Googles Browser setzt auf von einander isolierte Prozesse zur Steigerung von Tempo, Sicherheit und Stabilität

Fünf Dinge, die man über Google Chrome wissen sollte

2. September 2008, 22:57 Uhr |

Mit der Ankündigung des Webbrowsers Chrome hat Google einen Paukenschlag getan. Das Besondere an Chrome ist, dass sich der Browser weniger an klassischen Webseiten orientiert, sondern mehr an webbasierten Anwendungen wie Google Apps oder Youtube ausgerichtet sein soll.

"Heutzutage betrachten Leute Videos im Web, Chatten miteinander oder spielen webbasierte Games.
Das alles gab es noch nicht, als die ersten Browser konzipiert wurden", erläutert die
Google-Entwicklerin Pam Greene in einem Comic, mit dem der Browser angekündigt wurde.

Hier die wesentlichen Eigenschaften von Chrome im Überblick:

Stabilität: Jedes Browser-Tab läuft in einem eigenen Prozess, der von den anderen isoliert ist.
Dadurch kann ein Tab, falls es "einfriert", über den Taskmanager beendet werden, ohne die anderen
Tabs im Browser zu beeinträchtigen. Ein abgestürzter Tab wird von einem Sad-Tab-Symbol angezeigt,
ähnlich dem Sad Mac bei früheren Apple-Maschinen mit abgestürztem Betriebssystem.

Um größtmögliche Stabilität zu gewährleisten, haben Entwickler bei Google einen Chrome Bot
geschrieben, der den Browser mit den am häufigsten per Google Search aufgerufenen Webseiten
testet.

Tempo: Chrome basiert auf der Opensource Rendering Engine Webkit, die zum Beispiel auch Apples
Safari verwendet. Getreu seinem Credo, dass Chrome mehr auf Anwendungen als auf Webseiten
ausgerichtet ist, wurde jedoch eine neue Javascript Virtual Machine namens V8 integriert. Laut dem
Google-Comic wurden dabei völlig neue Wege beschritten. Denn während bisherige Javascript-Runtimes
eher für die Ausführung kleinerer Funktionen auf Webseiten zuständig waren, sollten nun auch
komplexe Javascript-basierte Anwendungen mit hoher Performanz unterstützt werden. Dafür wurden
Konzepte wie Hidden Class Transitions entwickelt. Obwohl Javascript eigentlich keine Klassen kennt,
werden dabei Objekte mit gleichen Eigenschaften in virtuelle Klassen eingeteilt. Massiv optimiert
haben die Chtrome-Entwickler auch die automatische Garbage Collection zur Freigabe nicht benutzten
Speichers, ein Problem vieler Javascript-Umgebungen.

Die Aufteilung der Browser-Tabs in einzelne Prozesse soll ebenfalls der
Ausführungsgeschwindigkeit zugutekommen. Bei den bisherigen Browsern konnte ein Thread, der mit dem
Abarbeiten etwa von Javascript beschäftigt war, den Browser komplett blockieren. Auch das Problem
der Speicherfragmentierung, die einen Browser verlangsamen konnte, je mehr Tabs seit dem
Programmstart geöffnet wurden, soll damit behoben sein.

Navigation und Suche: Anders als bei Browsern wie Internet Explorer oder Firefox wird das
Browser-Tab das zentrale Element – die Navigation wandert vom Menübereich in das Tab. Die Tabs
enthalten aber nicht nur URL-Fenster und Vor-/Zurück-Buttons, sondern auch eigene Windows-Controls,
sodass der Anwender sie aus dem Browser herausziehen und als eigenständige Fenster auf dem Desktop
platzieren kann.

Das URL-Fenster bei Chrome heißt Omnibox und dient gleichermaßen der Eingabe einer Webadresse
wie eines Suchbegriffes in der Surf-History.

Der Startbildschirm von Chrome zeigt die am häufigsten besuchten Seiten als Thumbnails an.

Sicherheit: Durch die Multiprozessausrichtung des Browsers mit Tabs, die in isolierten
Sandbox-Umgebungen laufen, steigt auch die Sicherheit. "Wir haben die herkömmlichen Grenzen eines
Prozesses genommen und sie in Gefängnismauern verwandelt", zitiert der Comic einen Entwickler.

Chrome verfügt auch über einen Privacy Mode: Dabei öffnet sich ein sogenannte Incognito-Fenster,
dessen Inhalte nicht auf dem PC gelogged werden. Während der Session erzeugte Cookies löscht der
Browser automatisch beim Schließen des Fensters.

Über eine Datenbank und eine Programmierschnittstelle kann Chrome Informationen über den
Sicherheitsstatus von Webseiten einholen und so aktiv etwa vor Phishing-Sites warnen.

Standards: Google hat Chrome als ein Opensource-Projekt aufgesetzt. Durch eine Integration der
ebenfalls quelloffenen Gears-Technik erhält Chrome die Offline-Funktionalitäten, die für eine
mobile Ausführung von webbasierten Anwendungen notwendig sind.

Peter Koller/dp


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