Hewlett-Packard muss aus der überteuerten Übernahme des britischen Software-Unternehmens Autonomy fast neun Milliarden Dollar abschreiben. Der IT-Konzern wirft der damaligen Autonomy-Führung Bilanzmanipulationen vor und hat die Börsenaufsicht eingeschaltet.
Von Vorgänger Leo Apotheker hat HP-Chefin Meg Whitman einige Altlasten geerbt. Eine davon trat jetzt bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen zutage. Wegen gerade erst entdeckter Unregelmäßigkeiten in der Bilanzierung des Softwareunternehmens Autonomy musste der IT-Hersteller in seinem vierten Fiskalquartal 2012 8,8 Milliarden Dollar abschreiben und rutschte tief in die roten Zahlen. HPs Nettoumsatz ging in den drei Monaten von August bis Oktober wegen des schwachen PC- und Druckergeschäfts um 6,7 Prozent auf 29,96 Milliarden Dollar zurück. Durch die Autonomy-Abschreibung beendete HP das Quartal mit einem Verlust von 6,9 Milliarden Dollar.
HP sieht sich von der Autonomy-Unternehmensspitze um Gründer Mike Lynch massiv getäuscht und spricht von Bilanzmanipulationen. Das Management hätte die Umsätze künstlich aufgebläht, um den Preis in die Höhe zu treiben. Der Konzern hat deshalb auch die US-Börsenaufsicht SEC und die britische Strafverfolgungsbehörde für Betrugsdelikte SFO eingeschaltet.
HP hatte Autonomy vor einem Jahr in der Amtszeit von Leo Apotheker für 11,5 Milliarden Dollar übernommen. Der Preis galt damals schon als völlig überzogen. Leo Apotheker wurde kurz darauf vom HP-Verwaltungsrat entlassen, der die Autonomy-Übernahme abgesegnet hatte. Nachfolgerin Meg Whitman war damals Mitglied des Verwaltungsrates.