Noch mindestens drei Jahre, bis SSDs im RZ zur Norm gehören

SSD noch nicht reif für das RZ: Lebenserwartung noch viel zu gering

15. Februar 2009, 23:58 Uhr |

Obwohl sich der Einsatz von Solid-State Drives (SSDs) in den Laptops rasant verbreitet, sehen führende Hardwareanbieter vorläufig keinen Durchbruch beim Einsatz der Halbleiter-Laufwerke im Rechenzentrum.

"Es wird noch mindestens bis 2012 dauern, bis SSDs die hohen Anforderungen im
Rechenzentrumsbetrieb erfüllen", sagt HPs SSD-Marketing-Manager Jimmy Daley. Das ist weitaus
später, als die SSD-Anbieter und viele Marktforscher bislang angenommen hatten.

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Zwar bieten die heutigen SSDs eine Reihe an Performance-Verbesserungen, womit sie trotz des
wesentlich höheren Preises eine rasante Akzeptanz bei den Highend-Notebooks und den neuen Netbooks
gefunden haben, doch für den Einsatz im Bereich Unternehmens-Storage und -Server beschränkt sich
die Nutzung von SSDs auf wenige Spezialgebiete.

Am weitesten fortgeschritten ist der RZ-Einsatz von SSDs bei den Sun-Servern der Familie Amber
Road Storage 7000. Hier konnte Sun im vorigen Quartal sogar ein beachtliches Plus von 21 Prozent
verzeichnen. Auch HP setzt bereits SSD-Laufwerke in seinen Proliant-BL495C-Bladeservern ein, doch
hier verbietet sich der Einsatz herkömmlicher Festplatten aufgrund der hier speziell anfallenden
Wärmeentwicklung.

Doch darüber hinaus sieht Daley noch keine weitere Nutzung oder gar einen Durchbruch dieser
Technik. "Man kann die neuen SSD-Laufwerke nicht als eine Eins-zu-eins-Ersatztechnik für rotierende
Magnetplattenspeicher einsetzen, auf denen dann geschäftskritische Anwendungen laufen", meint
Daley.

So würde sich deren Einsatz weiterhin auf spezielle Bereiche beschränken, bei denen sich andere
Lösungen verbieten: "Wir arbeiten mit vielen Partnern daran, dass SSDs eine ähnliche Einsatzbreite
wie Magnetspeicher erreichen, aber wir sind noch ein gehöriges Stück davon entfernt", so Daley. Er
rechnet frühestens gegen Jahresende mit der Verfügbarkeit von Business-ready-SSDs.

Die Liste der bislang ungelösten Probleme ist lang. Hier die wichtigsten Punkte im
Überblick:

Kein "Hot-Swapping": Da die heutigen SSDs für den Laptop-Einsatz entwickelt wurden, fehlt bei
der Firmware die Möglichkeit des Hot-Swappings, also dem Austausch des Laufwerks im laufenden
Betrieb. Doch gerade diese Funktion ist für einen RZ-Betrieb unerlässlich.

Kein High-Performance-Writing: Im Laptop-Einsatz konkurrieren die SSDs vor allem mit relativ
langsamen Harddrives, die nur 5400 Umdrehungen pro Minute erreichen (RPM), doch im Rechenzentrum
sind die Spindelgeschwindigkeiten wesentlich höher – und damit auch die Schreibgeschwindigkeiten. "
Bei den Lesegeschwindigkeiten gibt es keine Probleme, doch beim Schreiben müssen wir noch
erhebliche Verbesserungen erzielen", meint Daley.

Lebensdauer und Kapazität: Die ersten SSDs konnten nur ein Bit pro Zelle speichern. Diese so
genannten Single-Level Cells (SLC) haben nur begrenzte Speicherkapazität. Inzwischen kommen
überwiegend SSDs in Multi-Level-Cell-Technik auf den Markt, bei denen zwei oder sogar drei Bits pro
Zelle abgespeichert werden können. Damit lassen sich bereits SSD-Laufwerke von 512 GByte
erstellen.

Doch der entscheidende Nachteil der MLC-Technologie besteht darin, dass sie eine kürzere
Lebensdauer haben. Und da pro Zelle immer gleich zwei oder sogar drei Bits betroffen sind, geht die
Lebensdauer des Laufwerks exponentiell zurück. Krishna Chander von Isuppli schätzt, dass eine SLC
eine Lebensdauer von 100.000 Operationen hat, wogegen eine Zwei-Bit-MLC nur noch 10.000 Operationen
übersteht, und bei den Drei-Bit-MLCs sind es nur noch höchstens 1.000 Operationen. Die noch zu
lösende Aufgabe besteht jetzt darin, das Speichervolumen von MLC-Laufwerken mit der Lebenserwartung
von SLC-Zellen zu vereinen.

Unzureichende Bandbreite: "Wir müssen die Storage-Controller komplett ändern, um die
Input-Output-Bandbreite der SSDs voll ausschöpfen zu können", sagt Daley. An diesem Problem
arbeiten derzeit alle Storage-Anbieter. Auch EMC gab kürzlich bekannt, dass die heutigen Controller
noch nicht "SSD-ready" sind und folglich noch viel Performance-Potenzial der Halbleiter-Drives
nicht genutzt werden kann.

Was die weitere Entwicklung angeht, deckt sich die Einschätzung von Chander mit der von Daley: "
2012 als breite Marktakzeptanz von SSDs in den Rechenzentren ist eine sehr realistische Jahreszahl."

Harald Weiss/wg


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