Trotz Protesten und Unregelmäßigkeiten war die ISO-Abstimmung gültig

OOXML heißt jetzt ISO/IEC DIS 29500

2. April 2008, 11:13 Uhr |

Die mit sehr viel Spannung erwartete Entscheidung über die ISO-Zertifizierung von Microsofts Office Open XML (OOXML) ist gefallen. Trotz eines formalen Protests von Norwegen sowie anderer " Merkwürdigkeiten" hat die ISO das Office-Format unter der Bezeichnung ISO/IEC DIS 29500 standardisiert.

Von allen ISO-Mitgliedern stimmten 86 Prozent für eine Zertifizierung und von den P-Mitgliedern
waren es 75 Prozent. Erforderlich waren 75 Prozent bei den Gesamt-Mitgliedern und 66,66 Prozent bei
den P-Mitgliedern. Damit wurde OOXML nach ODF als zweites XML-basiertes Dokumentenformat
standardisiert.

Obwohl die Stimmabgabe der ISO-Mitglieder schon am vergangenen Samstag endete, verzögerte sich
die Veröffentlichung des Anstimmungsergebnis, da sich einige Länder über den Verlauf von nationalen
Abstimmungen beklagt hatten. Vor allem Norwegen protestierte bereits am Montag schriftlich und
wollte seine Ja-Stimme wieder zurückziehen, da der nationale Abstimmungsprozess nicht ordnungsgemäß
abgelaufen sei.

Norwegen hatte bei der ersten Abstimmung im September mit Nein gestimmt und diesmal mit Ja. Doch
selbst wenn Norwegen seine Stimme abändern würde, hätte das keinen Einfluss auf das
Endergebnis.

Microsoft lobte die "breite Unterstützung" für OOXML und begrüßte, dass der Markt jetzt eine
Wahl zwischen den beiden konkurrierenden XML-Formaten habe. Auch das europäische
Standardisierungs-Komitee ECMA äußerte sich sehr postiv. ECMA hatte bereits im vergangenen Jahr
OOXML als Standard anerkannt.

Enttäuscht äußerten sich dagegen die Opensource-Gruppen. "Microsoft wird diesen Standard als
Waffe für den Ausbau seiner Marktmacht einsetzen und damit wird der gerade begonnene Ansatz einer
Desktop-Konkurrenz schnell wieder verschwinden", meint James Love, Direktor von Knowledge
Ecological International, einem internationalen Thinktank, der auf die Technologie-Beratung der
Öffentlichen Hand spezialisiert ist.

Nach Ansicht von Love wird Microsoft als Erstes die bisherige Unterstützung von ODF und den
entsprechenden Format-Übersetzern einstellen. Anschließend wird Microsoft seiner Meinung nach eine
Reihe von Erweiterungen in Word, Exel und Powerpoint implementiert, so dass die Office-Produkte
weitaus mehr Formatfunktionalität bieten können als die anderen, die sich an die 6000 Seiten starke
Formatbeschreibung halten müssen. "Wir haben alle an der Entwicklung des Internet-Explorers
deutlich gesehen, wie rigoros sich Microsoft über verbindliche Standards hinweg setzt, nur um damit
seine eigenen Produkte im Markt durchzudrücken – das wird bei OOXML nicht anders werden", lautet
seine düstere Prognose.

Harald Weiss/CZ/pk


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