Für eine Störung im Netz kann es viele Ursachen geben. Das ideale Messgerät bezieht möglichst viele Layer in die Testprozedur ein. Universell einsetzbare Werkzeuge können zudem mit unterschiedlichen Klassen und Kategorien umgehen - und zwar normgerecht und mit Kupfer- und LWL-Installationen.
In vielen Unternehmen sind die Verantwortlichkeiten für die Netzwerkinfrastruktur und die Applikationen strikt getrennt. Bei Problemen wie zum Beispiel langen Antwortzeiten bei spezifischen Anwendungen wird die Zuständigkeit hin und her geschoben. In der Regel müssen Netzwerkverantwortliche den Beweis antreten, dass nicht das Netzwerk langsam ist, sondern etwa die Applikationsserver überlastet sind. Der Wirescope Pro von Agilent mit der so genannten Network-Testoption soll als Universalinstrument helfen, solche Probleme zu lösen.
Um die Ursachen für Netzwerkprobleme wie zum Beispiel ungewöhnlich lange Antwortzeiten zu finden, waren bislang diverse Messgeräte erforderlich. Dies liegt daran, dass in einer heterogenen Infrastruktur sowohl Kupferverkabelungen verschiedener Güte anzutreffen sind, als auch Glasfaserverbindungen. Hinzu kommt eine Vielzahl von unterschiedlichen Netzwerkkomponenten diverser Hersteller und Geschwindigkeiten. Zu allem Überfluss sind im Störfall die Fehlerbeschreibungen der Anwender meist nicht sehr aufschlussreich. Eine Fehlermeldung wie "Heute ist das Netzwerk aber wieder langsam" können dem zu Hilfe eilenden Netzwerktechniker schon einmal Laute des Unmuts entlocken.
Die Hersteller von Messgeräten reagieren auf diese Anforderungen, und so will zum Beispiel Agilent den Wirescope Pro mit der Professional-Network-Testoption als Allzweckmessgerät positionieren, um die Fehlersuche einfacher zu gestalten. Dazu verfügt es sowohl über die Möglichkeit, Kabelmessungen für Kupferkabel nach Kategorie 5e/6/6a beziehungsweise Klasse D/E/EA/F durchzuführen, als auch über die Option, Multimode- und Singlemode-Glasfaserverkabelungen auf ihre Funktion zu überprüfen. Hinzu kommt die Möglichkeit, im "lebenden Netzwerk" zu messen: Dazu wurde das Gerät mit einem separatem RJ45-Anschluss für 10/100/1000 MBit/s Ethernet und einem SFP-Anschluss für 1GBit/s SX (Multimode) oder LX (Singlemode) Glasfaser ausgestattet. Ein zusätzlicher Ethernet-Anschluss ermöglicht eine Fernsteuerung für Langzeitmessungen oder für Messungen per Fernwartung in einer entfernten Niederlassung.
Die Bedienung erfolgt über einen Touchscreen. Eine in jedem Menü verfügbare Hilfefunktion soll den Griff zum Benutzerhandbuch in der Regel überflüssig machen. Angeschlossen an das Netzwerk führt das Gerät eine Netzwerkerfassung durch. Dabei werden alle verfügbaren Netzwerkressourcen ermittelt. Dadurch erhält der Administrator einen Überblick über das Netzwerk und kann zwischen Servern, Stationen, Switches, Routern und Remote-Stationen unterscheiden. In den Details sind neben den IP-Adressen auch die MAC-Adressen angegeben. Doppelt vergebenen IP-Adressen meldet das Gerät sofort.
Als Beispiel kann das anfangs genannte Problem dienen, bei dem sich ein Anwender beschwert, dass ihm das Netzwerk ungewöhnlich langsam erscheint. Abgesehen davon, dass die Aussagen des Anwenders meist sehr ungenau sind, kann eine langsame Applikation viele Ursachen haben. Neben defekten Kabeln, Netzwerkproblemen (ohne diese hier näher zu spezifizieren) oder Applikationsserverengpässen kann auch der Anwender-PC die Ursache sein.
Eine logische Vorgehensweise ist es, das Messgerät anstelle des Anwender-PCs an das Netzwerk anzuschließen. Der Tester ist in der Lage, die verschiedenen Server von diesem Punkt des Netzwerks aus diversen applikationsspezifischen Tests zu unterziehen. Für jede Art von Servern ist eine eigene Testprozedur hinterlegt, die vorgibt, in welchen Schritten zu testen und mit welchen Grenzwerten zu vergleichen ist. Für einen Fileserver beispielsweise führt der Tester ein "Name-Lookup" durch, um den DNS-Dienst zu überprüfen, dann wird die Ping-Antwortzeit gemessen. Anschließend schreibt das Gerät eine Testdatei auf den Server, liest sie und löscht sie wieder. Die dabei erzielten Datenraten gehen ebenfalls in die Messung ein, und jeder Wert wird mit Grenzwerten verglichen. Damit wird eine Aussage dazu möglich, ob die Ergebnisse in Ordnung sind.
Vom Anwender hinterlegte Autotestkonfigurationen definieren Gruppen von Servern, die in einzelnen oder mehreren Durchläufen zu prüfen sind. Durch Verwendung von Messtechnik mit definierter Hardware ist klar abgegrenzt, wo Fehler zu suchen sind. Ist der Netzwerk- und Serverzugriff vom Standort des Anwenders mit dem Tester problemlos möglich, ist es angeraten, den Client und seine Konfiguration weiter unter die Lupe zu nehmen. Neben dem Servertest verfügt Wirescope über weitere Abfrageoptionen wie Ping, Trace Route, SNMP von Switch-Ports oder statistische Auswertungen. Die Ergebnisse lassen sich speichern und als Berichte zusammenfassen.
Gerade die Definition und Standardisierung von Kupferverkabelungen machen zurzeit eine Veränderung durch. Neue Netzwerkgeschwindigkeiten wie 10 Gigabit Ethernet über Kupfer stehen vor der Tür. Dafür reicht eine Kategorie 6 oder Klasse E nicht mehr aus. Eine der daraus resultierenden Neuerungen ist die Klasse EA. Diese Klasse bezeichnet die installierte Verkabelung, während die dazugehörigen Komponenten wie Stecker, Dosen und Kabel als Kategorie 6a bezeichnet werden.
Die Klasse EA wurde speziell für die Übertragung von 10-Gigabit-Netzwerken geschaffen und setzt wie die bisherige Klasse E und Kategorie 6 auf RJ45-Stecksysteme. Kategorie 6a bedeutet die konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Kategorie-6-Komponenten, allerdings wurde die Bandbreite von 250 MHz nun auf 500 MHz erhöht. Anders als bei der alten Klasse E und D wird hier erstmals ein negativer Signalrauschabstand bewusst in Kauf genommen, definiert als ACR (Attenuation to Crosstalk Ratio).
Störrauschen, das bei einer Übertragung entsteht, darf stärker sein als das ankommende Signal. Um dennoch eine Übertragung zu ermöglichen, müssen Switches und Netzwerkkarten mit aktiven Kompensationen arbeiten. Die neue Klasse FA basiert auch wie der Vorgänger auf Tera- oder GG45-Steckverbindern. Der Frequenzbereich wurde von 600 auf 1000 MHz erweitert. Gute Messgeräte arbeiten normenkonform, was dazu führt, dass die Nutzungsdauer deutlich höher liegt und der Installateur nicht für viel Geld immer wieder neue Geräte kaufen muss. Alle nötigen Updates lassen sich über Software bequem vom Benutzer einspielen. Der Wirescope Pro misst beispielsweise im Frequenzbereich von 1 bis 1000 MHz und deckt somit alle älteren Standards wie Kategorie 3, 5, 5e und 6 sowie die Klassen C, D, E und F ab. Aber auch neue Standardentwürfe, die neben einem erhöhten Frequenzbereich auch neue Messverfahren wie etwa für Alien Crosstalk vorschreiben, müssen vollständig erfüllt werden.
Die Möglichkeiten, mit einem Gerät Kupfer- und Glasfaserkabel zu messen sowie Netzwerke zu analysieren, machen ein Universalgerät zu einem interessanten Werkzeug für Netzwerkadministratoren und Installateure: Es spart Messtechnik und Investition.