Test: Quest Vranger Pro 5.3

Backup-Lösung für VMware

11. Mai 2012, 6:00 Uhr | Christoph Lange/pf

Das auf VMware spezialisierte Backup Tool Vranger verspricht schnelle Sicherungen und Wiederherstellungen von kompletten virtuellen Maschinen sowie von einzelnen Dateien und Verzeichnissen. Mit der Vranger Appliance lässt sich zudem eine kostengünstige Replikation für die Notfallvorsorge einrichten.Durch die starke Zunahme der Server-Virtualisierung steigt auch der Bedarf an leistungsfähigen Werkzeugen für die Sicherung und Wiederherstellung von virtuellen Servern. Zu den Pionieren auf diesem Gebiet zählt die Software Vranger von Quest Software, die durch die Übernahme von Vizioncore ins Portfolio kam. Dabei unterstützt die Backup- und Replikationslösung für VMware mehrere unterschiedliche Backup-Verfahren. Die zu wählende Architektur hängt auch davon ab, ob noch ESX-Server mit Service-Konsole zum Einsatz kommen (bis ESX 4.x), oder ob es sich ausschließlich um ESXi-Server handelt, die seit Vsphere 5 Standard sind.

Direct-to-Target- und Hot-Add-Methode

Im netzwerkbasierenden Modus mit ESX-Servern findet das Direct-to-Target-Verfahren Anwendung. Dabei werden die zu sichernden Daten vom ESX-Server direkt auf das Backup Repository geschrieben, ohne über den Vranger-Server zu laufen. Letzterer kann auf einer virtuellen oder physischen Maschine laufen. Der gesamte Backup Traffic läuft über die Netzwerkkarte der Service-Konsole.

Kommen ESXi-Server zum Einsatz, nutzt der Anwender die so genannte Hot-Add-Funktion. Der Vranger-Server muss dafür auf einer virtuellen Maschine (VM) installiert sein. Dadurch kann er die virtuellen Platten der zu sichernden VMs per Hot-Add-Funktion selbst mounten und die Daten direkt in das Backup Repository übertragen. Der gesamte Backup Traffic muss in diesem Fall über den Vranger-Server erfolgen.

Das klassische LAN-freie Backup-Verfahren wiederum benötigt einen physischen Server, der als Proxy-Server mit dem SAN verbunden ist. Es lässt sich mit ESX- und ESXi-Servern nutzen. Der Vranger-Proxy-Server greift direkt auf die im SAN gespeicherten virtuellen Disks der zu sichernden VMs zu und überträgt die Daten in das ebenfalls im SAN liegende Repository. Ein Backup Proxy kann laut Quest etwa zehn ESX-Hosts oder 100 VMs sichern. Das Hot-Add Backup ist ebenfalls als LAN-freies Backup konfigurierbar. Quest bietet für Vranger zudem das Add-on Tool "Netvault Smartdisk" an, um auch ein Backup to Disk mit integrierter Deduplizierung durchführen zu können.

Setup der Testumgebung

Für den LANline-Test entschieden wir uns für die Hot-Add-Backup-Methode und installierten Vranger Pro 5.3 auf einem virtuellen Windows-2008-Server. Die Testumgebung bestand aus zwei ESXi-5-Hosts. Auf dem Vsphere-Cluster liefen mehrere virtuelle Test-Server, mit denen die Backup- und Restore-Tests durchgeführt wurden.

Die Installation des Vranger-Servers war nach wenigen Minuten abgeschlossen. Beim ersten Start erscheint ein Setup Wizard, der durch die Basiskonfiguration führt. Sobald der Administrator die Verbindung zum Virtual Center hergestellt hat, lädt sich Vranger automatisch alle vorhandenen ESX-Hosts und VMs in die grafische Benutzeroberfläche. Für das Repository-Verzeichnis, in dem die Speicherung der Backups erfolgt, lässt sich eine Verschlüsselung aktivieren. Zudem muss der Anwender die "Katalog"-Funktion aktivieren, um die im Backup gespeicherten Dateien indexieren zu können. Ein SMTP-Server kann den Administrator per E-Mail über die Backup-Vorgänge benachrichtigen und Alarmmeldungen versenden.

Backup im Testbetrieb

Um die Backup-Funktionen von Vranger zu testen, richteten wir einen täglichen Backup-Job für die Sicherung von zwei virtuellen Windows-Servern ein. Die Konfiguration erfolgt über eine übersichtliche und einfach zu bedienende grafische Oberfläche. Der Administrator kann im Assistenten unter anderem wählen, ob nur eingeschaltete VMs zu sichern sind, ob das Gastsystem für einen konsistenten Zustand kurz eingefroren werden soll und ob das Tool die Daten komprimiert. Vranger unterstützt volle, inkrementelle und differenzielle Backups. Über die "Retention Policies" legt der Administrator fest, wie lange die Sicherungen aufgehoben bleiben.

Mit der Funktion "Active Block Mapping" (ABM) sichert Vranger nur die vom Windows-Betriebssystem aktiv genutzten Blöcke und lässt die gelöschten Blöcke unberücksichtigt. Das LAN-freie Backup lässt sich ebenfalls im Backup Wizard aktivieren. Der Administrator kann auch mehrere VMs zu Gruppen zusammenfassen, die dann mit denselben Einstellungen gesichert werden.

Die für den Test konfigurierten Sicherungen liefen fehlerfrei. Einen Windows-2008-Server mit einer 40 GByte großen Platte, die mit 10 GByte Daten belegt war, hat Vranger in zwölf Minuten gesichert. Dabei reduzierte sich die im Backup gespeicherte Datenmenge durch die Komprimierung um über die Hälfte auf 4,2 GByte. Ein Windows-2008-File-Server mit gleich großer Platte und 8,5 GByte Nutzdaten benötigte elf Minuten, die im Repository gespeicherte Datenmenge reduzierte Vranger auf 3,7 GByte.

Für den Test der Wiederherstellungsfunktionen löschten wir den File-Server über das Virtual Center komplett vom Speichersystem. Anschließend öffneten wir den Restore Wizard, um den virtuellen Server an seinem ursprünglichen Ort wiederherzustellen. Der Administrator kann als Ziel auch einen anderen Datastore, ESX-Host sowie das virtuelle Netzwerk wählen. Der Restore-Job lässt sich entweder sofort starten oder über einen Zeitplaner zu einem späteren Zeitpunkt ausführen.

Flexible Wiederherstellung

Der erste Restore-Job im Test meldete nach kurzer Zeit einen Fehler, weil auf dem Ziel-Datastore nicht mehr genügend Speicherplatz frei war. Nachdem wir ausreichend freien Platz geschaffen hatten, starteten wir den Job erneut. Dieser schlug allerdings mit der gleichen Fehlermeldung fehl wie beim ersten Mal. Wie sich herausstellte, hatte der Vranger-Server noch nicht erkannt, dass auf der iSCSI-LUN freier Speicherplatz hinzugekommen war. Nachdem wir mit der Windows-Disk-Management-Konsole einen Rescan der Platten durchgeführt hatten, stand der zusätzliche Platz auch unter Windows zur Verfügung und der Restore-Job lief erfolgreich zu Ende. Die Wiederherstellung dauerte etwa zehn Minuten und die VM stand anschließend im Virtual Center automatisch wieder zur Verfügung.

Um die Wiederherstellung von einzelnen Dateien und Verzeichnissen zu testen löschten wir von einer VM mehrere Verzeichnisse und Dateien. Anschließend wählten wir unter "My Repositories" von dieser VM eine zurückliegende Sicherung aus.

Über die Schaltfläche "File Level Restore" konnten wir anschließend die gelöschten Dateien und Verzeichnisse markieren und mit einem Klick auf "Restore" zurücksichern. Über die Katalogfunktion von Vranger ist es auch möglich, gezielt nach bestimmten Versionen einer Datei zu suchen. Mit der Funktion "One-Click Recovery" lassen sich Dateien direkt aus der Katalogansicht heraus wiederherstellen.

Für die regelmäßige Erfolgskontrolle der Backup-Umgebung liefert Vranger sechs Reportvorlagen mit, die Übersichts- und Detailberichte zu Backup-, Restore- und Replikationsjobs auf Knopfdruck erstellen. Wünschenswert wäre eine automatische Aktualisierungsfunktion für die Inventory-Anzeige der vorhandenen virtuellen Maschinen. Wenn eine bislang ausgeschaltete VM eingeschaltet wird, zeigt die Vranger-Oberfläche dies erst an, nachdem der Administrator einen "Inventory Rescan" ausgeführt oder die Anwendung neu geöffnet hat.Quest bietet für Vranger Pro eine virtuelle Vranger Appliance als OVF-Datei (Open Virtualization Format) an. Mit diesem System lassen sich zum einen einzelne Dateien und Verzeichnisse von Linux-VMs wiederherstellen. Zum anderen unterstützt die Appliance eine VM-Replikation zwischen zwei Standorten und ermöglicht damit ein kostengünstiges Disaster Recovery. Die Vranger Appliance lässt sich sowohl mit ESXi- als auch mit ESX-Hosts einsetzen.

Um die Replikationsfunktionen zu testen, haben wir zwei Vranger-Appliances eingerichtet. Der Administrator muss der VM noch eine zweite Disk hinzufügen, auf der das System die Replikationsdaten speicher. Für die Replikations-VMs sollte er zudem "VMware DRS" (Distributed Resource Scheduler) deaktivieren, um sicherzustellen, dass die Replikationspartner immer auf demselben ESX-Host laufen.

Anschließend fügten wir die beiden Appliances zur Vranger-Konsole hinzu und richteten eine Replikation für eine VM ein. Vranger unterstützt die Replikationsverfahren Changed Block Tracking (CBT), Hybrid (Snapshot Rotation) und Differential Block Scan. Der Administrator kann das Replikationsintervall ab fünf Minuten aufwärts frei wählen. Für den Test haben wir eine stündliche CBT-Replikation eingestellt. Die Initialreplikation dauerte 20 Minuten. Anschließend replizierte Vranger jede Stunde die veränderten Blöcke.

Fazit: Nützliches Backup-Werkzeug

Die Vranger-Lösung von Quest unterstützt mehrere Backup-Architekturen, wodurch sie sich in unterschiedlichen Netzumgebungen einsetzen lässt. Über die einfach zu bedienende grafische Oberfläche lassen sich Backup-Jobs rasch einrichten. Rücksicherungen sind mithilfe der Assistenten ebenfalls schnell erledigt. Die Vranger Appliance ergänzt das Werkzeug-Set um eine einfach einzurichtende Replikation, mit der sich eine vergleichsweise günstige Notfallvorsorge aufbauen lässt. Der Einstiegpreis für Vranger Pro liegt bei 756 Euro pro Host-CPU.

Info: Quest Software
Tel.: 0221/57774-0
Web: www.questsoftware.de

Der Autor auf LANline.de: chjlange

Der Vranger-Katalog indiziert alle gesicherten Daten und ermöglicht eine gezielte Wiederherstellung einzelner Dateien oder Verzeichnisse.

Mit Vranger lassen sich sowohl komplette VMs als auch einzelne Dateien und Verzeichnisse wiederherstellen.

Die einfach zu bedienende grafische Oberfläche zeigt unter anderem den Fortschritt der Backup-Jobs an.
LANline.

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