Kommentar

Geschäftliches Öko-System

12. Oktober 2011, 12:40 Uhr | Peter Knapp, Geschäftsführer von Interxion Deutschland.
Peter Knapp, Geschäftsführer von Interxion Deutschland.
© Interxion

In dem Maße wie Unternehmen mit ihren Geschäften im Internet Position beziehen, wachsen innerhalb ihres Rechenzentrums die Verarbeitungs-, Speicher- und Verkehrslasten. Auf den teils langen Wegen zu den Geschäftspartnern und zu den Konsumenten bremst das Internet ihre geschäftlichen Aktivitäten aus. Content-Delivery-Networks (CDNs), die jeweils die Inhalte in der Nähe der Kunden und Konsumenten platzieren, optimieren die Konsolidierung, Aufbereitung und Verteilung von Inhalten und somit Angeboten.

Laut der Prognose „Visual Networking Index“ von Cisco Systems wird sich der weltweite IP-Traffic bis 2014 um Faktor 4 auf 64 Exabytes pro Monat, also mehr als 750 Exabytes pro Jahr, erhöhen. Video-over-IP in verschiedenen Formen – TV, Video-on-Demand, Internet-Video, Point-to-Point – soll dann 91 Prozent des Gesamtverkehrs im Internet ausmachen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Die Übertragungswege im World-Wide-Web werden sich für Unternehmen, ihre Geschäftspartner sowie die Kunden weiter verengen. Zumal der Netzausbau in Glasfasertechnik im Internet mit diesem förmlich explodierenden Verkehrsaufkommen kaum wird Schritt halten können. Es bedarf der Stärkung digitaler Daten-umschlagplätze, an denen Daten effizient ausgetauscht und die Inhalte näher an die Kunden gerückt werden, um so eine bremsende Wirkung des Internets weitgehend auszuhebeln. Dazu werden die Daten im Netz so vorgehalten und gecached, dass die Zustellungen möglichst schnell (mit optimaler Latenz) erfolgen und so wenig wie möglich Bandbreite verbrauchen.

Dort, wo sich regional der Traffic ballt, formieren sich die Unternehmen, die gemeinsam an Wertschöpfungsketten oder in Wertschöpfungsnetzen mitwirken, insbesondere Netzbetreiber, Service-Provider und andere Diensteanbieter zu einem geschäftlichen Ökosystem, einem Content-Hub. So haben beispielsweise Unternehmenskunden von Interxion in elf europäischen Ländern Zugriff auf Dienstleistungen von 350 Netzbetreibern sowie 20 Internet-Austauschknoten.

Content-Hubs erzeugen durch mehr räumliche Nähe zu den Kunden nicht nur geringere Verzögerungszeiten und mehr Performance für die Content- und Angebots-Bereitstellung. Über den digitalen Marktplatz entstehen zwischen den Marktteilnehmern Synergieeffekte. Sie wirken sich für sie in Kosteneinsparungen bei gleichzeitigen Leistungs- und Qualitätssteigerungen aus. Zumal alle Akteure innerhalb des Content-Hubs ihre Angebote entsprechend der aktuellen Nachfrage optimal zusammenführen, bündeln und dort, wo gerade gebraucht, vorhalten können. Innerhalb eines solchen Ökosystems sind alle Mitwirkenden angesiedelt, die sich hinsichtlich des Aggregierens, der Aufbereitung und Verteilung von Inhalten wirtschaftlich und leistungsoptimierend ergänzen.

Gemeinsam im Hub kann zudem mit Blick auf die Content-Belieferung der Kunden eine höhere Sicherheit und bessere Skalierung des Gesamtsystems, die Netzanschlüsse eingeschlossen, etabliert werden. Der gemeinsame Aktionsrahmen schließt die Bereitstellung von Inhalten in unterschiedlichen Formaten ein. Dadurch können Informationen und Angebote auch optimiert an mobilen Endgeräten der Konsumenten angezeigt werden.

Die Plattform für den gemeinsamen Geschäfts- und Content-Auftritt bilden Carrier-neutrale Colocation-Rechenzentren. Die Betreiber dieser Rechenzentren stellen den Dienstleistern für die Speicherung, Verarbeitung und Übermittlung der Inhalte die komplette Rechenzentrumsinfrastruktur einschließlich redundanter Stromversorgung, ausgeprägter Konnektivität und Klimatisierung bereit. Damit zeichnet der Rechenzentrumsbetreiber für die permanente Betriebsfähigkeit verantwortlich, damit die Teilnehmer optimal agieren und interagieren können. So entsteht durch die Zusammenführung mehrerer Unternehmen beispielsweise aus dem Mediensegment innerhalb der Colocation-Rechenzentren ein Content-Hub.

Unternehmen können in dieser Community „gemeinschaftlich“ ihre Geschäfte voranbringen und so ihre Wertschöpfung steigern. Und sie können gemeinsam und verkaufsfördernd an der Qualität und Vielfalt ihrer Inhalte arbeiten. Lukrative Nebeneffekte für die Geschäftspartner des Unternehmens, die an der Content-Zusammenstellung und -Lieferung mitwirken: Die direkte Verbindung zu einem Partner innerhalb des Content-Hubs ist für sie kostengünstiger und effizienter als über eine Datenverbindung zu einem Dienstleister an einem anderen Ort.

Zusätzlichen starken Aufwind erhalten Content-Hubs durch Cloud-Computing. Welches hohe Potenzial in Content-Dienstleistungen steckt, die in diese digitalen Marktplätze ausgelagert werden, das hat IDC bereits Ende 2009 erhoben. Nach dem Marktanalysten soll die Nachfrage nach ausgelagerten Rechenzentrumsdienstleis-tungen in den EU-Kernmärkten Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Niederlande im Jahresschnitt bis 2015 um 22 Prozent wachsen.


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