Am 25. Februar 2008 veröffentlichte die ISO/IEC JTC1 SC25 die erste Ergänzung zur zweiten Ausgabe des Standards für anwendungsneutrale Verkabelungen ISO/IEC 11801. Diese Ergänzung soll sicherstellen, dass 10 Gigabit Ethernet (10GbE) und schnellere Anwendungen betriebssicher über Kupferverkabelungssysteme übertragbar sind. Dazu definierte das Gremium Übertragungsstrecken mit den Bezeichnungen Klasse EA für Übertragungsfrequenzen bis zu 500 MHz und Klasse FA für bis zu 1000 MHz.
Die Ergänzung ist der erste Teil einer generellen Aktualisierung der Norm und enthält die neu
definierten Übertragungsstrecken, die neuen Parameter Alien Crosstalk, die Kopplungsdämpfung für
geschirmte Systeme sowie die Unsymmetriedämpfung am nahen und entfernten Ende (TCL und ELTCL) für
ungeschirmte Systeme.
In der ersten Ergänzung der ISO/IEC 11801, 2. Ausgabe, sind die aktuell geltenden
Spezifikationen für die gesamte Übertragungsstrecken inklusive der Patch-Kabel (Channel) der
Klassen EA zur Unterstützung von 10GBase-T (IEEE 802.3an) und FA für zukünftige Dienste mit 40 oder
100 GBit/s Übertragungsgeschwindigkeit beschrieben. Das Normungsgremium definierte für diese
Klassen den Parameter Alien Crosstalk (Fremdnebensprechdämpfung), um das maximal zulässige
Übersprechen zwischen Kommunikationsleitungen zu spezifizieren. Hierbei handelt es sich um das
Übersprechen, das zwischen nah beieinander liegenden Kabeln oder Buchsen auftritt und die
Hochgeschwindigkeitssignalübertragung nachweislich stark beeinträchtigt.
Die Norm bestätigt darüber hinaus die bessere Eignung von geschirmten Verkabelungssystemen, die
aufgrund ihres Aufbaus in der Regel von vornherein die Anforderungen in Bezug auf Alien Crosstalk
(AXT) erfüllen. Für diese Systeme sind daher keine AXT-Messungen erforderlich, wenn die definierten
Vorgaben für die Kopplungsdämpfung im Labor eingehalten werden. Die Kopplungsdämpfung bewertet das
EMV-Verhalten einer geschirmten Verkabelungsstrecke und setzt sich aus der Schirmdämpfung und
Unsymmetriedämpfung zusammen. Sie muss bei Klasse EA über 50 dB und bei FA über 65 dB bis 100 MHz
erreichen.
Um die in der Norm definierten AXT-Werte bei ungeschirmten Kupferverkabelungen (UTP: Unshielded
Twisted Pair) nicht zu überschreiten, schreibt die Ergänzung für alle ungeschirmten Kabelsegmente
in einer horizontalen Verkabelung eine Mindestlänge und eine Maximallänge vor. Diese Längenangaben
gelten jedoch nicht für geschirmte Verkabelungssysteme, sofern die internen
Übertragungsanforderungen erfüllt sind.
Darüber hinaus aktualisierte das Gremium den Parameter Unsymmetriedämpfung (TCL) für
ungeschirmte Systeme. So legte es einen Richtwert für TCL am nahen Ende bis 250 MHz fest und führte
für das ferne Ende einer ungeschirmten Verbindung generell den Parameter ELTCL ein.
Ferner hat das Gremium in der ersten Ergänzung noch einige Umbenennungen von Parametern
durchgeführt. So wird jetzt das Übersprechverhalten am entfernten Ende nicht mehr über "ELFEXT"
bestimmt, sondern über "Attenuation to Crosstalk Ratio Far End" (Verhältnis von Dämpfung und
Übersprechen am entfernten Ende). Die zugehörigen Abkürzungen dieses Parameters heißen demnach
ACR-F und PS ACR-F. PS steht dabei für Power Sum, also aufsummiert über alle Adernpaare.
Um Verwechslungen auszuschließen, lauten der bisherige Parameter "ACR" nun "Attenuation to
Crosstalk Ratio Near End" (Verhältnis von Dämpfung und Übersprechen am nahen Ende) und die
zugehörigen Abkürzungen "ACR-N" sowie "PS ACR-N".
Eine Übereinstimmung mit den Anforderungen der neuen Klassen kann derzeit nur durch ein
optimales Channel-Design und nicht durch ein Zusammenstellen von dafür optimierten Komponenten
unterschiedlicher Hersteller erreicht werden, da die Arbeitsgruppe die spezifischen Anforderungen
an die Komponenten erst im Rahmen der zweiten Ergänzung der Norm (zur Zeit noch in der
Entwurfsphase) definiert.
Die neuen Klassen wurden mit dem Ziel entwickelt, zukünftige Anwendungen zu unterstützen. Im
Mittelpunkt stand dabei zunächst 10GBase-T – ein Standard, den die IEEE-Arbeitsgruppe 802.3an
bereits im Juni 2006 definierte. Doch die meisten definierten Parameter der Ergänzung liegen weit
über den für diese Anwendung erforderlichen Spezifikationen. Denn die ISO/IEC JTC1 SC25 erarbeitet
mit dem internationalen Standard ISO/IEC 11801 von Anfang an einen offenen und anwendungsneutralen
Verkabelungsstandard, der möglichst als Basis für die Weiterentwicklung von Anwendungen dienen
soll.
Die erste Ergänzung der ISO/IEC 11801, 2. Ausgabe, kann unter www.iec.ch erworben werden.
Info: ISO/IEC JTC1 SC25 Web: www.iec.ch
Whitepaper im
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der LANline und auf
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