Übernahmeschlacht ist noch lange nicht vorbei

Microhoo: Yahoos Aktionäre blasen zum Sturm

13. Mai 2008, 7:43 Uhr |

Nach außen hin herrscht inzwischen eine verdächtige Ruhe zwischen Microsoft und Yahoo, doch hinter den verschlossenen Türen der Investmentbanken und Großaktionäre laufen die Telefone und die Videokonferenzen heiß. Neues Ziel ist eine Ablösung des Yahoo-Boards ohne Microsoft, was den Kaufpreis von Yahoo noch unter Microsofts ursprüngliches Angebot drücken könnte.

Während sich offiziell keine Veränderungen gegenüber dem Rückzug von Microsofts Übernahmeangebot
an Yahoo abzeichnen, gibt es hinter den Kulissen ein ganzes Bündel an hektischen Aktivitäten, die
alle darauf hindeuten, dass die Übernahmeschlacht noch lange nicht abgeschlossen ist.

Jetzt werden die Messer in den Board- und Banker-Räumen gewetzt. So informierte Microsofts
Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell eine Reihe von Personen darüber, dass sie sich nicht mehr
für eine feindliche Übernahme von Yahoo durch Microsoft bereithalten brauchen. Hierbei handelt es
sich um eine Personengruppe, die Microsoft wohlgesonnen ist und die Microsoft mit Hilfe der
Yahoo-Aktionäre ins Yahoo-Board wählen lassen wollte, um dort eine Mehrheit zu Gunsten der Fusion
zu erzielen.

Einige Analysten sehen darin eine Bestätigung dafür, dass Microsoft es mit der Absage an Yahoo
ernst meint. Dabei verweisen sie auch auf die jüngsten Äußerungen von Bill Gates, der erklärt hat,
dass Microsoft "viel Zeit, Geld und andere Ressourcen" in das Yahoo-Angebot investiert habe, doch
dass das Unternehmen das Online-Geschäft jetzt "im Alleingang" vorantreiben will.

Wie viel Microsoft sich die Übernahmeschlacht bislang hat kosten lassen ist nicht bekannt. Yahoo
sagt dagegen, dass es bis Ende März bereits über 14 Millionen Dollar für die Abwehr der
Übernahmeschlacht aufgewendet hat. An den bisherigen Verhandlungen waren auf Microsoft-Seite Bear
Sterns, Blackstone und Morgan Stanley beteiligt; Yahoo wird von Goldman Sachs und Lehman Brothers
beraten.

Doch andere Analysten interpretieren das Schreiben der Microsoft-Anwälte völlig anders. "Das ist
ein genialer Schachzug, damit können sie den Druck auf Yahoo erhöhen und haben gute Chancen, ein
echtes Schnäppchen zu machen", meint Larry Haverty, Chef der Investmentfirma Gamco in New York.
Hintergrund für diese überraschende Ansicht ist der, dass viele von den Personen, die Microsoft ins
Board manövrieren wollte, bereits von Yahoo-Großaktionären angesprochen wurden, ob sie nicht
trotzdem, oder sogar in deren Auftrag zur Wahl antreten wollen. Ein solcher Schritt – so er denn
erfolgreich sei – könnte nämlich dazu führen, dass das Yahoo-Board sogar ein Angebot annehmen
würde, das wesentlich unter dem von Microsoft angebotenen 33 Dollar pro Aktie liegt – sofern es nur
deutlich genug über dem aktuellen Yahoo-Kurs von 26,22 Dollar liegt.

Die treibende Kraft hinter der Aktionärs-gesteuerten Ablösung des Boards ist der
Aktivist-Investor Eric Jackson, der jetzt auf die Schnelle die Aktionäre hinter sich bringen will.
Die Zeit drängt, denn die Liste der Kandidaten muss bis zum 15. Mai festgelegt sein, und am 3. Juli
sind dann die Wahlen für das zehnköpfige Yahoo-Board.

Ein weiterer Vertrauensverlust zwischen den Aktionären und Jerry Yang ist dadurch entstanden,
weil dieser sich gemäß des Rückzugsbriefs von Steve Ballmer an Jerry Yang a so leicht über das
letzte Angebot von 33 Dollar hinweg gesetzt hätte. Unter dem Druck der Yahoo-Aktionäre musste Jerry
Yang jetzt seine Position verteidigen: "Es hat seitens Microsoft niemals ein schriftliches Angebot
über 33 Dollar gegeben, das ich dem Board hätte vorlegen können", sagte er zu diesem Vorgang. So
soll es hierüber nur mündliche Absichtserklärungen von Steve Ballmer und dem Microsoft-Justiziar
Brad Smith gegeben haben. Doch die aufgebrachten Aktionäre halten dagegen, dass es im Rahmen von
Übernahmeverhandlungen durchaus üblich sei, dass neue Preise mündlich abgegeben werden. "Mündliche
Preiseerhöhungen sind absolut verbindlich, sofern sie unter Zeugen oder von verschiedenen Personen
unabhängig voneinander abgegeben werden", bestätigt auch der auf Akquisitionen spezialisierte
New-Yorker Anwalt Morton Pierce.

Harald Weiss/pk/dp

Weitere Infos zum Thema:

– "
http://llschnuerer.cmpdm.de//kn31476834" target="true">Ballmer stellt Yahoo ein Ultimatum"


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