Noch liegt das offizielle Abstimmungsergebnis über die ISO-Zertifizierung von Microsofts Office Open XML (OXML) nicht vor, doch verschiedene Blogs, die die weltweiten nationalen Kommentare ausgewertet haben, behaupten inzwischen, dass es Microsoft geschafft hat. Alles deutet darauf hin, dass Microsofts Dokumentenformat zum ISO/IEC-Standard DIS 29.500 erhoben wird. Vergangenen Samstag um 24 Uhr endete die Frist, in der die 87 nationalen Komitees ihre Stimme vom vergangenen September revidieren konnten. Nach den ersten Auswertungen der nationalen Kommentare hat es Microsoft im zweiten Anlauf knapp geschafft, sein Office-Format neben dem bereits zertifizierten Open-Document-Format (ODF) als zweiten XML-basierten Standard zur ISO-Norm zu erheben.
Selbst in den Blogs von entschiedenen ODF-Verfechtern wird inzwischen davon ausgegangen, dass
OXML die nötige Mehrheit der Mitglieder erreicht hat. So hat der Open-Source-Blog Openmalaysia alle
Länder mit ihren Stimmen gelistet. Danach ergibt sich ein klares Ja. "Es deutet alles darauf hin,
dass sich OXML bei dieser Abstimmungsrunde durchsetzen konnte", bestätigt auch der amerikanische
Open-Source-Anwalt Andrew Updegrove, der ein erklärter Gegner der ISO-Zertifizierung war.
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http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/article.html?thes=&art=/articles/2008014/31465149_ha_CZ.html">Microsoft: Um
OXML zu pushen wird auch Opensource in Kauf genommen
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http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/article.html?thes=&art=/articles/2008007/31393634_ha_CZ.html">Redmond erfüllt
ISO-Wünsche
Mit dem offiziellen Ergebnis der Abstimmung wird nicht vor Montag Abend gerechnet. Das in
Deutschland Zuständige ISO-Gremium hatte sich am 18. März mit 14 zu 5 für eine ISO-Zertifizierung
von OXML ausgesprochen und damit die Ja-Stimme vom September wiederholt. Münchens Oberbürgermeister
Ude hatte sich zuvor in einem Brief an Wirtschaftsminister Glos gegen eine deutsche Ja-Stimme
ausgesprochen, da ein zweiter XML-Standard weniger Konkurrenz bedeuten würde und damit auch
Münchens Limux-Projekt gefährdet sei. Diese öffentlichen Reaktionen zeigen, dass es bei dieser
Abstimmung weniger um die sachlichen Fakten, als um politische und emotionale Querelen ging.
Damit die ISO das OXML-Format als Standard anerkennt, muss Microsoft zwei Hürden überwinden.
Einerseits muss sich eine Dreiviertelmehrheit der nationalen Komitees für OXML entscheiden. Dieses
Ziel wurde bei der Abstimmung im September mit 74 Prozent knapp verfehlt. Darüber hinaus hätten
sich auch zwei Drittel derjenigen Organisationen, die an dem Vorschlag mitgearbeitet haben – die so
genannten P-Mitglieder – für das Format aussprechen müssen. Diese Entscheidung fiel damals mit nur
53 Prozent deutlich gegen Microsoft aus.
Im Vorfeld der Abstimmung im vorigen Jahr gab es verschiedene Skandale. Besonders prägnant war
der Fall in Schweden, wo das Landeskomitee aufgrund eines vorangegangenen Bestechungsskandals seine
Stimme für ungültig erklärt hatte. Auch bei der jetzt erfolgten Abstimmung soll es zu
Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Norwegische Medien berichten, dass man Gremiumsmitglieder, deren
Ablehnung von OXML bekannt war, einfach nicht in den Abstimmungsraum gelassen hat. Und in Kroatien
soll Microsoft in unzulässiger Weise in den Abstimmungsprozess eingegriffen haben, nachdem sich
dort abzeichnete, dass man die im September abgegebene Stimme zurückziehen will.
Harald Weiss/wg