Nach dem Vorbild der neuen Document Interoperability Labs in Cambridge (USA) und Seoul will Microsoft Anfang April auch ein solches Labor in Berlin starten. Das erste Labor zum Testen und Verbessern der Interoperabilität unterschiedlicher Dokumentenformate wurde am Donnerstag in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts eröffnet. In enger Zusammenarbeit mit Novell, Mark Logic, Quickoffice, Dataviz und Nuance Communication will Microsoft den Austausch unterschiedlicher Dokumentenformate fördern. Im Lab in Cambridge soll die Interoperabilität von Microsofts Office Open XML (OXML) und dem Open Document Format (ODF) auf verschiedenen Plattformen getestet werden. Hinzu kommen Vorschläge zur Leistungsverbesserungen beim Dokumentenaustausch. Zu den ersten Plattformen, auf denen der Austausch getestet wird, gehören unter anderen Mac OS X Leopard, das Iphone, Palm OS, Symbian OS, Linux sowie Windows Mobile.
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http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/article.html?thes=&art=/articles/2008007/31393634_ha_CZ.html">Redmond erfüllt
ISO-Wünsche
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http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/article.html?thes=&art=/articles/2007028/31144749_ha_CZ.html">Massachusetts
erklärt Open XML zum "offenen Standard"
"Wir haben eingesehen, dass die Anwender auf eine Auswahlmöglichkeit für verschiedene
Dokumentenformate bestehen, folglich ist es in der Verantwortung der Anbieter, sich darüber
zusammenzusetzen und dafür zu sorgen, dass die unterschiedlichen Formate auch optimal austauschbar
sind", sagte Tom Robertson, Microsofts Chef für Interoperabilität und Standards, anlässlich der
Laboreröffnung. Kurz zuvor hatte Microsoft zum Start der
http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/themen/anwendungen/article.html?thes=&art=/articles/2008011/31439565_ha_CZ.html">Betaversion
des Internet Explorers 8 bereits ein starkes Bekenntnis zu Standards und Interoperabilität
abgegeben.
Zu den weiteren Aufgaben des Labors gehört das Ausarbeiten von Vorschlägen, wie in den
bestehenden heterogenen Systemwelten der Austausch von unterschiedlichen Dokumenten am
effizientesten organisiert werden kann, und wie dieses zu kommunizieren und zu implementieren ist.
Dazu gehören auch das Entwickeln neuer Testverfahren zur Performance-Messung sowie die Schaffung
von Templates, die sich am besten für eine Interoperabilität eignen.
Parallel zur Eröffnung des Labors in Cambridge stellte Microsoft das Release 1.1 eines
Übersetzungs-Tools zur Konvertierung von ODF-Files in die OXML-Formate von Excel und Powerpoint an.
"Der neue Translator ist wesentlich schneller und einfacher zu nutzen", sagt Jean Paoli über die
Vorzüge des neuen Translators, der vor allem auf viel Feedback der bisherigen Anwender
aufsetzt.
Einer der intensivsten Nutzer der vorhandenen Konvertierungsprogramme ist der Bundesstaat
Massachusetts. Über Jahre hinweg hatte sich Massachusetts vehement gegen das
Microsoft-Office-Format ausgesprochen. Eine Verfügung aus dem Jahr 2005 besagte, dass der gesamte
elektronische Dokumentenaustausch zwischen Unternehmen und den Landesbehörden ausschließlich im
ODF-Format erfolgen muss. Erst im Juli 2007 lenkte Massachusetts ein. Damals verkündete der
IT-Leiter Bethann Pepoli, dass die Landesämter ab sofort selbst das Format wählen können, in dem
sie ihre Dokumente erstellen, speichern und austauschen möchten. "Unser Ziel ist es, den
verschiedenen Behörden so viele Optionen wie möglich zur Verfügung zu stellen, denn wir denken,
dass das der beste Weg ist, sie an ein auf XML-basierendes Dateiformat heranzuführen", so
Pepoli.
Die von Microsoft gewählten Inhalte und der Zeitpunkt für die Eröffnung der Interop-Labs sind
nicht zufällig. Nachdem das ISO-Meeting Ende Februar in Genf keine eindeutige Zustimmung für eine
ISO-Standardisierung von OXML ergeben hat, steht dieser Versuch nach wie vor auf der Kippe. Bislang
gibt es nur wenig Rückmeldung von den 32 nationalen ISO-Teams, die an der Tagung in Genf
teilgenommen haben. Doch eine der ersten negativen Reaktionen kam bereits aus Malaysia: "Von
unseren Bedenken wurden nur 30 Prozent angesprochen, folglich sehen wir keinen Anlass, unsere
Nein-Stimme vom September abzuändern", sagte deren Delegations-Leiterin Fadilah Baharin.
Die nationalen Gesellschaften, die ihre im September abgegebene Nein-Stimme noch ändern wollen,
haben dafür noch bis Ende März Zeit. Falls danach noch immer nicht die erforderliche
Dreiviertelmehrheit für eine ISO-Zertifizierung erreicht ist, hat Microsoft keine Chance mehr, und
ODF bleibt das einzige XML-basierte Dokumentenformat, das den ISO-Segen hat. Folglich bereitet sich
Microsoft mit den Labs jetzt offensichtlich auf diesen Fall vor, denn eine Verbesserung der
Interoperabilität könnte zumindest eine Duldung, Nutzung und Verbreitung des Office-Formats auch in
jenen Bereichen ermöglichen, die bislang eine strenge Anwendung von ODF verlangen.
Harald Weiss/wg