Die meisten CIOs sind immer noch äußerst skeptisch gegenüber den neuen Web-2.0-Anwendungen. Vor allem das Aufsuchen von Social-Webseiten wie Facebook, Myspace oder Linkedin ist in vielen Unternehmen strikt verboten. Doch im Silicon Valley gibt es jetzt ein Softwareunternehmen, deren Mitarbeiter sich bei Facebook anmelden müssen, denn jeden Freitag ist dort "Facebook-Tag".
"Facebook bringt uns alle dichter zusammen, wir lernen uns besser kennen, und wir können somit
besser zusammenarbeiten", sagt Jeremy Burton, Chef der 800-Mitarbeiter großen Softwareschmiede
Serena Software in San Mateo. Die Idee der Nutzung von Web 2.0 zur Ergänzung der innerbetrieblichen
Kommunikation gewinnt immer mehr Anhänger – wobei die meisten Unternehmen jedoch einer intern
kontrollierbaren Lösung den Vorzug geben. Die Nutzung von öffentlichen Netzen, so wie es jetzt bei
Serena der Fall ist, gilt bislang noch als Ausnahme.
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Experten für Social Networks
Bei den öffentlichen Social Networks sind Facebook und Myspace die beiden führenden Plattformen.
Die Nutzung ist bei beiden ähnlich. Der Anwender lädt seine persönlichen Daten auf die Seite und
kann diese Daten mit Fotos und Videos ergänzen. Auch externe Applikationen können auf die Seiten
hochgeladen werden, was jedoch von vielen Sicherheitsexperten als Risiko angesehen wird, da sich
darüber auch Pfade auf bösartigen Webseiten einschleusen lassen. Beide Webseiten erlauben darüber
hinaus das Erstellen geschlossener Anwendergruppen, so wie Serena eine für sich eingerichtet
hat.
Analysten sind bislang ebenfalls skeptisch und empfehlen den CIOs, sehr sorgfältig zu prüfen, ob
es sinnvoll ist, dass wichtige Teile der innerbetrieblichen Kommunikation außerhalb der Firewall
stattfinden. Serena ist ein Ausnahmefall, denn die 800 Mitarbeiter verteilen sich auf 29 Büros in
14 Länder, und am Hauptsitz im Silicon Valley sind nur 90 Mitarbeiter beschäftigt. Doch selbst die
Büros sind für viele nur ein virtueller Stützpunkt, denn ein Drittel arbeitet von zu Hause aus.
Serena führt keine Statistik darüber, wer wie oft und wie lange seine Arbeitszeit bei Facebook
verbringt, aber es gibt aggregierte Daten über die Gesamtnutzung. "Im Durchschnitt verbringt jeder
Mitarbeiter rund zehn Minuten pro Woche bei Facebook, das ist völlig akzeptabel", sagt Serenas
Personalchefin Mary Helen.
Doch mit diesen Nutzungsraten gehört Serena eindeutig zur Avantgarde derjenigen Unternehmen, die
bereits öffentliche Web-2.0-Dienste nutzen. Weitaus verbreiteter ist bislang eine Art "
Hybridnutzung". So meint das CIA beispielsweise, dass eine interne Nutzung von Facebook oder
Myspace aus Sicherheitsgründen nicht in Frage kommt. Doch das hindert die US-Spionagebehörde nicht
daran, die beiden Plattformen intensiv für das Schalten von Stellenangeboten zu verwenden. Auch
verschiedene Personalagenturen nutzen diese Möglichkeiten, in dem sie ihren Kunden ein Interface
bieten, über das diese ihre freien Positionen unter dem Label der Agentur bei Facebook schalten
können.
Bislang erfolgt die innerbetriebliche Nutzung von Social-Webportalen meist mittels einer eigenen
Software, die im Intranet, also innerhalb der Firewall, installiert wird. So ging unter anderen Dow
Chemical vor. Seit 2007 nutzt man eine interne Lösung von Select-Mindes, um vor allem mit den im
Ruhestand befindlichen Mitarbeitern weiterhin informell kommunizieren zu können. "Facebook kam für
uns nie in Frage. Als weltweiter Chemiekonzern steht Governance und Compliance an oberster Stelle
aller Anwendungen", nennt Personalchefin Julie Sasone als Grund für die Entscheidung zugunsten
einer internen Lösung. Heute sind 22.000 Personen an dieses Netzwerk weltweit angeschlossen.
Auch Nestlé USA setzt seit einem Jahr eine interne Lösung von The Concept Farm ein. "Mit unserem
Socialnetz wollen wir vor allem die funktionalen und regionalen Silos aufbrechen und die
Mitarbeiter über die Grenzen von Einsatzgebieten und -regionen hinweg verbinden", erläutert Alexis
Bergen, bei Nestlé-USA verantwortlich für Corporate Affairs. Die Erfahrungen damit sind bei dem
Nahrungsmittelkonzern bislang sehr vielversprechend. "Es zeigt sich, dass die Mitarbeiter, die das
Netz intensiv für sich und ihre Aufgaben nutzen, bessere Arbeitsergebnisse in kürzerer Zeit liefern"
, so Bergen. Rund 1000 der insgesamt 7000 US-Mitarbeiter haben ihre Profile im Nestlé-Netz
gepostet, darunter auch US-Chef Brad Alford. Die Nestlé-Muttergesellschaft in der Schweiz
beobachtet dieses Projekt sehr genau, um das Netz eventuell weltweit freizuschalten.
Harald Weiss/wg