Kommentar: Software-Defined-Networking

Router-Weg oder Router weg

3. Juli 2013, 17:04 Uhr | Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau
Mathias Hein, Consultant

Software-Routing in Kombination mit Software-basierten virtuellen Hosting-Funktionen könnte die gesamte Netzwerkbranche erschüttern und die gesamte IT nachhaltig verändern. Demnach sind klassische Router auf dem falschen Weg.

So regelmäßig wie das Frühjahrshochwasser hören wir Geschichten über das Ende der Vernetzung, in der Art wie wir diese bisher kennen. Seit Ewigkeiten preisen sich auch neue Unternehmen als "Cisco-Killer" an. Irgendwann haben jedoch die Ankündigungen ihre Glaubwürdigkeit verloren und wir kehren beruhigt zum Alltag zurück. Jetzt kommt jedoch eine „große Veränderung“ auf die Netzwerke zu, die das Potenzial hat, einige etablierte Netzwerkhersteller in Bredoullie zu bringen und einen „endgültigen“ Paradigmenwechsel einleitet.

Software-Defined Networking (SDN) beseitigt die klassischen Switches und Router. Das adaptive Verhalten dieser Komponenten wird in Zukunft durch eine zentrale Netz-/Kommunikationssteuerung ersetzt. Diese Ankündigungen kennen wir inzwischen seit rund 12 Monaten. Seitdem ist die gesamte Netzwerkindustrie keinen wirklichen Schritt weitergekommen. Das Openflow-Control-Protocol wurde veröffentlicht und Cisco und alle anderen Anbieter stellen einen Openflow-Controller in Open-Source-Form (Open Daylight) zur Verfügung, aber die Hersteller scheinen keine Angst vor SDN zu haben. Denn alle Hersteller wissen aus Erfahrung, dass eine zentrale Steuerung nicht wirklich skaliert und daher keine große Bedrohung für das Netzwerkgeschäft darstellt.

Eine potenziell größere Bedrohung für viele Hersteller ist das "Hosted-Routing". In aller Stille haben die Chiphersteller und Software-Anbieter im vergangenen Jahr daran gearbeitet, die Server im Bereich der Netzwerkerei deutlich zu verbessern. Zunächst wurden die notwendigen Funktionen zur Virtualisierung und im Bereich des Cloud-Computings verbessert. Bald merkte man jedoch, dass die Cloud-Datacenter-Anwendungen bei der virtuellen Vernetzung erheblich zulegen mussten. Diese Form von SDN erfordert virtuelle Switches und Router. Einige Anbieter, darunter Vyatta (inzwischen von Brocade gekauft) zeigten, dass man einen leistungsfähigen Server mit einem virtuellen Router kombinieren und echte Router in Sachen Leistung tatsächlich schlagen konnte. Vor kurzem hat die US-Firma Cumulus, seine Pläne für einen Software-Router vorgestellt. Dieses Konzept nutzt teilweise das offene Switch-Design aus SDN und lässt sich auch in Server integrieren - damit kann eine preiswerte Vernetzung realisiert werden.

Von einigen Zeitgenossen wird diese Idee milde belächelt, da Cisco gerade einen großes Kapazität-Update für ihre aktuellen Core-Router vorgenommen hat. Außerdem wird gemunkelt, dass Cisco in naher Zukunft noch größere Boxen in den Markt schieben wird. Daher glaube ich nicht, dass die virtuellen Router oder die Server-basierten Router die spezialisierten Router-Giganten ersetzen können.

Das müssen diese Geräte auch nicht, da die großen Netzbetreiber klar gemacht haben, dass diese eine agile optische Kommunikation benötigen und noch mehr Prozesse in den Kern ihrer Netzwerke verlagern wollen. Der Edge der Netzwerke ist jedoch der Bereich der die meisten Boxen (und Geld) benötigt. Dies ist genau der Bereich, in dem die Software-basierten Router große Wirkungen und Erfolge haben könnten.

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