Microsoft Research Tech Fest 2009

Social E-Mail und Netbook-Cluster: Was Microsoft für die Zukunft plant

10. März 2009, 23:57 Uhr |

Das jährliche Stelldichein Tech Fest der Forscher von Microsoft Research erlaubte einmal mehr einen Blick in die Zukunft. Das Tech Fest 2009 zeigte aber nicht nur faszinierende Forschungsprojekte, die die Arbeit mit dem PC verändern werden. Zu bestaunen gab es auch die private Sternwarte, die das Bild per Fingerzeig rotiert und vergrößert.

Die Mini-Sternwarte wird von ihren Machern "
http://chris.pirillo.com/interactions-with-an-omnidirectional-projector/">Interactions with
an Omni-Directional Projector" genannt. Die Forscher haben einen herkömmlichen Beamer um eine
Weitwinkel-Linse erweitert und können so eine 360-Grad-Projektion erzeugen. Demonstriert wurde das
Projekt, indem die Entwickler den Projektor unter eine Kuppel stellten, die sie aus
Pappkartondreiecken zusammengebaut haben. Der 360-Grad-Effekt ist trotz der simplen Konstruktion
beeindruckend.

Der eigentliche Clou ist aber die Gesten- und Sprachsteuerung der Projektion: Hält man die Hände
in einer bestimmten Stellung über die Linse, wird der Eingabemodus aktiviert. Anschließend kann
entweder per Sprachkommando ein anderes Projektionsszenario (Sternensystem, Globus,
360-Grad-Aufnahmen von Gebäuden und so weiter) gewählt oder mit einer weiteren Geste – ähnlich dem
Zupfen mit zwei Fingern – in der Szenerie navigiert werden. Insbesondere die Zoom-Effekte beim Flug
durch unser Universum sind beeindruckend. Möglich wird das Erkennen der Gesten durch Sensoren einer
Infrarotkamera, die rund um die Projektorlinse platziert sind und die Bewegungen der Finger
erkennen.

Spannend war auf dem Tech Fest auch der Server-Cluster, den die Microsoft-Research-Forscher aus
50 Mini-Mainboards aufgebaut haben. Der Cluster benötigt nur einen Bruchteil der Energie eines
herkömmlichen Clusters, da auf den Boards die aus Netbooks wie dem
http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/articles/erster_asus_eee_pc_mit_festplatte_und_101-zoll-display:/2008036/31637315_ha_CZ.html">Asus
Eee PC bekannten Intel-Atom-CPUs (Atom 330) stecken und anstatt herkömmlicher Festplatten
energiesparende SSDs (Solid-State Drives) von Samsung verwendet wurden.

Die verbauten Prozessoren leisten zwar je nach Anwendung nur ein Drittel oder ein Viertel
dessen, was moderne Xeon-CPUs vollbringen. Dafür genehmigen sich die Netbook-Prozessoren aber laut
Projektleiter Jim Larus auch nur acht Watt. Zum Vergleich: Die Xeon-CPUs verlangen mindestens 50
Watt.

Mehr zum Thema:

http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/articles/microsoft-visionaer_mundie_die_rolle_des_pcs_wird_sich_fundamental_wandeln:/2008039/31656996_ha_CZ.html?thes=">Microsoft-Visionär
Mundie: "Die Rolle des PCs wird sich fundamental wandeln"

http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/articles/das_internet_der_dienste_knuepft_lueckenlose_wertschoepfungskette:/2009007/31810718_ha_CZ.html?thes=">Das
Internet der Dienste knüpft lückenlose Wertschöpfungskette

http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/articles/microsoft_konstruiert_digitalen_assistenten_rund_um_den_nutzer:/2009007/31830114_ha_CZ.html?thes=">Microsoft
konstruiert digitalen Assistenten rund um den Nutzer

Larus räumt aber gleichzeitig ein, dass die Atom-CPUs nur für wenige Anwendungsszenarien taugen.
Als Datenbankserver macht sich der Cluster in der Praxis längst nicht so gut. Besser steht dem
Paket da schon der Einsatz als Basis für ein Web-Frontend zu Gesicht, das Suchanfragen an die
zuständigen Datenbankserver weiterleitet.

Eingebettet ist der Cluster in ein Forschungsprojekt namens Marlowe. Die Marlowe Decision Engine
ist eine Kontrollsoftware, die anhand der zu erwartenden Cluster-Auslastung und der definierten
Service-Levels bestimmt, wie viele CPUs in den Schlafmodus wechseln dürfen. Damit sinkt die
Energieaufnahme des Clusters signifikant.

Gänzlich andere Optimierungen zeigten zwei weitere Forscherteams. Sie verquickten E-Mail-Clients
wie Microsoft Outlook und den Windows-Desktop mit Web-2.0-Diensten. Das Salsa 2.0 getaufte
Social-E-Mail-Projekt will E-Mail ins 21. Jahrhundert überführen und greift auf eine herkömmliche
Outlook-Installation zurück. Die Software sortiert E-Mails und Kontakte aber nicht nach Datum oder
Alphabet, sondern nach Relevanz des jeweiligen Kontakts. Die Software erkennt automatisch, welche
Kommunikationspartner zu einer Gruppe gehören und erlaubt es dem Anwender, die Gruppen zu benennen
(zum Beispiel "Familie", "Firma", "Freundeskreis Sport", "Freundeskreis Kultur" etc.).

Innerhalb der Gruppen erstellt das Programm der Forscher dann eine Rangliste der Kontakte und
sortiert alle damit zusammenhängenden Einträge wie E-Mails, Dateien auf Sharepoint-Servern oder
auch Nachrichten bei Facebook oder Myspace automatisch. Die Reihenfolge der Wichtigkeit wird
laufend angepasst, je nach Aufkommen der Kommunikation zwischen Anwender und Gesprächspartner.

Deutlich weiter entfernt von der Realität ist der
http://research.microsoft.com/en-us/projects/SocialDesktop/">Social
Desktop. Zwar basierte die Tech-Fest-Demo auf Windows 7, bis zur Auslieferung des
Vista-Nachfolgers wird das Projekt aber laut Tom Laird-McConnell von Microsoft Research nicht
marktreif sein. Der Social Desktop verpasst auf Wunsch jeder Datei auf dem Desktop eine eigene URL,
sodass die Files über das Internet – vor allem durch Web-2.0-Dienste wie Facebook oder Twitter –
zugänglich und von anderen Anwendern verändert oder kommentiert werden können.

Dabei findet der Zugriff nicht lokal statt: Die Software synchronisiert alle freigegebenen Files
mit Microsofts Cloud-Service
Azure,
sodass die URLs auf "cloudapp.net" verweisen. Es sind vor allem bislang ungelöste
Sicherheitsprobleme, die den baldigen Start von Social Desktop noch verzögern.

Uli Ries/wg


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+