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12 Milliarden Euro Investitionen in 2025

KI pusht das Wachstum von Rechenzentren in Deutschland

Künstliche Intelligenz treibt den Ausbau von Rechenzentren voran – auch in Deutschland. Aktuell machen Rechenzentren für KI rund 15 Prozent der gesamten, in Deutschland installierten Kapazitäten aus.

Autor: Andrea Fellmeth • 10.11.2025 • ca. 2:55 Min

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© KM Stock – shutterstock.com
Inhalt
  1. KI pusht das Wachstum von Rechenzentren in Deutschland
  2. USA und China ziehen deutlich davon

Der rasante Fortschritt bei Künstlicher Intelligenz sorgt für einen starken Ausbau der Rechenzentrumsinfrastruktur – auch hierzulande. Derzeit entfallen rund 15 Prozent der in Deutschland installierten Rechenzentrumskapazitäten auf KI-Anwendungen. Bis zum Jahr 2030 soll sich diese Leistung, gemessen in Watt, vervierfachen: von aktuell 530 Megawatt auf rund 2.020 Megawatt. Damit würden KI-Rechenzentren dann etwa 40 Prozent der gesamten Kapazitäten ausmachen.

In Deutschland sind aktuell rund 2.000 Rechenzentren mit einer Anschlussleistung von jeweils über 100 Kilowatt in Betrieb. Etwa 100 davon gehören zur Kategorie der Großrechenzentren mit mehr als 5 Megawatt Leistung. Insgesamt ist die installierte Leistung aller Rechenzentren im Jahr 2025 um neun Prozent auf 2.980 Megawatt gestiegen – die hundert größten Anlagen tragen etwa die Hälfte dazu bei.

Bereits Anfang 2026 dürfte erstmals die Marke von 3.000 Megawatt überschritten werden, bis 2030 wird ein Gesamtwert von 5.000 Megawatt erwartet. Damit würden sich die Rechenzentrumskapazitäten in Deutschland gegenüber 2024 nahezu verdoppeln. Diese Zahlen stammen aus der aktuellen Bitkom-Studie „Rechenzentren in Deutschland: Aktuelle Marktentwicklungen – Update 2025“, die vom Borderstep Institut im Auftrag des Bitkom durchgeführt wurde.

Deutschland droht international zurückzufallen

Das starke Wachstum des Rechenzentrumsmarktes wird vor allem durch den steigenden Bedarf an Künstlicher Intelligenz und Cloud-Computing getrieben. „Künstliche Intelligenz wird zum entscheidenden Faktor für die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft und unserer Verwaltung“, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Deutschland muss sicherstellen, dass ausreichend leistungsfähige Rechenzentren zur Verfügung stehen – denn ohne Rechenzentren keine KI. Nur so können wir unsere digitale Souveränität sichern und international zu den Technologieführern aufschließen. Dafür brauchen die Betreiber bessere regulatorische Rahmenbedingungen, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie vor allem eine stabile Versorgung mit bezahlbarem Strom.“

In diesem Jahr investieren Rechenzentrumsbetreiber rund 12 Milliarden Euro in IT-Hardware und 3,5 Milliarden Euro in Gebäude und technische Infrastruktur – ein neuer Rekordwert. Etwa 2,5 Milliarden Euro davon entfallen auf Klima-, Stromversorgungs- und Gebäudetechniksysteme.

Im internationalen Vergleich bleibt Deutschland jedoch zurück. Anders als in den USA oder China existieren hierzulande bislang keine Mega-Rechenzentren, die ausschließlich für KI-Anwendungen betrieben werden. Die IT-Systeme in deutschen Datacentern sind deutlich kleiner dimensioniert. 2024 verfügten die USA über zehnmal so viele Rechenzentrumskapazitäten, wie Deutschland bis 2030 insgesamt plant. Zudem werden dort jährlich mehr als viermal so viele neue Kapazitäten hinzugebaut, wie in Deutschland aktuell installiert sind. Rohleder warnt: „Beim Thema Rechenzentren müssen Bund und Länder all in gehen und die Investitionshürden radikal senken. Hier entscheidet sich, ob Deutschland zur Datenkolonie wird oder im digitalen Zeitalter ein souveränes Land bleibt.“

Cloud und Edge als Wachstumstreiber

Hauptmotor des aktuellen Ausbaus sind Cloud-Angebote – insbesondere für KI-Anwendungen. Diese steigen 2025 um rund 17 Prozent auf 1.450 Megawatt. Damit entfallen aktuell 49 Prozent der gesamten deutschen Rechenzentrumskapazitäten auf Cloud-Infrastrukturen (2024: 45 Prozent, 2019: 29 Prozent).

Auch der Markt für Edge-Rechenzentren gewinnt an Dynamik. Mit einer Anschlussleistung von rund 240 Megawatt im Jahr 2025 bleibt er jedoch noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Edge-Rechenzentren befinden sich näher an den Endanwendern oder Anwendungen, was besonders kurze Reaktionszeiten ermöglicht. Klassische Rechenzentren bleiben zwar wichtig, zeigen jedoch einen rückläufigen Trend – ihre Leistung sinkt 2025 auf 1.290 Megawatt.

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Steigende Energieeffizienz bei wachsendem Stromverbrauch

Parallel zum Kapazitätsausbau steigt auch der Energiebedarf. Für 2025 wird der Stromverbrauch deutscher Rechenzentren auf 21,3 Milliarden Kilowattstunden geschätzt – nach 20 Milliarden kWh im Jahr 2024 und 12 Milliarden kWh im Jahr 2015. Rund zwei Drittel davon entfallen auf IT-Komponenten wie Server, Speicher und Netzwerktechnik, ein Drittel auf die Gebäudeinfrastruktur (zum Beispiel Kühlung und Notstromversorgung).Trotz des steigenden Bedarfs werden die Systeme effizienter: Zwischen 2017 und 2022 erhöhte sich die Energieeffizienz von Standardservern um durchschnittlich 26 Prozent pro Jahr. Rohleder unterstreicht: „Die Energieeffizienz von Rechenzentren hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und wird angesichts steigender Strompreise und wachsender KI-Anforderungen noch wichtiger werden. Es liegt im ureigenen Interesse der Betreiber, den Energieverbrauch zu optimieren. Effizientere IT- und Gebäudetechnik senken nicht nur Kosten, sondern schonen auch die Umwelt. Energieeffizienz ist längst kein technisches Detail mehr, sondern ein zentraler Wettbewerbsfaktor.“