr. Jörg Schröper

Etwa seit Beginn des Jahres kursieren konkrete Bericht und ebenso viele Gerüchte um eine neue Kategorie 8 in der Verkabelungsbranche. Anlass ist das Ziel, zumindest 40 GBit/s ohne eine Parallelverkabelung als 40GBase-T über Kupfer übertragen zu können.

Basis der Diskussionen ist unter anderem eine von Commscope vorgestellte Machbarkeitsstudie. Die Kategorie-8-Kabel sollen demnach die Einhaltung der nötigen Parameter bis 2.000 MHz garantieren können. Im Gespräch ist zudem, soweit möglich den RJ45-Stecker beizubehalten.

Experten kritisieren jedoch einen gewissen Etikettenschwindel bei Kategorie 8. So sei etwa die in Europa bekannte und normierte Kategorie 7A leistungsfähiger als die neue Konstruktion. Yvan Engels, Head of Product Management Datacom bei Leoni Kerpen und als Projektleiter der beteiligten Normierungsgruppe ausgewiesener Insider, machte auf dem LANline Tech Forum in Zürich zunächst deutlich, dass 40GBase-T nur mit geschirmter Verkabelung funktionieren werde. Weiter stellte er aus der Normierungspraxis zwei neue Projekte vor, nämlich die Kategorie 8.1 (2 GHz für Klasse 1) und 8.2 (2 GHz für Klasse 2). Diese Klassen unterscheiden sich in der angestrebten Reichweite, die deutlich unter den bisher üblichen rund 100 Metern liegen wird, dennoch in einem Bereich angesiedelt sein soll, der im Rechenzentrum relevant ist.

Gerd Backhaus, Marketingleiter bei Nexans, fasste in seinem Vortrag auf dem Tech Forum mögliche Optionen für 40GbE zusammen. Bei einer Frequenz bis 1.000 MHz ließe sich demnach die bereits verfügbare Kategorie 7A nutzen, allerdings mit der Einschränkung einer möglicherweise komplexen Kodierung. Über 1.000 MHz sieht Backhaus die Kategorie 8 – gewissermaßen als Nachfolger der Cat.6A und eventuell mit RJ45. Allerdings seien dazu zunächst enorme Neuentwicklungen bei Steckern und Kabeln nötig und wegen der schlechten Werte für die Kopplungsdämpfung eine sehr hohe Kompensation erforderlich. Zu berücksichtigen ist dabei stets, dass Korrekturelektronik einen hohen Stromverbrauch nach sich zieht. Im Bereich ab etwa 1.200 MHz bis 2.000 MHz könnte es laut Backhaus eine verbesserte Kategorie 7A geben – seitens der Hersteller sei dies bereits machbar. Eine Normierung gibt es dazu jedoch noch nicht.

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Aus Anwendersicht erscheint zumindest die Namensverwirrung wenig attraktiv. Bereits heute kann es bei der Produktauswahl entscheidend sein, auf den kleinen Unterschied zwischen Kategorie 6A und Cat. 6A zu achten. Solche Probleme werden sich mit der Kategorie 8 in verschiedenen Ausprägungen wohl nicht vereinfachen. Die LANline-Redaktion wird das Thema weiter verfolgen.


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