Mit einem sehr kurzen Slogan übertitelt Netapp in diesem Jahr seine Hauskonferenz Insight, eine globale Wanderveranstaltung mit Zwischenstopp in Berlin vom 14. bis 17. November 2016: "Data Fabric Now". Das auf der Insight 2014 noch als Vision vorgestellte Konzept wandelte sich innerhalb von nur zwei Jahren zum Kern des Netapp-Portfolios.
Die Botschaft der diesjährigen Insight ist einfach: Daten sind die Währung der digitalen Wirtschaft - und diese Währung wächst hinsichtlich Volumen, Vielfalt, Geschwindigkeit und Wert. Netapp sieht sich als Herr und Beschützer von Daten. Joel Reich, EVP Products and Operations, hat ein klares Rezept, um die Effizienz und Agilität in der IT nach vorne zu bringen:
Was Netapp als "Data Fabric" bezeichnet, ist ein Modell, das es Unternehmen erlaubt, Daten genau dort vorzuhalten, wo es gemäß den jeweiligen Anforderungen am sinnvollsten ist. Die Architektur einer passgenauen IT-Umgebung soll dabei das eigene Rechenzentrum ebenso wie unterschiedliche Public-Cloud-Ressourcen umspannen. Wohin auch immer man die Daten gerade verschiebt- Kontrolle, Management und Sicherheit präsentieren sich immer einheitlich. Ziel ist eine "Multicloud Hybrid Data"-Plattform ohne Einschränkungen bei der Wahl des Providers.
In diesem Sinne startete Netapp seine Insight-Tour am 26. September in Las Vegas mit einem riesigen Bündel an Neuankündigungen, laut Reich "die wichtigsten Neuerungen seit Firmengründung" (siehe "Netapp stellt neue Flash- und Hybrid-Storage-Arrays vor" auf lanline.de). Dazu zählten insbesondere sechs neue, Flash-optimierte Storage-Arrays sowie ein umfassendes Update des Speicherbetriebssystems Ontap 9. Letzteres unterstützt jetzt extrem skalierbare und hoch performante NAS-Container und kommt mit integrierter Verschlüsselungsfunktion. Die Cloud-Version von Ontap, die bisher AWS (Amazon Web Services) unterstützte, soll nun auch auf Microsofts Public-Cloud-Plattform Azure laufen.
Anfang November folgte die Ankündigung mehrerer neuer hybrid Cloud-Services, darunter "Netapp Private Storage" (NPS) as a Service, eine Data-Fabric-Lösung für Cloud Backup, ein Cloud-Synchronisierungs-Service sowie "Cloud Control for Office 365". Zum Portfolio gehört zudem "Oncommand Insight", über das sich die gesamte Data-Fabric-Infrastruktur analysieren, verwalten und optimieren lassen soll. Reich betonte, dass dieses Tool nicht nur die eigene Hardware unterstütze, zu der inzwischen auch Solidfire gehört, sondern zudem die Systeme nahezu aller einschlägigen Anbieter, darunter Cisco, Dell, HPE, Hitachi, Fujitsu, IBM, EMC, Pure Storage, Violin Memory und einige mehr. In der Private Cloud unterstützte das Tool die Virtualisierungsplattformen von Openstack, Red Hat, IBM, Microsoft und VMware, in der Public Cloud neben Ontap auch AWS und Azure.
Kernelement der Netapp-Strategie ist damit die Cloud, soll diese doch künftig einen wachsenden Teil der Unternehmensdaten beherbergen. Reich erwähnte verschiedene Prognosen, wonach dieser Anteil jedoch auch auf lange Sicht kaum über 50 Prozent hinauswachsen soll. Das eigene Rechenzentrum habe deswegen auch langfristig keineswegs ausgedient, es werde nur deutlich kleiner und stiller. Nach den Vorstellungen von Netapp gibt es in der Enterprise-IT der Zukunft vor Ort nur noch lautlosen Flash, "und was nicht auf Flash gespeichert werden soll, wandert in die Cloud. Flash ist qualitativ wesentlich besser, als alle erwartet haben. Die Kosten sind sehr rasch gefallen und werden das auch weiterhin tun", so Reich.
Flash-Positionierung Netapp vs. Solidfire
Wenn ein Unternehmen, das über eine eigene Palette angeblich so vielfältig einsetzbarer Flash-Speichersysteme verfügt, ein anderes Unternehmen kauft, das ausschließlich Flash-Speicher anbietet, wirft das natürlich Fragen auf. Obwohl der Netapp-Deal mit Solidfire nun schon knapp ein Jahr her ist, war er auf der Insight so präsent, als wäre er erst gestern gelaufen. Antworten dazu lieferten Dave Hitz, Mitgründer und Executive Vice President von Netapp, und Dave Wright, Gründer, Vice President und General Manager von Solidfire.
Dabei lobte der Netapp-Dave den Solidfire-Dave als den moderneren Cloud-native-Typ, der seine Genialität auf einem Gebiet entwickelt und zum Erfolg geführt hat, das sich Netapp erst erschließen musste. So seien die Solidfire-Lösungen von Beginn an für speicherhungrige Cloud-Anwendungen konzipiert, während die Netapp-Produkte in der klassischen Enterprise-IT groß geworden sind. Und sie böten ein Alleinstellungsmerkmal, das angeblich kein anderer Anbieter von Flash-Lösungen ab Werk bieten kann: garantierte Speicher-Performance.
"Die Webscale-Architektur von Solidfire vereinfacht den Rechenzentrumsbetrieb radikal", so Hitz. "Wir planen, die Automation des Storage auf dieser Basis massiv voranzutreiben, bis hin zum Zero Touch Storage". Einen Speicheradministrator werde es dennoch immer geben, "aber er wird nicht mehr Excel-Tabellen darüber führen müssen, welcher Server über welchen Link mit welchem Speicher verbunden ist", so Hitz. Seine Aufgaben würden sich in produktivere Bereiche verschieben, etwa als Daten-Manager.
Automatisierte Speichersysteme mit garantierter Performance sieht Netapp derzeit in erster Linie bei Service-Providern - also in einem Markt, auf den Netapp schon lange schielt. Hitz räumt jedoch ein, dass Lösungen, die sich bei großen Service-Providern bewähren, mittelfristig auch für Unternehmen interessant sind, abhängig von der Preisentwicklung. Die eigene Ontap-Reihe, die damit unter Druck geraten könnte, will er auch langfristig keineswegs sterben lassen. Vielmehr sieht er die beiden Systeme noch lange nebeneinander, "und sicher sogar manchmal bei ein und demselben Kunden."
Immerhin war einer der ersten Schritte von Solidfire unter dem Dach von Netapp die Integration von Flexpod-Systemen. Ontap-Speicher seien gute Allrounder für ein breites Spektrum an Arbeitslasten. "Sicher mag es für besondere Lasten den einen oder anderen Spezialisten geben, der genau in diesen Fall eine bessere Performance abliefert", so der Netapp-Gründer mit einem kleinen Seitenhieb auf Anbieter wie Pure Storage und Violin Memory, "aber mit jedem Spezialisten wird die IT komplexer - und genau das wünscht sich niemand."
Weitere Informationen finden sich unter www.netapp.com.