Auch bei EMC stehen alle Zeichen auf Cloud - wobei der Speichersystemhersteller allerdings nicht an wenige gigantische Clouds glaubt. Vielmehr sollten größere Unternehmen mithilfe neuer EMC-Hardware eigene private Clouds betreiben.
Natürlich gehört auch bei EMC der Cloud die Zukunft. Bester Beweis: die Mitte Mai zu Ende
gegangene hauseigene Konferenz EMC World 2010 in Boston. Denn mit dem Konferenzmotto "Private Cloud"
setzt der Hersteller von Speichersystemen auf ein wichtiges Schlagwort in der an Bezeichnungen
nicht gerade arme Begriffswolke. Von der privaten Cloud war zumeist die Rede, wenn es um den
Einsatz von Cloud-Techniken wie Virtualisierung innerhalb eines unternehmenseigenen Rechenzentrums
ging. Gelegentlich bezogen sich die EMC-Sprecher wie Art Coviello, Boss der EMC-Sicherheitssparte
RSA, aber auch auf den Mix aus einer unternehmensinternen Cloud und dem Zugriff auf externe
Cloud-Dienste, wobei das Unternehmen stets die volle Kontrolle über seine Daten in der fremden
Datenwolke behält.
EMC hat während der EMC World erstmals eine neue Storage-Technik namens Vplex demonstriert. Mit
Vplex sollen größere Unternehmen – kleinere greifen eher auf Cloud-Dienste von Anbietern wie Amazon
zurück – private Clouds leichter aufbauen können. Nachdem EMC Vplex an Unternehmen wie auch an
Service-Provider verkaufen will, schweben dem Hersteller wohl zwei Einsatzszenarien vor: Entweder
läuft die Vplex-Hardware ausschließlich innerhalb der Rechenzentren des Kunden, oder aber man
koppelt das firmeneigene Vplex-System mit einem vom Cloud-Dienstleister betriebenen
Schwestersystem.
Die Vplex-Technik verspricht im Zusammenhang mit Storage-Arrays die gleichen Funktionen, wie sie
Server-Virtualisierung im Zusammenhang mit Servern bringt: Virtuelle Maschinen (VM) sollen sich
samt der zugehörigen Daten und Anwendungen unterbrechungsfrei bewegen lassen. Vplex funktioniert
entweder innerhalb des Rechenzentrums (Vplex Local) oder auch zwischen zwei Rechenzentren (Vplex
Metro). Um die VMs zu verschieben, arbeite Vplex sowohl mit VMwares Vmotion zusammen, so EMC, als
auch mit Live Migration von Microsofts Windows Server 2008 R2 Hyper-V. Eine Abstraktionsschicht
löst den eigentlichen Speicherort der Daten vom Ort, an dem die Anwendung läuft, die auf die Daten
zugreift. Vplex versteht sich auch mit Storage-Arrays anderer Hersteller wie IBM oder Fujitsu und
soll sich ohne große Anpassung oder irgendeine Betriebsunterbrechung in vorhandene Infrastrukturen
eingliedern lassen.
EMC gibt für Vplex Metro eine Maximaldistanz von 100 Kilometern zwischen den Rechenzentren an.
Bei größeren Entfernungen wird wahrscheinlich die Latzenz den von vielen Anwendungen
vorausgesetzten Maximalwert von fünf Millisekunden überschreiten. Um überhaupt eine solche Distanz
im Synchronbetrieb zu überbrücken, soll eine neuartige Vplex-eigene Cache-Technik (Distributed
Cache Coherence) die Latenz-, Bandbreiten- und Konsistenzschwierigkeiten aus der Welt schaffen.
Diese Technik ist es auch, die Vplex von den Lösungen der Mitbewerber wie Hitachi oder Netapps
(Flexcache) unterscheidet: Vplex lässt gar nicht immer alle Schreiboperationen von allen
Storage-Arrays ausführen. Das System weiß vielmehr, wo gerade der letzte Datenstand zu finden ist,
und leitet die Anfrage der Anwendung zu diesem Array. Dies spart Bandbreite sowie Zeit. Zum Einsatz
kommen soll die Technik in den beiden bislang noch nicht verfügbaren Varianten Vplex Geo
(angekündigt für Anfang 2011) und Vplex Global (für die bisher kein Datum bekannt ist).
Die Vplex-Appliance selbst bringt pro Controller-Board 64 GByte Cache, 32
8-GBit/s-Fibre-Channel-Ports und zwei Quad-Core-Prozessoren mit. Bis zu vier solcher Boards, die
dann insgesamt 8.000 virtualisierte Laufwerke kontrollieren, lassen sich in der Appliance
unterbringen. Preise nannte EMC ebenfalls: Der Einstiegspreis für Vplex liegt bei 77.000 Dollar,
wobei das Produkt auch im SaaS-Modell (Software as a Service) ab 26.000 Dollar erhältlich sein
soll.
EMC-Tochter RSA äußerte sich zur Sicherheit von Cloud-Diensten: Unter anderem beschrieb Ari
Juels, der Leiter des RSA Forschungslabors drei Test-Tools. Damit sollen Kunden von öffentlichen
Cloud-Angeboten wie den Amazon Web Services aus der Ferne die Zuverlässigkeit der Cloud-Dienste
bewerten können.