Ebay-Chefin Meg Whitman geht exakt zehn Jahre nach ihrem Amtsantritt zum 31. März in den Ruhestand und überlässt den CEO-Stuhl dem 47-jährigen John Donahue, der bislang für das Auktionsgeschäft zuständig ist.
Die 51-jährige Meg Whitman kam 1998 mitten in der heißen Phase des Dotcom-Booms zu Ebay. Gerade
noch rechtzeitig um an dem Börsengang im September des gleichen Jahres kräftig mitzuverdienen. Mit
damals bereits 40 Jahren galt sie in der Dotcom-Szene als viel zu alt für diese Branche. Doch
gerade ihrer Erfahrung war es zu verdanken, dass Ebay die Höhen und Tiefen der Dotcom-Zeit relativ
unbeschadet überstehen konnte. Unter ihrer Führung wurde Ebay einer der erfolgreichsten
E-Commerce-Anbieter aller Zeiten.
Als Whitman bei Ebay anfing hatte das Unternehmen 29 Mitarbeiter – heute sind es 15 000. Ebay
hat 268 Millionen registrierte User weltweit und damit wurde 2006 ein Umsatz von sechs Milliarden
Dollar erzielt, der zu einem Gewinn von 1,1 Milliarden Dollar führte. Und für 2007 wird mit einem
Umsatz von 7,6 Milliarden Dollar gerechnet. Ebays Businesswelt ist heute eine ganz andere als 1995,
als das Unternehmen gegründet wurde. Amazon und Google haben sich zu erfolgreichen Konkurrenten
entwickelt und das klassische Auktionsgeschäft scheint vorerst kein spektakuläres Wachstum mehr zu
generieren.
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rast auf die Unternehmen zu
Zu Whitmans besonderen Verdiensten gehört, dass sie schon sehr frühzeitig darauf geachtet hat,
dass das Unternehmen profitabel ist und nicht nur das Geld der Investoren "verbrennt" – so wie es
viele andere Dotcoms vor dem Platzen der Blase getan haben. Was ihre Leistungen in der jüngsten
Vergangenheit angeht, so waren nicht alle Entscheidungen ruhmvoll. Während die Akquisition von
Paypal als gelungener Schachzug und eine sinnvolle Portfolio-Erweiterung angesehen wird, ist es mit
der Skype-Akquisition genau umgekehrt. "Skype wurde zu teuer eingekauft", hat sie selbst inzwischen
in einer Hausmail bestätigt. Unklar ist auch bislang, ob die vor zwei Jahren gelaunchte Webseite
Ebay-Express ein Erfolg werden wird. Die Seite sollte vor allem Mainstream-Buyer ansprechen, doch
bislang lässt der Erfolg noch auf sich warten.
Doch das alles ändert nichts an Whitmans unbestreitbaren Erfolg im Aufbau des Unternehmens – vor
allem in der heißen Wachstumsphase zum Jahrtausendwechsel. Hierzu gehört auch der Aufbau eines der
weltweit größten Rechenzentren. "Die Welt hat nur fünf Computer: Google, Amazon, Yahoo, Ebay und
Salesforce", sagte jüngst Suns Technologie-Chef Greg Papadopoulus und ging dabei insbesondere auf
Ebays "Computer" mit über 8000 Servern, etlichen Terabyte RAM und über zwei Petabyte Datenspeicher
ein.
Der Aufbau dieser immensen Infrastruktur hat vielleicht den Blick zu sehr nach innen gerichtet,
denn die Analysten meinen, dass Ebay mehr für die Shopping-Experience tun muss. "Für den neuen Chef
gibt es viel Arbeit. Ich denke wir werden bald einen überarbeiteten Suchalgorithmus,
Kategorie-bezogene Preise und Mengen-Rabatte sehen", meint RBC-Analyst Jordan Rohan.
Harald Weiss/CZ/pk