KI, Energie und Quanten-Technik im Rechenzentrum
Wie verändert Künstliche Intelligenz die Architektur zukünftiger Rechenzentren? Welche Rolle spielen Energieeffizienz, Modularität und Quanten-Computing und -Kommunikation in einer zunehmend digitalisierten Infrastruktur? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer zweitägigen Fachveranstaltung an der Hochschule Coburg, die Anfang November eine stattliche Anzahl von Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Industrie und Verbänden zusammenbrachte.
Ausrichter der Konferenz war der Eco-Verband der Internetwirtschaft in Kooperation mit dem V.I.R.Z. (Verband innovativer Rechenzentren). Vorort führte Roland Broch (Eco-Sprecher) gewohnt souverän durch die Veranstaltung. Hartwig Bazzanella, V.I.R.Z,-Vorstand und Leserinnen und Lesern von connect professional seit Jahren als Autor und Referent ein Begriff, musste diesmal krankheitsbedingt passen. Gastgeber der jetzt dritten Veranstaltung dieser Reihe war diesmal (nach Bayreuth und Göttingen) die Hochschule Coburg, vertreten durch Dr. Markus Neufeld, Referatsleiter und Koordinator für die Zusammenarbeit mit der Industrie.
KI beim Bau und Betrieb von Rechenzentren
Der erste Themenblock der Konferenz rückte die Auswirkungen von KI auf den Bau und den Betrieb von Rechenzentren in den Fokus. In einem Forschungsbericht zeigte Professor Dr. Thomas Wieland von der Hochschule Coburg auf, wie Künstliche Intelligenz sich auf das das Internet of Things auswirken kann. Dazu gehören zum Beispiel das überwachte (maschinelle) Lernen, außerdem Maßnehmen zur Anomalie-Erkennung in umfangreichen Datensätzen oder das sogenannte Federated Learning, das Vorteile bei begrenzter Rechenkapazität bieten kann – etwa in Edge-Lösungen. Michael Hausleitner (ABB) ergänzte dies um Perspektiven zu flexiblen Infrastrukturen für Mega-Rechenzentren. In diesem Kontext sei es möglich, so Hausleitner, mit einer Verschiebung der Redundanzstruktur der Stromversorgung in Richtung Mittelspannung signifikante Energieeinsparungen zu erzielen.
Nach einer Networking-Pause folgte der Praxisblock: Joachim Astel (Noris Network) präsentierte Best Practices rund um AI Workloads. Bernd Bauer (Wöhner) berichtete über aktuelle Herausforderungen bei der Energieverteilung zwischen klassischen Co-Location-Anforderungen und Visionen einer AI-Gigafactory.
In anschließenden Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmer nicht nur die vorgestellten Punkte nochmals recht kontrovers – unter anderem gab es einen angeregten Austausch zu den Themen Gleichstromtechnik im Datacenter sowie zum Dauerbrenner Fachkräftemangel.
Der zweite Tag startete mit einem Breakfast Talk, bevor der Themenblock B den Blick auf Energie und Modularität im Rechenzentrum richtete. Helmut Göhl (Ingenieurbüro GTS) gab einen Überblick über Energieeffizienzgesetz, OCP und Abwärmenutzung. Lukas Steiner (Eco e.V.) stellte ein Update zur RZ-Strategie des Branchenverbands vor, und Sascha Horn (Vertiv) zeigte ausführlich, wie modulare Ansätze den Bau von Next-Gen KI-Rechenzentren beschleunigen können.
Highend-Computing und die entsprechende Forschung kamen ebenfalls nicht zu kurz: Im Themenblock C gingen die Vortragenden die derzeitigen Fortschritte auf dem Weg in die Welt von KI und der Quanten-Technik an: Prof. Dr. Quirin Meyer (Hochschule Coburg) am Beispiel der Software Work Graphs ein zukünftiges Modell der GPU-Programmierung – aus Sicht der Software-Entwicklung liegen Grafik- und KI-Programmierung nicht allzu weit auseinander. Prof. Dr. Helena Liebelt (TH Deggendorf) gab einen Überblick über den Stand des Quanten-Computings und die Position Deutschlands im Rahmen des internationalen Wettbewerbs. Liebelt zeigte sich besonders bei der Software-Entwicklung entschieden optimistisch – zumindest dort ist die heimische Forschung ganz vorn dabei, Matthias Reidans (Diplomatic Council Quantum Leap) referierte anschließend über die Bedeutung der neuen Disziplin namens Quantum Machine Learning für KI und IT-Sicherheit.
Beim „Wunder von Bernd“ hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Ausklang der Konferenz noch einmal Zeit für ausgiebiges Networking – an Bernds mobiler Verpflegungsbude warteten leckere fränkische Bratwürste. Alle Konferenz-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer waren sich einig: Die Reihe gehört fortgesetzt.
Dr. Jörg Schröper ist als freier Fachjournalist in München tätig.