Im LANline-Interview nimmt Russell Dearnley, Product Manager Fiber Systems bei Panduit, ausführlich Stellung zur aktuellen Technik bei LWL-Systemen. Er warnt vor Billigprodukten, die die Netzintegrität empfindlich stören können.LANline: Herr Dearnley, was sind für Sie im Moment die wichtigsten Trends bei der Glasfaserverkabelung aus Auswendersicht? Dearnley: Die Langlebigkeit von Infrastruktur-Investitionen im Rahmen von flexiblen Migrationsstrategien stehen immer mehr im Fokus. Infrastrukturlösungen, die Betreiber heute kaufen und implementieren, müssen auch zukünftigen Standards Rechnung tragen, also von 10 zu 40 zu 100 Gigabit Ethernet LAN und von 8 zu 16 zu 32 und sogar 128 GBit/s auf der SAN-Seite über Fibre Channel. Die Dichte bei der Verkabelung und Vernetzung nimmt zu. Trunk-Kabel mit einer größeren Anzahl an Fasern und optische Kabelsysteme mit besserer Performance ermöglichen geringe Dämpfungsverluste und höhere Bandbreiten. LANline: Was bedeutete das für die Installation? Dearnley: In allen Projektphasen ist heute eine schnellere Implementierung möglich, von der Konzeption über das Design bis zur Installation. Vorkonfektionierte und damit getestete Verbindungen sind ein wichtiger Trend und sichern eine reibungslose Inbetriebnahme. Ebenso müssen Glasfaserlösungen heute einfach zu managen und instand zu halten sein. Unser Pan-MPO-System etwa löst dabei auch die Probleme mit Polarität und Geschlecht, die bei der Installation und im Betrieb auftauchen. LANline: Sollten sich Planer und Anwender bei der Produktauswahl im Moment eher auf das Kabel oder auf die Steckverbinder konzentrieren? Dearnley: Das ist keine Alternative, denn sowohl Kabel als auch Stecker sind bei der Produktauswahl wichtig. Der Kabeltyp, also OM3, OM4 oder Signature Core, bestimmt die mögliche Reichweite. Der Kabeldurchmesser ist ebenfalls wichtig. Mit dünneren Kabeln lässt sich eine höhere Verkabelungsdichte erreichen, was Platz spart. Der Steckertyp wiederum bestimmt die Verbindungsdichte, denken Sie an LC versus MPO. LANline: Und worauf sollten die Planer dann tatsächlich achten? Dearnley: Die Leistungsübertragungsbilanz für Hochgeschwindigkeits-Applikationen wie 40 and 100 GBit/s Ethernet und 16 GBit/s Fibre Channel ist sehr gering, daher sind hochperformante Verkabelungslösung um so wichtiger. Anwender nutzen zunehmend Querverbindungen, wodurch mehr Stecker zum Einsatz kommen. Zusammen mit den geringen Leistungsbilanzen im Zusammenhang mit Hochgeschwindigkeitsübertragungen hat Konnektivität daher einen immer höheren Stellenwert. Ebenso ist es bei hohen Übertragungsraten wie 10GbE und 16-Gigabit-FC wichtig, die Steckerverbindungen sauber zu halten. LANline: Welche Rolle spielt heute der Preis, und was bewirkt die Billigkonkurrenz auf dem deutschen Markt? Dearnley: Aufgrund der Punkte, die ich eben genannt habe, ist es für Anwender mittel- und langfristig sicherer und günstiger, qualitativ hochwertige Produkte von anerkannten Lieferanten einzusetzen, die globale Sicherheitsstandards und Leistungsspezifikationen erfüllen. Wir sind Mitglied der Communications Cable & Connectivity Association (CCCA). Diese Organisation setzt sich für Informationen auf Basis von Fakten und den Informationsaustausch im Bereich der strukturierten Verkabelung ein, um heutigen und künftigen Anforderungen im RZ gerecht zu werden. Minderwertige Produkte werden diesen Standards und Spezifikationen oft nicht gerecht. Ein Beispiel: Der Kabelmantel erfüllt bestimmte Klassifizierungen nicht, oder die Steckergehäuse liegen in ihren Abmessungen außerhalb der Spezifikationsgrenzen. Sehr häufig treffen wir auf Qualitätsschwankungen. Daher sehe ich die Billigkonkurrenz nicht nur auf dem deutschen Markt als zentrales Problem. LANline: Lassen Sie uns grundsätzlich über die Position der Paralleloptik-Lösungen auf dem Verkabelungsmarkt sprechen. Kommt dies beim Kunden an? Dearnley: Paralleloptik-Lösungen sind die unkomplizierteste Technik, um die allgemeinen Bitraten von Systemen zu erhöhen. Führende Standardisierungsgremien und Anwender unterstützen diese Technik, um 40GbE oder 100GbE zu erreichen. Die Entwicklung geht sowohl für 40GbE als auch für 100GbE zu vier parallelen Fasern. MPO-Stecker and Verkabelungslösungen mit geringem Durchmesser erlauben eine größere Kabeldichte im RZ, die die Implementierung unterstützt. Aber es stimmt, für den Kunden sind die Kosten selbstverständlich immer ein wichtiger Aspekt. Es ergibt sich für ihn die zusätzliche Anforderung, die Parallelstränge zusammenzuhalten. Einige Anwender stellen daher den Nutzern von MPO-Konnektivität in Frage, da dabei zwölf oder 24 Fasern auf einen Stecker kommen. Wir haben jedoch festgestellt, dass entsprechende Fortbildungen und Trainings zu Reinigung, Inspektion und Tests unseren Kunden helfen, die Technik optimal einzusetzen und so die Akzeptanz erhöhen. Wir ermöglichen diese Trainings mit unseren Partnern Fluke Networks und JDSU, und zwar lokal in Deutschland, aber auch weltweit. LANline: Wird es in absehbarer Zeit Alternativen zur Paralleloptik geben? Dearnley: Paralleloptik-Lösungen sind nicht gut skalierbar, daher gibt es selbstverständlich eine Forschung für Anwendungen mit noch höheren Bitraten auf Basis anderer Ansätze. Diese Ansätze umfassen die bidirektionale Kommunikation, Wellenlängen-Multiplex-Verfahren und sogar erweiterte optische Modulation, wo mehr als ein Bit pro Zeichen und Schritt zu übertragen ist. Aber auch wenn jede dieser Techniken in bestimmten Bereichen vielversprechend ist, sind sie im Vergleich mit Paralleloptik-Lösungen wesentlich komplexer, und es bedarf weiterer Forschung und Entwicklung, bevor diese Alternativen marktreif sind. Ciscos bidirektionale Lösung ist ein Anfang, sie ist jedoch proprietär and hat keinen Migrationspfad zu 100 Gig. LANline: Welche Rolle spielen Singlemode-Lösungen heute im RZ? Dearnley: Die große Mehrheit der LWL-Verkabelungslösungen im RZ, etwa 90 Prozent, sind Multimode-Lösungen. Dies basiert auf den signifikant höheren Kosten von Singlemode-Lösungen, die vor allem bei der Verbindung von Rechenzentren oder Gebäuden ein Rolle spielen, die mehr als 300 Meter voneinander entfernt sind. LANline: Und welchen Einfluss hat der Transceiver-Markt? Dearnley: Transceiver sind ein integraler funktionaler und Kostenbestandteil von Verbindungen. Ebenso haben die etablierten Transceiver-Hersteller großen Einfluss auf den Standardisierungsprozess. Um den Wert von Investitionen in die eigene RZ-Infrastruktur zu maximieren, ist es entscheidend, auf den Transceiver-Markt abgestimmt zu agieren. Frühe Anwender der neuesten Transceiver-Module geben pro Bit eventuell deutlich mehr aus im Vergleich zum Einsatz einer größeren Anzahl von Einheiten früherer Transceiver-Generationen. Abhängig von der Datenrate und den benötigten Reichweiten kann dies sicher die Entscheidung beeinflussen, ob Glasfaser- oder Kupferkabelsysteme zum Einsatz kommen. LANline: In welche Richtung plant Ihr Unternehmen für die kommenden Jahre? Dearnley: Panduit nimmt eine aktive Rolle in Standardisierungsorganisationen ein and arbeitet mit führenden Herstellern im RZ-Bereich zusammen. Dadurch können wir frühzeitig und gezielt auf kommende Markterfordernisse eingehen. LANline: Welche wichtigsten Regeln sollte ein Planer oder Betreiber für die Auswahl seiner Fiber-Lösung beachten? Dearnley: Beide sollten sich selbst einige Fragen stellen. Die erste ist: Welche Technik kommt heute und zukünftig im RZ vor? Bei der Antwort sollten sie die die Anforderungen mehrerer Generationen von Applikationen wie Ethernet und Fibre Channel beachten. Wenn sie die Glasfaserinfrastruktur als eine Investition in heutige wie auch zukünftige Applikationen betrachten, wird dies sehr wahrscheinlich die Gesamtkosten langfristig senken. Die zweite wichtige Frage ist: Wird Dichte, also die Anzahl der installierten Kabel, ein Problem sein? Dann können Kabel mit schmalem Durchmesser und auf hohe Dichte optimierte Schränke helfen. Dies kann zu signifikanten Einsparungen in Bezug auf den Platz führen. Und die dritte Frage: Habe ich Zugang zu Messgeräten und Analysewerkzeugen, um bei Erweiterungen, Umzügen oder Änderungen Fehler in der Glasfaserverkabelung zu überprüfen - also auch nach der Erstinstallation? Dann sollte der Betreiber über einen integrierten Designansatz zusammen mit einem Partner nachdenken, der ihm während der gesamten Lebensdauer des RZs zur Seite steht. Wenn er einzelne Komponenten von verschiedenen Lieferanten bestellt, kann dies die initialen Kosten verringern. Probleme und zusätzlich entstehende Kosten bei Installation und Inbetriebnahme sowie im laufenden Betrieb machen diesen Ansatz auf Dauer jedoch meist deutlich teurer. LANline: Gibt es Unterschiede für eine solche Bewertung bei großen RZs und dem Mittelstand? Dearnley: Generell sind die genannten Fragen für alle RZ-Größen relevant. In großen Rechenzentren spielen jedoch bestimmte Faktoren wie etwa die Kabeldichte eine noch größere Rolle. Weiterhin wird die maximale Entfernung zwischen Endpunkten mit zunehmender Größe wichtiger. Dies betrifft sowohl die Bandbreite des Kabels als auch die Konnektivität, die eingesetzt werden muss. Andere Parameter wie die Kühlstrategie und Netzwerkarchitektur gewinnen mit zunehmender Größe ebenfalls an Bedeutung. LANline: Werden Ihrer Meinung nach RZ-Betreiber mit steigenden Geschwindigkeitsanforderungen von Kupfer-Lösungen auf LWL-Lösungen umsteigen? Dearnley: Ob RZ-Betreiber von Kupfer- zu Glasfasersystemen wechseln, kommt auf die Applikationen an. Für große Reichweiten ist Glasfaser sicher die richtige Wahl - schauen Sie sich die Standards an. LWL-Kabelsysteme sind effektiver bei großer Bandbreite über längere Distanzen und erlauben eine größere Flexibilität in der RZ-Architektur. LANline: Was sollten solche Umsteiger beachten? Dearnley: Aus meiner Sicht sind bei einem solchen Wechsel mehrere Punkte wichtig. Die richtige Installationsmethode ist entscheidend, das schließt zum Beispiel die Beachtung von Sauberkeit ein. Vorkonfektionierte Lösungen lassen sich sehr effizient einsetzen. LANline: Herr Dearnley, herzlichen Dank für das Gespräch.